Eine Schnalle mediterraner Form aus dem Reihengräberfeld Güttingen, Ldkrs. Konstanz
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geläufigen „großen“ Garnituren mit meist dreieckigen Beschlägen. Diese scheinbare Zwi-
schenstellung darf jedoch nicht dazu verleiten, in diesem Schnallentyp tatsächlich eine
Übergangsform zu sehen, wobei die in Größe und Umriß zunächst gleichbleibenden Schnal-
len lediglich mit einem Beschläg versehen wären. Neben ihrer noch zu erörternden Her-
kunft und Zeitstellung läßt sich dagegen vor allem geltend machen, daß nur der Männer-
gürtel dieser wohl funktionell bedingten Veränderung in Breite und Beschlag unterliegt,
wogegen der Frauengürtel die gleichen Maße und einfachen Schnallenrahmen beibehält.
Zudem besitzen gerade die älteren Typen der Schnallen mit Beschläg immer eine Laschen-
oder Scharnierkonstruktion. Damit ist für die zur Diskussion stehende Gruppe eine Son-
derstellung angedeutet, die nicht nur auf ihrer relativen Seltenheit beruht und die durch
das gleichmäßige Vorkommen in Männer- und Frauengräbern noch unterstrichen wird.
Es liegt nahe, in jedem Fall, wo eine Einordnung in durchlaufende „Formenreihen“, damit
aber auch eine Erklärung als entwicklungs- oder zeitbedingte Erscheinung nicht möglich ist,
einen äußeren Anstoß für das plötzliche Auftreten derartiger Sonderformen verantwort-
lich zu machen. Zwar wird durch die häufige Verwendung des „profilierten“ Schilddorns
eine Herstellung unserer Schnallengruppe, in „germanischen“, d. h. fränkischen, alaman-
nischen oder langobardischen Werkstätten nahegelegt; doch stellt sich trotz des scheinbaren
Fehlens unmittelbarer Vorlagen aus nicht germanischem Bereich die Frage, ob nicht mit
entscheidenden Anregungen von dort gerechnet werden muß. Dabei ist zunächst von dem
enger gefaßten, durch das Güttinger Exemplar definierten Typ auszugehen, dessen haupt-
sächliches Charakteristikum in der plastischen, meist gegossenen Mittelrippe besteht.
Ein identisches Gegenstück zu Güttingen ist bisher nicht bekannt, da bei allen verwandten
Schnallen die Befestigung auf dem Riemen durch angelötete oder mitgegossene Heftstege
erreicht wurde. Soweit gelochte, seitliche Ansätze vorliegen, etwa bei Stücken aus Sablon-
nieres (A 50), sind sie mit Heftstegen kombiniert, dienten also nur zum Anbringen von
Schein- oder Ziernieten12). Allerdings läßt sich auch bei Güttingen nicht mit Sicherheit
ausschließen, daß eventuell vorhandene Stege nach langer Benutzung abgebrochen sind
und dann erst durch „echte“ Niete ersetzt wurden.
Formale Parallelen gibt es dagegen genug; die geographisch nächstgelegene aus einem teil-
weise zerstörten Grab des kleinen Friedhofs von Binningen (Ldkrs. Konstanz, Taf. 67,2. —
A 2). Weitere süddeutsche und schweizerische Vergleichsstücke stammen aus Gräfelfing
(A4), Ulm (All), Schleitheim (Taf. 67, 3. — A 9), Kaiseraugst (A 6) und Weinheim
(A 12). Schon ein flüchtiger Vergleich dieser sämtlich aus Bronze gegossenen Schnallen zeigt
eine gewisse Variationsbreite, die vor allem in verschiedenartigen, halbrunden oder haken-
förmigen Beschlägansätzen, aber auch im Fehlen der vorderen Ansätze, in unterschiedlicher
Länge und Betonung der Mittelrippe deutlich wird. Doch soll der Hinweis auf die Möglich-
keit weiterer Differenzierung zunächst genügen. Zahlenmäßig erscheinen diese Varianten
noch zu unbedeutend und lassen sich zudem räumlich nicht voneinander trennen, so daß
der Typ mit „aufgelegter Mittelrippe“ vorerst als einheitlich betrachtet werden kann.
Bei den etwa siebzig hier anzuschließenden Stücken (mit gesichertem Fundort oder doch
ungefährer Provenienz) aus dem Rheinland, aus Frankreich, Spanien, Italien und Ungarn
12) Eine besondere Betonung dieser seitlichen Ansätze wird gelegentlich auch durch Punzverzie-
rung erreicht. Kreisaugen finden sich etwa auf Stücken von Niederbreisig (A 7), Dangolsheim
(A 36), Hancourt (A 44), Pont Authou (A 49) und Fenek (A 81).
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geläufigen „großen“ Garnituren mit meist dreieckigen Beschlägen. Diese scheinbare Zwi-
schenstellung darf jedoch nicht dazu verleiten, in diesem Schnallentyp tatsächlich eine
Übergangsform zu sehen, wobei die in Größe und Umriß zunächst gleichbleibenden Schnal-
len lediglich mit einem Beschläg versehen wären. Neben ihrer noch zu erörternden Her-
kunft und Zeitstellung läßt sich dagegen vor allem geltend machen, daß nur der Männer-
gürtel dieser wohl funktionell bedingten Veränderung in Breite und Beschlag unterliegt,
wogegen der Frauengürtel die gleichen Maße und einfachen Schnallenrahmen beibehält.
Zudem besitzen gerade die älteren Typen der Schnallen mit Beschläg immer eine Laschen-
oder Scharnierkonstruktion. Damit ist für die zur Diskussion stehende Gruppe eine Son-
derstellung angedeutet, die nicht nur auf ihrer relativen Seltenheit beruht und die durch
das gleichmäßige Vorkommen in Männer- und Frauengräbern noch unterstrichen wird.
Es liegt nahe, in jedem Fall, wo eine Einordnung in durchlaufende „Formenreihen“, damit
aber auch eine Erklärung als entwicklungs- oder zeitbedingte Erscheinung nicht möglich ist,
einen äußeren Anstoß für das plötzliche Auftreten derartiger Sonderformen verantwort-
lich zu machen. Zwar wird durch die häufige Verwendung des „profilierten“ Schilddorns
eine Herstellung unserer Schnallengruppe, in „germanischen“, d. h. fränkischen, alaman-
nischen oder langobardischen Werkstätten nahegelegt; doch stellt sich trotz des scheinbaren
Fehlens unmittelbarer Vorlagen aus nicht germanischem Bereich die Frage, ob nicht mit
entscheidenden Anregungen von dort gerechnet werden muß. Dabei ist zunächst von dem
enger gefaßten, durch das Güttinger Exemplar definierten Typ auszugehen, dessen haupt-
sächliches Charakteristikum in der plastischen, meist gegossenen Mittelrippe besteht.
Ein identisches Gegenstück zu Güttingen ist bisher nicht bekannt, da bei allen verwandten
Schnallen die Befestigung auf dem Riemen durch angelötete oder mitgegossene Heftstege
erreicht wurde. Soweit gelochte, seitliche Ansätze vorliegen, etwa bei Stücken aus Sablon-
nieres (A 50), sind sie mit Heftstegen kombiniert, dienten also nur zum Anbringen von
Schein- oder Ziernieten12). Allerdings läßt sich auch bei Güttingen nicht mit Sicherheit
ausschließen, daß eventuell vorhandene Stege nach langer Benutzung abgebrochen sind
und dann erst durch „echte“ Niete ersetzt wurden.
Formale Parallelen gibt es dagegen genug; die geographisch nächstgelegene aus einem teil-
weise zerstörten Grab des kleinen Friedhofs von Binningen (Ldkrs. Konstanz, Taf. 67,2. —
A 2). Weitere süddeutsche und schweizerische Vergleichsstücke stammen aus Gräfelfing
(A4), Ulm (All), Schleitheim (Taf. 67, 3. — A 9), Kaiseraugst (A 6) und Weinheim
(A 12). Schon ein flüchtiger Vergleich dieser sämtlich aus Bronze gegossenen Schnallen zeigt
eine gewisse Variationsbreite, die vor allem in verschiedenartigen, halbrunden oder haken-
förmigen Beschlägansätzen, aber auch im Fehlen der vorderen Ansätze, in unterschiedlicher
Länge und Betonung der Mittelrippe deutlich wird. Doch soll der Hinweis auf die Möglich-
keit weiterer Differenzierung zunächst genügen. Zahlenmäßig erscheinen diese Varianten
noch zu unbedeutend und lassen sich zudem räumlich nicht voneinander trennen, so daß
der Typ mit „aufgelegter Mittelrippe“ vorerst als einheitlich betrachtet werden kann.
Bei den etwa siebzig hier anzuschließenden Stücken (mit gesichertem Fundort oder doch
ungefährer Provenienz) aus dem Rheinland, aus Frankreich, Spanien, Italien und Ungarn
12) Eine besondere Betonung dieser seitlichen Ansätze wird gelegentlich auch durch Punzverzie-
rung erreicht. Kreisaugen finden sich etwa auf Stücken von Niederbreisig (A 7), Dangolsheim
(A 36), Hancourt (A 44), Pont Authou (A 49) und Fenek (A 81).
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