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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 23.1967

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Sangmeister, Edward: Siedlungen der Rössener Kultur im Hegau
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https://doi.org/10.11588/diglit.44899#0018

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Eduard Sangmeister

waren in geringem Umfang Flächenbeobachtungen möglich. Die Aufnahmen wurden
von Techniker St. Unser und stellvertr. Kreispfleger Manhardt, Singen, durchgeführt.
Im Profil konnte nur festgestellt werden, daß von der neuen Straße zwei große — nach
den Flächenbeobachtungen zu schließen, von SW nach NO verlaufende — Senken im
gewachsenen kiesigen Boden durchschnitten wurden, die mit wechselnd gefärbten
lehmig-tonigen Schichten eingefüllt waren; sie ließen an Einschwemmungen denken
und bewogen St. Unser zur Interpretation als verlandeter Bachläufe. Einzelne der
Schichten führten stärker Holzkohle und Scherben und könnten daher als Siedlungs-
schichten angesprochen werden. Im nördlichen Teil des aufgenommenen Profils, der
schon außerhalb der südlichen Senke liegt, sind Gruben und möglicherweise Pfosten-
löcher innerhalb eines flach eingesenkten Bereiches erkennbar. Der letzte könnte Anlaß
zur Deutung als flach eingetiefter Hüttengrund geben, doch fehlt dazu die Beobachtung
im Planum. Überhaupt waren die Beobachtungsmöglichkeiten so wenig günstig, daß
nicht zu entscheiden ist, ob die bei den anschließenden Begehungen festgestellten »Hüt-
tengrundrisse“ unregelmäßig rechteckiger Form tatsächlich Reste von Hausböden sind,
oder ob durch Unregelmäßigkeiten im Boden und beim Fahren der Planierraupe Teile
der überall auf dem gewachsenen Boden aufliegenden Fundschicht stehen gelassen
wurden, die dann den Eindruck von dunkel gefüllten Eintiefungen erweckten. Die
Unsicherheit wird noch durch die Feststellung erhöht, daß einige Grundrisse im Bereich
der nördlichen Senke im gewachsenen Boden liegen, also in einem Bereich, wo die Be-
obachtungsbedingungen durch die dunkle Einfüllung der Senke ohnehin noch erschwert
waren. Die Umrisse der „Hüttengrundrisse“ bieten keinen Hinweis auf die Sicherheit
der Interpretation; Pfostenlöcher fehlen, so daß auch ein Vergleich mit den Rössener
Häusern vom Goldberg3) nicht möglich ist. Hinzu kommt, daß das von den Fund-
stellen 1—15 gesammelte Material (jede Nr. entspricht einem „Hüttenumriß“) auch
Scherben der Frühlatenezeit enthält. Daher sind die Deutungen und Zuweisungen zum
gegenwärtigen Zeitpunkt ganz unsicher, doch ist zu hoffen, daß bei späterer Gelegen-
heit zu beiden Seiten der Straße bei planmäßiger Grabung noch Ergebnisse erzielt
werden. Nach der örtlichen Situation ist sogar denkbar, daß die Siedlung selbst weiter
hangaufwärts gelegen hat. Die zunächst steilen Abhänge des Mägdeberges laufen hier
nach Osten in die Aachniederung allmählich aus, wo das heutige Dorf Mühlhausen
auf den tiefsten Ausläufern, gerade noch oberhalb der Ebene, liegt. Es wäre denkbar,
daß sich die Siedlung auf den Hangrücken erstreckte, die zwischen und nördlich der
beiden festgestellten Senken lag. Diese waren vielleicht Erosionsrinnen, die erst zu-
geschwemmt wurden, als ihr westlicher Austritt in die Ebene durch irgendein Ereignis
verlegt wurde. In ihnen konnte sich das herabgeschwemmte Material sammeln, so daß
die Masse der Fundstücke aus diesen beiden Senken stammt. Da auch das übrige Fund-
material nicht eine sichere Einzelzuweisung erlaubt, kann es im Folgenden nur als
geschlossener Komplex einer Siedlung unbekannter Form und Dauer vorgelegt werden.
Das gleiche gilt von den Funden von Binningen, wo in der Kiesgrube Schädler, Ge-
wann „Dümpfle“4), beim Vorbereiten zum Kiesabbau nach Abschieben des Mutter-

3) Germania 20, 1936, 229 ff. Abb. 4, 5 Beilage 7 (G. Bersu).
4) Angeblich sollen einige Funde auch vom Gewann „Unter Sand“ stammen.
 
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