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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 23.1967

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Fingerlin, Gerhard: [Rezension von: R. Pirling, Das römisch-fränkische Gräberfeld von Krefeld-Gellep]
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Lobbedey, Uwe: [Rezension von: Ludwig Berger, Die Ausgrabungen am Petersberg in Basel]
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https://doi.org/10.11588/diglit.44899#0295

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Buchbesprechungen

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erst der Nachweis erbracht werden, daß sich aus einer horizontalstratigraphischen Planauswer-
tung keine zusätzlichen Gesichtspunkte oder Gliederungsmöglichkeiten ergeben.
Wie schon eingangs betont, sollen diese kritischen Anmerkungen nicht den Wert der Publika-
tion oder gar die Arbeitsleistung der Verfasserin verkleinern. Schließlich ist es immer eine wenig
dankbare Aufgabe, wichtige Materialien vorzulegen, ohne mehr als eine „begrenzte“ Auswertung
geben zu können. Es kann daher nicht hoch genug veranschlagt werden, daß nun, nach drei Jahr-
zehnten, die Funde von Krefeld-Gellep zugänglich sind, ein Material, das zumindest für die spät-
römische Periode, aber auch das fünfte Jahrhundert die Erwartungen übertrifft.
Bei der Vorlage des fränkischen Fürstengrabes (Germania 42, 1964, 188 ff.) wurde schon ange-
deutet, was noch weiter ansteht. Die Verfasserin wird sich sicher die Chance nicht entgehen
lassen, im hoffentlich bald folgenden zweiten Teil die Erkenntnismöglichkeiten dieses hervor-
ragenden Fundplatzes auszuschöpfen. G. Fingerlin
Ludwig Berger, Die Ausgrabungen am Petersberg in Basel. Ein Beitrag zur Früh-
geschichte Basels. Verfaßt im Auftrag der Historischen und Antiquarischen Gesellschaft
zu Basel. Basel: Helbing und Lichtenhahn 1963. 115 Seiten, 44 Tafeln, 3 Pläne.
Die Arbeit von Ludwig Berger zeichnet sich durch Gründlichkeit, kritische Distanz und durch
vorbildliche Klarheit aus. Dabei waren ihre Voraussetzungen in zwiefacher Hinsicht ungünstig:
Es galt, eine bereits über zwanzig Jahre zurückliegende Grabung auszuwerten, was immer schwie-
rig und oft undankbar ist. Zum anderen mußte der Verfasser sich mit einer Materie beschäftigen,
deren Kenntnis bislang noch trotz vieler ernsthafter Bemühungen — die fruchtbarsten von
schweizerischer Seite — fast noch als vorwissenschaftlich bezeichnet werden muß. Es handelt sich
um die mittelalterlichen Funde, hauptsächlich des 10. bis 12. Jahrhunderts, deren umfassende
Bearbeitung den Schwerpunkt des Buches bildet.
Im ersten Abschnitt rekonstruiert der Verfasser den Befund der Grabungen am Petersberg (nörd-
lich des Münsterhügels) in den Jahren 1937 bis 1939, soweit er sich nach den unzureichenden
Unterlagen ermitteln läßt. Die Grabungsergebnisse vom Storchen-Areal 1957 werden ebenfalls
mitgeteilt. Leider tragen sie zur Aufklärung der älteren Befunde nur wenig bei.
Wie die Auswertung der Einzelfunde erweist, konzentrieren sich die ergrabenen Siedlungsreste
auf zwei Perioden: eine spätrömische und eine hochmittelalterliche. Der spätrömischen Periode
sind geringe Siedlungsspuren und wahrscheinlich auch ein bedeutender Mauerrest — offenbar von
einer Befestigung — zuzuschreiben. Für die spätrömische Zeit (4. Jhdt) möchte Berger eine
Straßenstation am Übergang über die Birsig annehmen.
Die hochmittelalterliche Periode ist durch zwei Schichtenpakete vertreten, die unter der Bezeich-
nung „untere bzw. obere Lederschicht“ schon durch die Arbeit von Gansser (1940) bekannt sind.
Die untere Lederschicht enthielt nur wenige Balkenreste. Älter als sie ist ein Palisadenzaun. Die
obere Lederschicht lieferte dagegen den bedeutendsten mittelalterlichen Siedlungsbefund, der
bisher südlich des Mains ausgegraben wurde. Unter günstigen Erhaltungsbedingungen hatten
sich im feuchten Untergrund außer zahlreichen Lederstücken beträchtliche Reste von mindestens
sechs Holzbauten erhalten — in der Regel die Schwellbalken, meist auf Steine gebettet, und ver-
stürzte Teile des Oberbaues. Es handelt sich um mehrräumige Häuser in Stabbautechnik, durch-
weg Ständerbauten. Ferner gehören Brunnen, Wasserkanäle, Wegbefestigungen usw. zu den
Resten der Siedlung. Die Deutung der ebenfalls gefundenen Steinmauern ist nicht ganz sicher.
Ein Nebeneinanderbestehen von Stein und Holzhäusern ist möglich.
Die Datierung der Gebäude ist durch die Funde gesichert — der Beginn der oberen Lederschicht
ist in das 11. Jahrhundert, ihr Ende noch vor 1200 anzunehmen. Die entscheidende Frage, ob die
mittelalterliche Besiedlung eine kontinuierliche Fortsetzung der spätrömischen bedeutet, erfährt
vom Befund her keine Antwort. Sicher datierbare Funde aus der Zeit des 5. bis 9. Jahrhunderts
fehlen und die stratigraphischen Verhältnisse waren nicht genau genug beobachtet.
Als vergleichbare Stadtgrabungen mit Holzbauten seien genannt: Hamburg (R. Schindler), Hait-
habu (H. Jankuhn), Wollin (K. A. Wilde) und das wenig bekannte Oppeln (von Georg Raschke
 
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