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KLOSTER UND KIRCHE.

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und Stätte eines Märkischen Freistuhls war.
Nachdem ein Edelherr Yoland gegen 1130 dem
li. Severin von Köln eine (Burg) Kapelle erbaut
hatte, verwandelten auf Zureden eines frommen
weithin verehrten Priesters Ekhard seine Wittwe
Wiltrud und ihr Sohn Rathard das Schloss un-
ter dem Titel der h. Maria und des h. Petrus
um 1146 in ein Kloster für Prämonstratenser,
zu dessen Gunsten damals mehrfach solche
Stiftungen von den Reichen gemacht wurden.
Die neue Mönchscolonie, welche gleich Schloss
und Kapelle, deren Patron Severin auch der
Kirche verblieb, beziehen konnte, kam von Cap-
penberg, geleitet von ihrem Propste Herman,
der als Kölner Handelsjude Judas dem Münster-
sclien Bischof Egbert zu Mainz Geld geliehen
hatte, dann auf das Wort seiner Angehörigen, um
sicherer zu seinem Guthaben wieder zu gelangen,
nach Münster gefolgt und hier durch Umgang,
Lectüre und Predigten so dem christlichen Glau-
ben befreundet worden war, dass er um 1132
zu Köln die Taufe, und im eben aufblühenden
Kloster Cappenberg das Klosterkleid nahm. Wie
zu Cappenberg, bestand auch anfangs in Scheda
neben dem Männerconvente ein Frauenkloster,
wie dort die beiden Grafen und die Gräfin, tra-
ten hier die Stifterin und ihre Söhne, Rathard
als Laienbruder, ein; wie dort, liiessen auch hier
dem Kloster allerhand Güter und Gerechtsame
von geistlichen und' weltlichen Herren zu. ln
der ¥ orderreihe der Wolthäter stehen die Edel-
herren von Ardei, die. wenn sie nicht Sühne,
so doch Anverwandte und Erben der weltlichen
Besitzungen der Wiltrud waren, von ihrer Erb-
schaft reichlich im Sinne der Stifterin austheil-
ten; sodann eine dem Herzog Heinrich von
Sachsen blutsverwandte Frau Osterlind und ihr
Sohn Arnold. Die Edelherren von Ardei über-
nahmen zeitweise die Scliutzvogtei. Eie Erz-
bischöfe von Köln anerkennen schon 1147 die
Einrichtung des Klosters, bedenken es mit geist-
lichen Vergünstigungen, so mit der Oberaufsicht
über die Frauenklöster des Ordens zu Bredelar
(1170) und Oelinghausen (1174), vollziehen oder
heissen gut die vielen Pfarrberechtigungen, die
es erwarb. Scheda hatte das Patronat oder die
Verwaltung der Pfarreien Bausenhagen, Frö-
mern, Mengede, Hemmerde, Hüsten, später Wer-

dohl und gewisser Kapellen der Umgegend. Das
Patronat der Kirche zu Mengede ward 1216
vom Edelherrn Jonathas, das zu Hüsten um
1280 vom Edelherrn Wilhelm von Ardei, das
zu Hemmerde 1290 vom Grafen von der Mark
geschenkt, nachdem das Hüstener Patronat an
den Grafen von Arnsberg zurückerstattet und
von diesem das Hemmerder wieder an den Ge-
schenkgeber gekommen war. Kapellen konnte
es errichten 1322 zu Bodelscliwingh, 1360 zu
Westhausen, 1380 zu Hüchting bei Büderich.

Das Kloster blieb schon bald hinter den Er-
wartungen zurück, welche die geistliche Obrig-
keit davon gehegt hatte; das ihm anvertraute
Kloster Bredelar musste 1196 wegen des nichts-
nutzigen Wandels der Nonnen in einen Cister-
cienserconvent verändert, jenes zu Oelinghausen
1228 der Oberaufsicht des Klosters Weding-
liausen anheimgegeben werden, wie sehr auch
der Schedaer Propst widersprach; erst gegen
Ende des 13. Jahrhunderts steigt es wieder in
der Achtung, wenn anders die Geschenke von
Kirchenpatronaten, die ihm nun zufielen, eher
den Verdiensten, als den Connexionen und Ver-
wandtschaften der Mönche zuzuschreiben sind.
Das Kloster verschloss sich, nachdem es 1486
einer Reformation unterworfen war, bis auf we-
nige Glieder dem Protestantismus und nahm
seitdem seinen Nachwuchs wol nur aus den Adels-
familien, litt, obschon 1628 eine abermalige Re-
formation eintrat, wiederholt unter strittigen
Wahlen und daher unter einer schwächlichen
Oberleitung, so dass vom Volke die 1804 er-
folgte Aufhebung, welche die Fremdherrschaft
durch Dekret 1809 4/8 definitiv vollzog, hier mit
denselben Empfindungen, wie jene anderer Stif-
ter desselben Ordens, aufgenommen wurde.

Nächst dem ersten Propste Herman zeich-
nete sich zu Anfang des 13. Jahrhunderts der
Propst Wolrnar aus, indem er für den durch
Reichsangelegenheit beschäftigten Erzbischof En-
gelbert die Verwaltung der Erzdiöcese führte;
sodann Warmund, der als Propst zu Scheda
noch im Jahre 1296 den Stuhl des Propstes zu
Cappenberg bestieg; weiterhin Rotger von Laer,
der mit Adolf Hake (oder von Haeck) die erste
Reformation durchführte; sodann Wilhelm Grüter;
dieser, ursprünglich Canonicus in Knechtsteden,
 
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