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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 23.1967

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Dehn, Rolf: Eine Siedlungsgrube der Urnenfelderkultur bei Efringen-Kirchen, Ldkrs. Lörrach
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https://doi.org/10.11588/diglit.44899#0073

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Eine Siedlungsgrube der Urnenfelderkultur bei Efringen-Kirdien, Ldkrs. Lörradi 65

Formen mit ausgesprochenen Trichterrändern (Taf. 29, 11. 12. 16). Neben den Gefäßen
mit Kerben oder Tupfen in der Halskehle treten auch solche mit Tupfen- oder Kerbleiste
(Taf. 29, 14) in derselben auf.
Dieser etwas knappe Vergleich der Materialien der beiden Siedlungskomplexe zeigt deut-
lich den Unterschied im Inventar auf. Dieser läßt sich klar chronologisch erklären. Konn-
ten wir als Fixpunkt für den Ansatz der Siedlungsgruben von Efringen-Kirdien die von
Gersbach zur Charakterisierung seiner Stufe Ha B 1 herangezogenen Gräber benutzen
und mußten wir für diesen Siedlungsfund ein eindeutiges Hineinreichen in Gersbachs
Stufe Ha B 2 verneinen, so finden wir in den Grabfunden der Stufe Ha B 2 einen glei-
chen Fixpunkt für die Siedlung auf dem Isteiner Klotz. Die Trichterrandurnen und
-becher, die Hauptschalenformen des Isteiner Klotzes, der rote Überzug und die Graphi-
tierung der Keramik sind in den Gräbern so geläufig, daß sich eine ausführliche Begrün-
dung erübrigt22).
Stellt man das beiden Siedlungen gemeinsame bzw. das zwischen beiden vergleichbare
Material zusammen, so zeigt sich, daß neben indifferenten Formen (vgl. in der Grob-
keramik) sich eine „Formengruppe“ ergibt, die sich sowohl von der reich ritzverzierten
Keramik von Efringen-Kirdien abheben läßt als sich auch deutlich von den Formen im
Stile Ihringen / Gündlingen vom Isteiner Klotz unterscheidet. Die Formen sind sichtlich
aus dem klaren Ha B 1-Formenbestand erwachsen (Zylinderhalsgefäße, Schrägrandbecher
und die Schalenformen), jedoch fehlt ihnen der reiche Ritzdekor. Die Zylinderhalsgefäße
und Becher sind statt dessen mit Rillen- oder Riefenbändern verziert, die Schalen tragen
meist nur noch eine Zickzacklinie auf dem Rand. Man ist aufgrund dieser Beobachtung
versucht, diese „Formengruppe“ als ein jüngeres Ha B 1 herauszustellen, wenngleich die
Materialbasis hierzu noch sehr gering ist23). In diesem Sinne ließe sich das Ende von
Efringen-Kirchen in dieses jüngere Ha B 1 verlegen. Zur Zeit der Siedlungsaufgabe von
Efringen-Kirchen wurde dann in 3,5 km Entfernung auf dem steilen Vorsprung des Istei-
ner Klotzes eine Höhensiedlung angelegt. Bei der nachbarlichen Lage beider Siedlungen
möchte man dabei eher mit einem Nacheinander als mit einem Nebeneinander rechnen.
Völlig unbeachtet blieb bei diesen Erörterungen die Frage, inwieweit der von beiden
Plätzen bekannte Fundstoff als jeweils einigermaßen repräsentativ für die ganze Siedlung
angesehen werden kann. Der gegenseitige Vergleich beider Fundkomplexe zeigte, daß das
Fundbild beider Siedlungen in sich einheitlich erscheint, sich deutlich gegeneinandersetzen
und sich nur in einem schmalen Streifen verzahnen läßt. Hierdurch wird die Möglichkeit

22) Vgl. W. Kimmig a. a. O. Taf. 25—30.
23) An dem Siedlungsmaterial von Schadeck (Oberlahnkreis) gelang E. Gersbach ebenfalls die
Herausarbeitung eines jüngeren Ha B 1 (Fundber. aus Hessen 1, 1961, 45 ff.), welches er einem
Ha B 2 im Sinne Müller-Karpes (H. Müller-Karpe, Beiträge zur Chronologie der Urnenfelder-
zeit nördlich und südlich der Alpen. Röm. Germ.Forsch. 22 [1959] 151 ff.) gleichsetzen möchte.
Am Maßstab Efringen-Istein gemessen erscheint uns Schadeck z. T. noch Istein gleichzusetzen,
was vgl. die Schalenformen anzeigen. Das Absetzen dieses jüngeren B 1 als eigene Stufe (= B 2
im Sinne Müller-Karpes) erscheint schwierig, solange wir nicht eindeutige Grabfunde diesem
Abschnitt zuweisen können. Weiterführen mag auch hier eine Aufarbeitung des Siedlungs-
materials des südbadisch-elsässischen Raumes, wo die Gesamtstufe B gut vertreten zu sein
scheint.

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