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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 3.1933/​1935(1936)

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Heft 7 (April 1935)
DOI Artikel:
Kuhn, Friedrich: Schnitt durch eine römische Straße bei Beuggen Amt Säckingen
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https://doi.org/10.11588/diglit.27454#0333

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gen, Herten und Wyhlen als durchaus unrömisch (slehe unten). Dte vielen klei-
nen Hufeisen mit glattem Rand, die in der Straßenschüttung in Wyhlen ge-
funöen wurden, dürfen wohl mit als ein Veweis gegen die Ansetzung in
römische Zeit betrachtet werden, da solche m. W. noch nie mit Sicherheit in
römischen Schichten beobachtet wurden. Ganz gegen alle Erwartungen konnte
im Jahre 1933 bei den Grabungen am Brückenkopf Wyhlen auch keinerlei
Spuren einer Straße gefunden werden (Dad. Fundber. II, Seite 106).

Jm November 1934 gelang es enölich, bei Deuggen öie langgesuchte Römrr-
straße zu fassen. Herr Karl Buser beobachtete seit Jahren, daß in den Aeckern
und Wiesen im Gewann „Großfelö" sich jeweils im Hochsommer ein von Ost
nach West ziehender, 4—6 m breiter Streifen abhob, in dem die Pflanzen nicht
recht zum Wachsen kamen und klein und kümmerhaft blieben. Jn dem außer-

gewöhnlich trockenen Sommer 1934 war dieser Streisen vollkommen dürr und
hob sich in dem Gelände auf eine weite Strecke ab. Diese Deobachtung ließ
keinen Zweisel, dah die älrsache des Mißwachses ein alter Straßenkörprr ist,
der unter dem Ackerboden hinzieht. Ein Schnitt, der quer zu dem Gelände-
streifen gelegt wurde, erbrachte in einer Tiefe von 1 m ein 15—20 cm dickes
und 4,50 m breites Dand von reinem haselnuß- bis nußgroßem, braungefärb-
ten Kies, das außerordentlich hart war. Der Straßenkörper hatke als älnter-
lage eine Schicht von ROllsteinen, darunter befand sich 5er gewachsene Boden,
defsen Oberkante gebleicht war. Don Gräbchen beiöerseits der Straße war
trotz Deobachtung nichts zu sehen.

Es war ein glücklicher Zufall, daß öer angelegte Schnitt noch eine weitere,
sehr erfreuliche Feststellung zuließ. Die römische Straßenöecke war überlagert
von grohen und kleinen Dollsteinen, zwischen denen sich Erde befand. Dieser
Befund ist ganz derselbe, wie er fich in den anfangs erwähnten Schnitten bei
Dollingen und Herten ergeben hat. Dei Wyhlen ergab öer Schnitt eine 15 cm
starke Schicht von Kies und einzelnen Rollsteinen ohne Erde. Es handelte sich
offenbar um ein und öenselben mittelalterlichen Straßenzug, öer sich zunächst
noch an die alte Dömerstraße hielt, dann aber nur noch der allgemeiuen Rich-
tung in der Mitte der Ebene zwischen Rhein unö Dinkelberg, abseits von deu
später entstanöenLn Siedelungen folgte, im einzelnen aber davon abwich. Diese
Abweichung begann schon in Deuggen, öenn di'e Profile beider Straßen lagen
nicht genau übereinander, vielmehr hat sich die mittelalterliche Straße etwas
nach Süden verlagert. Sie muß sich als Durchgangsstraße lange im Bewuht-
sein des Dolkes erhalten haben. Ein alter EiNwohner von Beuggen erzählte
mir, es habe ihn in seiner Jugend immer gewundert, daß öie Hotzenwälder,
wenn sie ihr Dieh nach Dasel auf den Markt trieben, immer quer über die

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