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HEERES.

selben ,rechtswidrig1 verweigert werden, beauf-
tragt der Archidiacon die Pfarrer zu Camen,
dem Confrater in Brechten innerhalb sieben
Tagen zu seinen Gebühren, also zu den kenn-
zeichnenden Ueberbleibseln des alten Pfarrver-
bandes, zu verhelfen. Da, später wenigstens,
der Landesherr das Patronat hat und 1649 gegen
jenes der Kirche zu Lünern mit dem Besitzer
des Hauses Heeren vertauscht, so werden als
Hauptgönner der Kirchengründung die Grafen
von der Mark anzusehen sein. Seit 1590 hing die
Gemeinde dem lutherischen, seit Anfang des 17.
Jahrhunderts dem reformirten Bekenntnisse an.

Die einschiffige Kirche mit dem viereckigen
Westthurme zeigt eine wunderliche Bauweise,
der Thurm in seiner modernen Restauration
spitzbogige Fenster und gothisirende Profile,
im Ostfenster jedoch noch eine ursprüngliche
Oeffnung mit Mittelstab und Fischblasenbe-
krönung, der durch einen ungegliederten Quer-
gurt vom Langhause gesonderte Chor einen
Schluss von drei Seiten, welche mit den Linien
der Langwände und des Quergurts ein unregel-
mässiges Sechseck, die Grundlage eines ebenso
irregulären Gewölbes bilden, dessen Rippen in
einem mit einem gelockten Haupte bemeissel-
ten Schlusstein Zusammentreffen. Das ein-
schiffige Langhaus hat drei schmale Kreuzge-
wölbe mit starken, bloss gekehlten Rippen und roh
gegliederten Wandconsolen, fast durchgehends

zweitheilige, mit Dreiblatt abgeschlossene Fen-
ster und im Aeussern steife Strebepfeiler. Da
die charakteristischen Glieder mehr gothisirend
als gothisch erscheinen, dürfte der Bau erst im
16. Jahrhunderte abgeschlossen, das eine oder
andere Detail vielleicht später liinzugekommeu
sein, wie denn noch 1736 eine neue Bedachung
und Ausbesserung des Mauerwerkes eintrat. Als
ungefähres Vorbild galt dabei wol das westlichste
Gewölbefeld des Langhauses, welches allein eine
klare Durchführung spätgothischen Stiles in den
Fischblasen der Fenster und dem Profile der
Rippenconsolen darstellt; die Wölbung setzt hier
schlank und hoch an das Mauerwerk, in den
Osttheilen niedriger und ungelenker, wie denn
auch die Dachlinie beim Uebergange zum öst-
lichen Mauerwerk merklich sinkt. — Die schlanke
Thurmpyramide neigt ähnlich jener der grossen
Nachbarkirche zu Camen nach Süden.

Eine Orgel ist 1700 vom Meister Alberti
aus Dortmund gebaut. — Von den Glocken
tragen die grösste und die kleinste folgende In-
schrift: In honorem Dei vor das Kirchspiel
Heeren me fudit Stocky, Opherdicke, 1798; die
mittlere: Henricus Petit me fecit 1793. — Gas
Kirchen Siegel stellt dar einen schreitenden
Widder und in zwei Kreisen ringsher die Le-
gende: Sigillum ecclesiae Hernensis 1661 (?)
Dominus providebit. Die letzten Worte und
der Widder beziehen sich auf I. Mos. 22. 8, 13.

Rittersitz und andere Denkmäler.

Seit alter Zeit lagen hier nördlich vom Dorfe
zwei Ritterburgen in einer anmutigen Gegend,
welche die Seseke durchrieselt. Die eine, die
jedenfalls aus dem gleichnamigen Haupthofe
hervorgegangen war, besassen 1178 der genannte
Gerhard von Herne und seine Nachkommen,
kaum hundert Jahre später die von Dobbe, dann
durch Erbgang um 1378 die von der Recke-
Camen; die andere, die Hakenburg oder das
Hakengut, war ursprünglich von den Haken be-
wohnt, 1389 anscheinend durch eine Erbtochter auf
die von Sohhe, auf die von Elverfeld und von die-
sen gleichfalls an die genannte Linie von der Recke
gekommen, so dass Dietrich von der Recke um
1400 beide Besitzungen zu einem Rittergute

verschmolz. In diesem herrlichen Anwesen folg-
ten gegen Ende des 16. Jahrhunderts die von
Bodelschwingh, im Beginne des folgenden die
von Hüchtenbrock, 1679 die von Plettenberg zum
Schwarzenberg, 1861 die freiherrliche Familie
von Bodelschwingh-Plettenberg. Während das
eine Haus unter den Hiichtenbrock’s abgebrochen
und heute an seine Stelle im Nordwesten von
diesem nur noch an dem Namen ,Reckehöfe1,
an Grabentiefen und Baufundamenten nachzu-
weisen ist, wurde dieses, welches dem Dorfe
näher lag, nach einer Inschrift vielleicht 1606
einer Restauration unterworfen und anscheinend
von Jobst Heinrich Freiherrn von Plettenberg,
Erbherrn zu Schwarzenberg, völlig ausgebaut.
 
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