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METHLER.

3(5

und reiche Verschwendung von brillanter Sculp-
tur-Ornamentik ausgezeichnet ist, sondern auch
durchweg in allen Theilen einen Schmuck von
Wandmalereien darlegt, der von nicht minderem
Aufwande künstlerischer Kräfte und materieller
Mittel zeugt.1

Es ist ein kleiner Bau, mehr in den Höhen-
ais Längenmaassen und besonders dadurch zu
wirkungsvoller Schönheit entwickelt, dass zumal
im Innern die constructiven
Gliederungen in ihrer sin-
nigen Anlage und Ausge-
staltung mit dem ornamen-
talen Reichtum harmoniren
und wetteifern. Das Aeus-
sere tritt weit schlichter auf. "

Der etwa im Beginne des
12. Jahrhunderts errichtete

*ä-

Westthurm zeigt ein al-
tertümliches Gemäuer von
ungleichen Steinschichten,
einen rundbogigen Eingang
zur Kirche, rundbogige
Schallöffnungen und in der
Mehrzahl derselben noch ein
Mittelsäulchen, im Blend-
bogenfelde darüber eine
Rundöffnung, ein Abschlussgesimse von Kehle
und Wulst und ein vierseitiges Pyramidendach.
Rohe Bruchsteine mit der glattem Schmalseite
nach unten gekehrt bilden das Gewölbe der
Unteretage.

Das grünliche Material der ganzen Kirche
ist, wie es heisst, den Höhen bei Fröndenberg
entnommen und daher nicht nur der gelbliche
Mischton, sondern auch die übermässige Ver-
witterung zu erklären, die namentlich im Süden
die schöngefügte Blendschicht derart mitge-
nommen hat, dass eine baldige Restauration un-
umgänglich ist. Sonst gewahren wir im Aeussern
einen gerade geschlossenen Hochchor, niedrige
polygone Seitencliürchen, einfache Langwände,
die indess in Uebereinstimmung mit den Ge-
wölbefeldern durch matte Lisenen iu zwei läng-
liche Compartimente zerlegt und über jedem
Theile mit einem hohen Giebel bekrönt sind,
so dass das Hauptdach durch deren ebenso hohe
Querdächer günstig unterbrochen wird. Indess

die kahler behandelte Nordseite in jedem Com-
partimente zwei Spitzbogen-Fenster, doch keine
Lisenen enthält, durchbricht im Süden das eine
ein rundbogiger Eingang, das andere ein von
einem vortretenden Rahmen umfasstes Klee-
blattportal, das seitlich zwei schlanke Säulchen
flankiren, die in spitzbogige Rundstab-Archivolten
auslaufen, indess den gerade abgedeckten Rah-
men ein Rundbogenfries, dessen Zwickelflächen
ein vertiefter. Vierpass ziert.
Darüber öffnet sich ein gros-
ses Radfenster, in den neuen
Speichen aus eckigen, in der
Umfassung aus Rundstäben
gebildet, daneben über der
einfachen Thüröffnung drei
schlanke Spitzbogenfenster,
deren mittleres höher auf-
steigt. Eine spitzbogige Oeff-
nung im Innern der Nord-
wand und eine ebenso ge-
schlossene Thür in der West-
wand des südlichen Neben-
scliiffes sind vermauert. Das
Kranzgesimse des Mauer-
werkes besäumt an der Süd- •
wand des Chores und an
dem Ostgiebel des südlichen Seitenschiffes ein
Rundbogenfries, dessen Schenkel auf Consolen
stehen. Nun das Innere! (Fig. 18,19) Ein weites
Hauptschiff mit dem quadratischen drei Stufen
hohen Chore und jederseits ein nicht viel
schmaleres und gleich hohes Seitenschiff mit
einem eckigen wirkungsvollen Chörchen, jedes
Schiff bedeckt mit zwei Kreuzgewölben, die in
der Mitte auf einem Pfeilerpaare Zusammen-
kommen, nach aussen ebenso wie die Chor-
wölbung auf Wandsäulchen ruhen. Welche
Schönheiten offenbaren die stützenden Glieder!
(Fig. 20, 21, 22) wie zierlich sind die Wand-
säulchen, wie wechselvoll die Pfeiler, wie reich
sind unter dem Scheine constructiven Bedürf-
nisses die Pilaster gegliedert zumal an den
Seitenapsiden, im Hintergründe und an den
Ecken des Chores, der ohnehin wie zum Ersatz
für den geraden Schluss an den Unterwänden
mit Arkaden verschönert ist, indess Fenster die
Oberwände durchbrechen. Rundstäbe mit Capi-
 
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