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fränkische Gouvernement von einem Kommissar dem
Bürger Niou mitgebracht hat. ' . . .
Der Kapitän versicherte mich, er habe m Louden
in den englischen Zeitungen gelesen , daß einflutiges
Gefecht zwischen den in Irland gelandeten frannschen
Truppen und den königlichen vorgefallen sei ; daß d:e
leztern zurükgeschlagen worden , dabei ihren Generals
der getodtet worden, sehr viele Offiziere und 6 Kano-
nen verloren haben.
Diese Nachricht verdient wegen der bekannten Wahr-
heitsliebe des Kapitäns Glauben.
Die ministeriellen Blätter von Louden sagen, daß
die Matrosen des Neptun, ein Schiff, das zu der Es-
kader gehört, vre vor Quessant kreuzt, den Vorsaz ge-
habt hatten, ihre Offiziere zu ermorden, und den Nep-
tun nach Brest zu bringen. Die vorzüglichsten Urhe-
ber dieses Vorhabens sind arretirl worden.
Man sagt sich hier, daß die wichtigsten Schwierig-
keiten im Friedensgeschäfte zu Rastadt^nun gehoben
seien, und daß die Festungen Kehl, Kasse! undEhren-
breikstein geschleift würden. Was Eyrenbreustein be-
trift, zweifeln wir nicht daran, allein was Kassel und
Kehl betrrft, das ist ungewisser.
Der Vizeadmiral Morard-de-Galles, der noch
hier ist, bereitet sich unverzüglich nach Brest zu gehen,
wo er das Kommando unserer Flotte übernehmen wird.
Die Zentralverwaltung des Dyledepartements hat die
Spiele und Tänze auf die ehmaligen Feiertage verbo-
ten, und die Urheber und vorzüglichen Theilnehmer
dieser Versammlungen zu arretiren und zur Strafe zu
ziehen, verordnet. Urbelgefinnte Menschen hatten mehr-
mal diese Gelegenheit benuzt, um schwachsinnige erhizte
Menschen zu Verlezungcn an heiligen Denkmälern der
Freiheitzu verleiten. Siebesiehlt dabei an,aufdieDie-
ner der Kirche ein wachsames Auge zu haben, die sich
als Verbreiter des Aberglaubens und der alten Vorur-
theile auszeichnen, und fodert jeden guten Bürger auf,
sie der Zentralverwaltungbekannt zu machen.
Br. Rigault öffentlicher Ankläger beim peinlichen
Gerichte des Seinedepartements hat dem Friedensrich-
ter der Sektion Halle-Aug'-Bleds eineHebamme, mit
Namen Bremard, wohnhaft in der Straße Mignon,
angezeigt, daß sie schwangere Mädchen bei sich aufneh-
me, welchen sie Mittel an die Hand gebe, ihre Leibs-
frucht zu vertilgen. Nach den von dem Ankläger ge-
machten Anzeigen hat man in dem Abtritte des Hauses,
wo diese Frau wohnte, nachgesucht, und daselbst die
Leichname von 2 Kindern gefunden. Diese Frau sizt
im Verhaft.
Die Bricfpostverwaltung macht ihren Mitbürgern
bekannt, daß in Betracht, daß 2 ungleiche Tage zusam-
men kommen , den 1. Vendemiaire des Jahrs 7.. im
ganzen umfange der Republik keine Kontiere abgehen
werden.
Departement vom Donnersberg.
Mainz vom zoten Fruktidor. Einige deutsche Zei-
tungen geben uns die aus ungarischen gezogene Nachricht,
die Pforte habe der fr. Republik den Krieg erklärt, ein
Kurier und nach ihm ein Tartar hat die Nachricht nach

Belgrad gebracht, ws wie in allen Ecken und Enden Les
türkischen Reichs die Kriegsfahne weht. Wozu übrigens'
diese ungeheuren Rüstungen im Falle wirklicher feindli-
cher Gesinnungen von Seiten der Pforte sein würden
laßt sich nicht wohl absehen. Der Berührungspunkte'
zwischen beiden Staaten giebt es so viele nicht, und die
Pforte hat Mittel genug in Händen, der fr. Republik
zu schaden, ohneeine sehr grotze Machtaufzubieten. Uib--
rigenö sagen diese Kuriere nicht, was man bei diesem
Vorfällen mit der Gesandtschaft der- fr. Republik m-
Konstantinopel vorgenommen habe.
Der preußische Minister Schulenburg soll sich gegen--
wärtig in Aschaffenburg aufhalten, um, wie mansagt^
die Staaten des Kurfürsten auf dem rechten Rheinufer
in Schutz zu nehmen.
Da vor einiger Zeit ein Deputirter derStadt Frank-
furt hier bei General Joubert war, da dieser sich noch-
hier aufhielt, ft gabenwinige auswärtigeZeitungcn als
Ursache seinerSendung die Unterhandlung wegen einem
Anleihen von 500,000 Liv. an. Nach einer zuverläßigen
Quelle kann man versichern, daß der Auftrag dieses De-
putaten dahin gieng, dem General en Chef Joubert
den Neutralitätsakt der Stadt Frankfurt in der Urschrift
vorzulegen.
Nach den heutigen Briefen von Strasburg hat in'
dem Gefechte gegen die Rebellen von Unterwalden, wo-
von unter dem Artikel Luzern dieses Blattes Meldung
geschieht, die Geistlichkeit wieder eine Rolle gespielt.
Em Kapuziner, unter andern, spiegelte den betrogenen
Landleuten vor, er würde während dem Gefechte ver^
schwinden, aberdaraufein großes Wunder erfolgen»
Die guten Tröpfe fochten wie rasend in Erwartung des-
Wunders, es erfolgte aber etwas — was eben kein Wun-
der war; sie wurden geschlagen, und man fand den--
Wundermann endlich — verfielt.
fZum Ernrücken emgesandtl)
So schön sich auch Vernunftreligion neben denpro-
klamirten Vernunftgesetzen unsrer Konstitution in glän-
zender Harmonie ausnimmt, sowenig konnten.durfte
die vielköpfige Hydra derPriesterschaften ohne ihr eig-
nes Wesen zu verläugnen, ihr bis dahin das Wort re-
den. Der Rabbiner der hiesigen Juden scheint eine eh-
renvolle Ausnahm machen zu wollen. Er hat den 29.
Fruktidor seine Religionsgenossen öffentlich in der Sy-
nagoge aufgefodert, die Konstitution als ein heiliges
Pfand treuer Liebe zu schäzen, weil sie eine Wohlthat,
ein Geschenk Gottes, eine Befreiung aus -bisheriger
Sklaverei, vornehmlich aber, weil sie eine Her 0 ldi n-
von Messiaden sei. Die Juden müssen streng reli-
giös sein, sagte er, unter andern, wenn fie des Glük^
kes genießen wollen, daß die Plane des Gouvernements»
Siege bekrönen sollten. Dieß ist freilich ein Mittel, daS-
die siegenden Armeen noch nicht gekannt haben, u. wenn ,
es, dem Rabbiner ein Ernst wäre, er hatte fichs wohl
früher verlauten lassen, wie nunmehr der zerstreuten
köllasalischen Koalition beizukommen wäre, dennoch
macht das Benehmen des Rabbiners seinem Rabbiner-
stande Ehre, wenn vorzüglich Handlungen dieseAeuße-
runden legitimiren werden, und er mrterscheftet Mr
 
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