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Instytut Sztuki (Warschau) [Hrsg.]; Państwowy Instytut Sztuki (bis 1959) [Hrsg.]; Stowarzyszenie Historyków Sztuki [Hrsg.]
Biuletyn Historii Sztuki — 70.2008

DOI Heft:
Nr. 3-4
DOI Artikel:
Fritz, Johann Michael: Eine historische Quelle zu den Breslauer Goldschmieden des 16. Jahrhunderts?
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https://doi.org/10.11588/diglit.35032#0313

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303

JOHANN MICHAEL FRITZ

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rażyna Regulska hat in die Einleitung ihres Buches „Gotyckie złotnictwo na
ł Śląsku" zwei lange deutsche Texte aufgenommen, die von den Goldschmieden in
Breslau, ihrem Handwerk und dessen Bestimmungen berichten'. Im Verlauf ihrer
Einleitung finden sich noch zweimal weitere deutsche Sätze, die ebenso wie die langen
Texte sämtlich ohne Übersetzung ins Polnische geblieben sind*. Diese Zitate stammen,
wie Grażyna Regulska schreibt, aus der „Goldschmiede-Chronik" des Breslauer
Goldschmiedes Martin Vincentz (1514-1543).
So sehr es zu begrüßen ist, daß in einem kunsthistorischen polnischen Buch so
ausführlich deutsche historische Quellen zitiert werden, so stellt sich jedoch dem
kritischen deutschen Leser die Frage, wie authentisch denn diese Texte sind und ob sie
wirklich historische Quellen darstellen.
Als ich vor etwa fünfzig Jahren begann, mich mit der Goldschmiedekunst der Gotik zu
befassen, stieß auch ich auf die von Grażyna Regulska zitierte „Goldschmiede-Chronik".
Ich war als junger Student von dem kleinen Buch begeistert, denn diese Chronik schien
ausführliche Lebenserinnerungen eines Breslauer Goldschmiedes zu enthalten, der am
Übergang von der Gotik zur Renaissance lebte. Eine solche Biographie erinnerte mich
unwillkürlich an das berühmte „Leben des Benvenuto Cellini, von ihm selbst
geschrieben", das Goethe ins Deutsche übersetzt hat. Das Leben eines deutschen Cellini
mußte also eine seltene und einzigartige, ja sensationelle Quelle sein, und zwar nicht nur
für die Kunstgeschichte, sondern auch für die Germanistik. Eine derartige Quelle verdiente
es daher, ausgiebig zitiert zu werden. Daher begann ich, mir handschriftlich lange Auszüge
aus dem Buch zu machen.
Aber im Laufe der Arbeit wurde ich immer mißtrauischer. Konnte dieser Text wirklich
von einem Goldschmied der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts stammen? Auch die
Holzschnitte, Ornamente und Darstellungen, mit denen das Buch geschmückt ist,
bestärkten meine Skepsis. Schließlich gelangte ich um 1959 zu der Überzeugung, daß es
sich bei dieser „Goldschmiede-Chronik" nicht um einen authentischen Text der frühen
Neuzeit handelt. Deshalb habe ich darauf verzichtet, Zitate daraus in meinen Büchern zu
verwenden.

' Grażyna REGULSKA, Gorycł;Ez/oP?/cEw na Warszawa 2001, S. 11, 12.
^ REGULSKA, op. cit., S. 14, 16.
 
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