Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 23.1967

DOI Heft:
Buchbesprechungen
DOI Artikel:
[Rezension von: J. Boessneck, J. P. Jéquier, H. R. Stampfli, Seeberg - Burgäschi-Süd, Teil 3]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44899#0283

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Budibesprediungen

275

Buchbesprechungen
J. Boessneck, J. P. Jequier, H. R. Stampfli, Seeberg — Burgäschi-Süd, Teil 3. Die Tier-
reste, ACTA BERNENSIA, Beiträge zur prähistorischen klassischen und jüngeren
Archäologie II, Bern 1963, 215 Seiten, 23 Tafeln, 42 Abbildungen im Text.
Als erster der auf acht Teile veranschlagten monographischen Bearbeitung der Ausgrabung See-
berg — Burgäschi-Süd ist die Darstellung der Tierreste durch J. Boessneck, J. P. Jequier und H. R.
Stampfli erschienen. Der Urgeschichtler erwartet naturgemäß zuerst eine Bearbeitung der Keramik,
die ihn am meisten interessiert, doch muß er sich wohl klarmachen, daß allein die Präparation und
Aufbereitung des Materials so großer Vorbereitungen bedarf, daß man hier länger wird warten
müssen. So ist es sehr zu begrüßen, wenn das scheinbar weniger wichtige Fundmaterial der Grabung
früher publiziert wird. Es geschieht das mit der Genauigkeit und Ausführlichkeit, die moderne
Publikationen dieses Spezialgebietes auszeichnet. Dadurch ist zwar ein großer Teil der Darstel-
lungen — besonders die zahlreichen Tabellen — dem Prähistoriker unzugänglich, doch zeigen die
Ergebnisse, wie wichtig solche Untersuchungen sind. Mag es dem nicht Eingeweihten zunächst auch
sinnlos erscheinen, wenn von allen Knochen die genauen Maße publiziert werden, so wird er doch
eines Besseren belehrt, wenn er sieht, daß oft erst aus der statistischen Untersuchung der Maße und
durch die Bildung von Häufigkeitsschwerpunkten die Unterscheidung wildlebender und domesti-
zierter Tiere möglich wird. Solche Ergebnisse scheinen um so bedeutsamer, wo qualitative Unter-
schiede nicht oder an so wenigen Knochen gegeben sind, daß die Möglichkeit zur Unterscheidung
von der Zufälligkeit der Erhaltung gerade der wenigen qualitativ bestimmbaren Knochen abhängt.
Man sifeht dann aus vorliegender Publikation, wie schmerzlich die genaue Publikation von gemes-
senen Tierknochen aus älteren Grabungen vermißt wird; ist doch häufig ein Vergleich gar nicht
mehr möglich. Die ausführliche Publikation hat also zugleich den Sinn einer Demonstration, die
erst in Zukunft voll nutzbar sein wird.
Dementsprechend sind die Aussagen über die an den Tierknochen abzulesende Wirtschaftsform
auch zunächst recht vorsichtig. Immerhin fällt der höhere Anteil von Wildtieren gegenüber Haus-
tieren auf. Hinzu kommt die Beobachtung der erstaunlichen Kleinheit der gezüchteten Tiere. Inter-
essant ist dabei, wie unterschiedlich schon die Aussage auffällt, wenn man den Gesamtknochen-
bestand und seine Teile vergleicht und wenn man andererseits die je ermittelte Mindestzahl ver-
schiedener Individuen betrachtet. Dabei zeigt sich dann nicht allein das überwiegen von Jagd
gegenüber Viehzucht als interessantes Ergebnis; viel eindrücklicher ist die Feststellung, daß weder
Jagd noch Viehzucht eine besonders große Rolle gespielt haben können. Denn die Zusammenstel-
lung der Jagdbeute (Tab. S. 205) und der geschlachteten Tiere (S. 206) zeigt deutlich, wie gering
das Fleisch an der Ernährung beteiligt war; die eigentliche Grundlage muß irgendwelches Getreide
gestellt haben. Dabei ist freilich vorausgesetzt, daß wirklich die ganze Siedlung ausgegraben ist
und daß alle Knochenabfälle geborgen wurden; dies scheint nach dem Grabungsbefund der Fall.
Nicht gesagt ist aber dabei, ob nicht ein großer Teil der Tierknochen außerhalb der Siedlung in
Abfallhaufen liegt. Gerade bei einer in Wassernähe liegenden Siedlung ist doch vorstellbar, daß
ein großer Teil des Knochenabfalles einfach ins Wasser geworfen wurde. Dieser Teil ist dann sicher
außerhalb des bebauten Grundes und damit außerhalb der Grabungsfläche zu suchen. Es bleibt also
die Frage, inwieweit die gefundenen Knochen wirklich repräsentiert sind. Sieht man aber davon
einmal ab, dann sind die Ansätze aus der Beobachtung der Fleischverwendung durchaus erwägens-
wert. Denn die Autoren erheben mit Recht die Frage, ob wirklich eine kontinuierliche Besiedlung
des Platzes vorliegt. Wenn man sieht, daß das gleichzeitige Dorf Weier bei Thayngen mehrfach
aufgegeben und dann an der gleichen Stelle wieder angelegt wurde, mag man ein zeitweises Ver-
lassen auch an anderen Siedlungsstellen annehmen wollen, auch wenn es im Grabungsbefund nicht
so deutlich wird.

18*
 
Annotationen