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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 23.1967

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Gerhardt, Kurt: Ein bemerkenswerter Skelettfund von Aulfingen, Ldkrs. Donaueschingen
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https://doi.org/10.11588/diglit.44899#0199

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Ein bemerkenswerter Skeiettfund von Aulfingen, Ldkrs. Donaueschingen

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Ein bemerkenswerter Skelettfund
von Aulfingen, Ldkrs. Donaueschingen
Von Kurt Gerhardt, Riehen/Basel
Nahe dem Dorfe Aulfingen bei Donaueschingen stöberten Bauarbeiter am 1. Oktober
1963 in einer Waldschneise des Gewannes „Kohlerberg“ ein in gestreckter Rückenlage
bestattetes, etwa 1,20 bis 1,40 m tief liegendes menschliches Skelett auf, das zwar nicht
fachkundig ausgegraben, aber doch, wie wir sehen werden, mit lobenswerter Sorgfalt
geborgen wurde. Bei dem Toten fand sich ein verrostetes Eisenmesser, das nach seinem
Zersetzungszustand hochwahrscheinlich alt sein, das heißt nicht aus den letzten hundert
Jahren stammen dürfte, unglücklicherweise aber wegen seiner untypischen Form keine
Datierung in eine zeitlich enger begrenzte frühere Epoche erlaubte. Damit wäre das
Schicksal dieses Skelettes besiegelt gewesen: wie alle schlecht oder gar nicht zu datierenden
menschlichen Überreste hätte es nach einer etwaigen Notiz in der Fundchronik unter
„Gräber unbekannter Zeitstellung“ ohne Nutzen für die anthropologische Geschichte
des Landes und die Wissenschaft einen ungern belassenen Platz im Winkel eines Museums-
magazines eingenommen. Aber dieses Gebein ist nun doch nicht ganz umsonst wieder
zum Vorschein gekommen: es bietet nämlich einige Besonderheiten, welche eine Bekannt-
gabe durchaus rechtfertigen.
Zunächst: das K r a n i u m ist ausgezeichnet erhalten bis auf rechtsseitige Zerstörungen
des Gesichtes, die nach ihrem Aussehen gewiß nicht postmortal verursacht sein können.
Das Körper skelett liegt in Überresten der meisten Bereiche vor: von den Armen die
beiden Humeri, die linke unversehrte Ulna, der vollständige linke Radius, das bestoßene
obere Drittel der rechten Ulna; vom Schultergürtel beide Schlüsselbeine, rechts ohne
Facies articularis acromialis, ferner beide Schulterblätter ohne den Großteil der dünnen
eigentlichen Blätter, sodann der Sternalkörper des Brustbeins; von den Beinen der leider
an den beiden Epicondylen stark bestoßene linke Femur, die linke an den Enden etwas
beschädigte Tibia, von der rechten die oberen zwei Drittel und einige Scherben des
unteren Schaftes, die beiden Wadenbeine in Bruchstücken, eine Kniescheibe; Hand-
wurzelknochen fehlen, hingegen sind einige Fußknochen aufgelesen worden, so einige
Zehenphalangen, das linke Fersenbein, vom rechten nur ein oberes vorderes Fragment,
der linke Talus, das rechte Os naviculare, mithin spärliche Reste beider Füße; vom
Rumpfskelett viel Rippenbruch, die mürbe obere Hälfte des Kreuzbeines, die linke
Beckenhälfte ohne Os pubis und ein großes Stück des rechten Os pubis.
Die Bestimmung des Geschlechtes ist problemlos. Der Schädel ist absolut groß,
rasant profiliert, das Gesicht ist äußerst hager-striemig, in den Wangen tief ausgehöhlt
modelliert, die Überaugenbögen bilden starke, medial sitzende Wülste, die Warzen-
 
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