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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1887

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Heft 1/2
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Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.6902#0015

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DüchevschLU.

(Die im Folgenden rezensirten Werke sind der Bibliothek einverleibt worden.)

W. Behrens: Flachornamente für den Zeichnen-
Unterricht. I. Abtheilung. Lasse!, Th. Fischer.

Tin kleines, unscheinbares Werkchen, das die lange Kette von
Flachornamentvorlagen um ein weiteres Glied vermehrt; beim näheren
Zusehen wird man aber bald gewahr, daß dasselbe nicht zu den
schlechtesten gehört. Lin künstlerisch geschulter verstand, mit einer
geschickten Hand gepaart, hat sich daran gemacht, aus den reichen
Schätzen von Renaissance-Flachornamenten ein Vorlagen-Material zu-
sammenzustellen, und zwar Vorlagen für die allerersten zeichnerischen
Anfänge. Ls ist bekannt, wie gerade dem Gebiete des ersten
Zeichnenunterrichtes eine gewissenhafte Pstege Noth thut, und man
muß es deshalb freudig begrüßen, wenn sich einmal eine tüchtige
Kraft daran macht, die an sich wenig dankbar scheinende Aufgabe
zu lösen; und die Art und Weise, wie sie in der vorliegenden ersten
Abtheilung gelöst wurde, läßt hoffen, daß auch die folgenden Ab-
theilungen das gleiche Ziel erreichen, was dem Verfasser durch feine
Lehrthätigkeit an der Kunstgewerbeschuls zu Lasse! erleichtert ist.
Bemerkt fei noch, daß die Blätter, welche als Zeichnenvorlagen auf
Larton aufzuziehen sind, auch für alle Diejenigen von Werth sind,
welche sich mit Flachornamenten überhaupt — besonders aber in Holz
oder Metall •— befassen.

3- B. Miller: D ie Glasätzerei für Tafel- und Hohl-
glas, Hell- und Mattätzerei. Zweite Auflage. Wien, Hart-
leben's Verlag.

Lin Praktiker theilt hier in anschaulicher weise seine eigenen
Erfahrungen im Glasätzen mit, indem er zuerst die chemische Dar-
stellung der verschiedenen Präparate, zum Theile an der Hand von
Abbildungen, erläutert, und dann in zwei Abschnitten das Aetzen des
Tafel- und des Hohlglases behandelt. Ist es auch schwierig, wenn
nicht unmöglich, die einzelnen Handgriffe eines technischen Verfahrens
mit Büchern zu lehren, so darf man doch dem Verfasser das Zeugniß
geben, daß er in dieser Hinsicht das Möglichste geleistet. Kurz, klar
und bündig, ohne gelehrten Ballast, und doch ohne Voraussetzung
chemischer Kenntnisse, dabei übersichtli ch, durch Illustrationen erläutert,
wird das handliche Büchlein allen Laien willkommen sein, welche sich
mit den verschiedenen Arten des Glasätzens bekannt machen wollen.
— Gleichzeitig machen wir. auf den sehr reichhaltigen und vielseitigen
Verlagskatalog der Firma A. Hartleben aufmerksam, welcher auf
Ersuchen unentgeltlich an Interessenten versandt wird.

F. Moser (Lehrer a. d. gewerbl. Fortbildungsschule in München):
Gewerbliche Grnament-Vorlagen. Leipzig, L. A. Seemann.

Diesen so Photolithographien, welche nach Zeichnungen des
Herausgebers hergestellt sind, sieht man ans den ersten Blick an, daß
sie aus der Lehrxraxis an einer gewerblichen Schule hervorgegangen;
sie bezwecken augenscheinlich die Bekanntmachung des angehenden
Kunsthandwerkers mit dem für sein Material oder eine bestimmte
Technik charakteristischen (Ornament. In der Regel werden bekannt-
lich lediglich Gipsmodelle oder Flachornamente, deren Werth für das
allgemeine verständniß des Grnamentes ja unbestritten ist, zum
Grnamentstudium verwendet; es ist aber zweifellos, daß dieses ein-
seitige Studium, welches nur die Kenntniß von Stein- oder Holz-,
allenfalls auch Bronce-Drnamenten befördert, zahllose Sünden ver-
gangener Jahrzehnte ans dem Gewissen hat, da man glaubte
gothisch zu componiren, wenn man einfach das dem Stein oder dem
Holz entlehnte (Ornament in beliebigem Material, in beliebigem
Maßstab da anbrachte, wo Platz dafür war. Nachdem wir glücklich
über dieses oberstächliche Stilverständniß hinausgekommen sind, ist es
Aufgabe des Lehrers geworden, diejenigen Schüler, deren Beruf sie
auf ein bestimmtes, eigenartiges (Ornamentengebiet hinweist, mit
diesem Gebiet bekannt zu machen und in ihnen das verständniß
dafür zu erwecken. Diese Ausgabe dem Lehrer zu erleichtern ist der
Zweck dieser Vorlagen.

In ihrer überwiegenden Mehrzahl sind die Vorbilder dem bayer.

Nationalmuseum zu München und dem germanischen Museum zu
Nürnberg entlehnt; die Darstellung, deren farbige Wirkung durch
geschickte Benützung von schraffirtem Kreidepapier, von Feder, Kreide
und Schabmesser, nie über das für derartige Vorlagen erlaubte Maß
hinausgeht, wird meist den verschiedenen Materialien völlig gerecht.
Die ganze Arbeit trägt den Lharakter langjährigen, eifrigen Stu-
diums und kann als ein ausgereiftes Samenkorn bezeichnet werden,
welches, nur einigermaßen richtig behandelt, in jedem Boden aufgehen
und gesunde Früchte bringen wird.

Bau mann & B ress ler: „Barock", Sammlung von Pla-
fonds, Lartouchen, Möbeln, (Ornamenten, Gittern, Vasen, Gefen rc-
aus der Epoche von Leopold I. bis Maria Theresia. — Wien 188^.
Anton Schröll.

Dieses Werk, welches in \o Lieferungen zu je ;o Tafeln erscheint,
will den Regungen zur Wiederaufnahme des Barock und des Rococo
entgegenkommeu und befaßt sich grundsätzlich nur mit dem Lharakte-
ristischen und für das moderne Kunst- und Baugewerbe verwendbaren.
„Das Gebiet der überwucherten und wild naturalistischen Richtung,
welche man dem guten Barock gegenüber als Zopf bezeichnet, wird
im Rahmen dieser Publikation keinen Platz finden — ebensowenig es
deren Zweck sei» kann, die Großartigkeit dieser Architektur-Epoche
in ihren Grundriß-Dispositionen und Aufrissen zur Anschauung zu
bringen." — Die bis jetzt vorliegenden s Lieferungen geben ein
charakteristisches Bild des speziell österreichischen Barock und Rococo
des ;8. Jahrhunderts; die vorgeführten Erzeugnisse des damaligen
Kunstgewerbes find meist kaiserlichen und anderen Schlössern ent-
nommen und sind theils in Autographien, theils in Lichtdrucken
(nach den (Original-Aufnahmen der Herausgeber) dargestellt. Mancher
wird in den Zeichnungen vielleicht einen gewissen stotten Zug ver-
missen, gegen den man aber gern eine um so genauere Wiedergabe
eintauscht; das Streben der Zeichner ging offenbar weniger darauf
aus, die Wirkung, als vielmehr deren Ursache klar zu machen. Das
schloß aber nicht aus, daß Einzelnes, wie z. B. die überhaupt zum
Besten gehörenden Schmiedeeisenarbeiten, im vollen Effekt der Wirk-
lichkeit veranschaulicht wurde.

Städte-Wapxen von Ge st erreich-Ungarn, nebst den
Landeswappen und Landesfarben. Wien, Ant. Schröll öd Lie. ;885.
Mit Text von Or. Karl Lind, k. k. Sectionsrath im Ministerium
für Lultus und Unterricht.

Nicht selten kommt der kunstgewerbliche Zeichner in die Lage,
auf Diplomen, an Adressen oder an kunstgewerblichen Gegenständen
Wappen von Ländern oder Städten anbringen zu müssen, wobei er
in der Regel auf das Zusammensuchen der authentischen Wappenbilder
mehr Zeit zu verwenden gezwungen ist, als sich nnt der sonstigen
Arbeit verträgt. Diesem Mißstand sucht vorliegendes Werk für
Gesterreich-Ungarn abzuhelfen. Auf 28 Tafeln bringt es weit über
500 Wappen, nach den einzelnen Kronländern und innerhalb der-
selben alphabetisch geordnet. — Die (Quelle», welche für die Wappen-
Wiedergaben benutzt wurden, waren die Angaben, die Seitens des
Herausgebers bei den betreffenden Gemeindeämtern eingeholt wurden;
dieselben fielen sehr ungleich, meistens sehr karg, oft aber auch
sehr unsicher ans. Nach möglichster Sicherstellung aller Einzelheiten
in den Wappen sind dann diese Abbildungen entstanden, welche
thatsächlich ihren Zweck, die Gemeindewapxen in derjenigen Blason-
nirung, in der sie gegenwärtig gebraucht werden, in guten Bildern
zu veranschaulichen, erfüllen. Durch Verwendung der gegenwärtig
gebräuchlichen Wappen mußten allerdings manche ältere und viel
bessere, einfachere, der Heraldik mehr entsprechende Formen beseitigt
werden. Was die Darstellung selbst betrifft, so entsprechen die Farben-
drucke allen billigen Anforderungen, während auf die. qualitativ sehr
verschiedenartige zeichnerische Seite weniger Gewicht gelegt wurde,
ein Mangel, den iudeß jeder nur einigerinaßen heraldisch geschulte
Zeichner beseitigen kann.
 
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