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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 23.1967

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Gerhardt, Kurt: Die menschlichen Überreste eines Glockenbechergrabes von Gündlingen, Ldkrs. Freiburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.44899#0193

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Die menschlichen Überreste eines Glockenbechergrabes von Giindlingen, Ldkrs. Freiburg

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Die menschlichen Überreste eines Glockenbechergrabes
von Gündlingen, Ldkrs. Freiburg
(Kleine Beiträge zur Paläanthropologie Eurafrikas: V)
Von Kurt Gerhardt, Riehen/Basel
Wieder einmal hat ein Bagger, der neuzeitliche höchst barbarische „Grabungshelfer“ der
Vorgeschichtsforschung, eine uralte Bestattung zutage gerissen. Es handelt sich offenbar
um ein singuläres Hockergrab, das nach den Beigaben — zwei unverzierten Glocken-
bechern — zur Glockenbecherkultur gehört. Ein kurzer Bericht über die Fundumstände,
das Inventar und die anthropologischen Gegebenheiten liegt bereits vor (Bad. Fundber.
[Fundschau] 21, 1958, 221 u. Taf. 59, 3. 4). Nunmehr seien die letzteren in der zur weite-
ren Verwendung nötigen Ausführlichkeit dargestellt.
Vom Hirnschädel ließ sich als ein ganzes Stück das Stirnbein mit dem vollständigen
linken Parietale und dem in Scheitelresten vorhandenen rechten Parietale zusammen-
bringen, denen sich das linke Drittel des Hinterhauptsbeines und die hintere Hälfte des
linken Schläfenbeines anschließen. Vorn am Stirnbein haftet die obere Hälfte der Kno-
chennase. Bei dieser Erhaltung ist die Norma lateralis sinistra des Hirnschädels in seiner
Plastik fast vollständig, in seinem Sagittalumriß auch nahezu gänzlich — von dem oberen
Nasenrückenprofil nach hinten bis zu einem Zentimeter unterhalb des Inion — vorhan-
den. Als isoliertes Stück liegt das hintere rechte Parietale vor.
Das linksseitige mediale Obergesicht mitsamt der vorderen Partie der rechten
Oberkieferalveolen, aber ohne das linke Jochbein, ist in einem steinharten Tonerdeblock
geborgen worden. Da die Alveolen, der Gaumen, die Gegend der linken Wangengrube,
das Orbitadach zerscherbt, jedoch im natürlichen Zusammenhänge festgebacken sind,
habe ich das Stück nur so weit gereinigt, daß die Oberflächen frei sind. Eine gesamthafte
Reinigung hätte eine Handvoll zwar sauberer, aber nicht mehr zusammensetzbarer
Scherbchen und Lamellen hinterlassen: es ist geraten und es zahlt sich aus, die Säuberung
der Knochen nicht immer als Routinearbeit einer Hilfskraft zu überlassen. Das ganze
Stück läßt sich im Bereich der Knochennase und des Orbitadaches an die Hirnschale
stellungs- und winkelgerecht anfügen. Danach sind wesentliche Kriterien, so die äußere
Form der Orbita, der Nase, ferner Höhe und Richtung der Oberkieferalveolen, zu ge-
winnen. In situ befinden sich die linksseitigen Dauerzähne vom 2. Inzisivus bis zum Weis-
heitszahn; diese Zähne sind wohlgeformt und kariesfrei. Postmortal ausgefallen sind die
beiden oberen 1. Schneidezähne (die weiteren rechtsseitigen Alveolen sind zerstört und
zum größten Teil verlorengegangen). An kleinen isolierten Fragmenten des Gesichtes
haben wir noch die Facies malaris des linken Jochbeins und als einziges Überbleibsel des
Unterkiefers den linken Processus condylaris. Die zur Unterstützung der Morphognose
dienenden Maße können zumeist nur ungenau oder wie die Größte Schädelbreite ledig-
 
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