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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1887

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Heft 7/8
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Bücherschau
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Unsere kunstgewerblichen Musterblätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.6902#0058

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-4-

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HZüchenschsu.

Vrna mentale Details im Barock- und Rococo-Stil.
Photoxraphische, in Lichtdruck vervielfältigte Naturauf-
nahme, nach Auswahl von Prof. Jean Pape, Architekt
und Fachlehrer an der kgl. Kunstgewerbeschule zu Dresden.
Gilbers'fche kgl. Hof-Verlagsbuchhandlung (I. Bleyl)
Dresden.

vorgenanntes neues Sammelwerk, von dem bis jetzt drei
Lieferungen mit zusammen ;8 Tafeln erschienen sind, enthält De-
tails vom Zwinger und vom Kurländer-Palais in
Dresden, welche, bei dem Folioformat und bei der gut aus-
gesuchten Beleuchtung, in erwünschter Größe und Deutlichkeit
sich xräsentiren. So vieles von den betreffenden Stilweisen auch
bereits xnblizirt, und so oft namentlich der Zwinger dazu
beigezogen wurde, so bildet doch ein solches Werk, eben der
Größe der Details wegen, immer noch eine willkommene Er-
scheinung. lvir dürfen dies aussxrechen, ohne der Meinung
beizutreten, daß unsere Architektur und unser Kunstgewerbe
sich unbedingt dem Barockstil, oder eigentlich dem Rococo in
die Arme werfen sollten, wie das von manchen Seiten gegen-
wärtig empfohlen wird, wer diese Ansicht auch nicht theilt,
und es bedauert, daß die von der deutschen Renaissance aus-
gegangene Neuentfaltung auf den erwähnten Kunstgebieten
plötzlich wieder preisgegeben werden soll, der wird doch
immerhin zugestehen, daß wir vom Rococo und mehr noch
vom Barock gar vieles lernen und zu Neugestalten trefflich
verwenden können. Der Herausgeber, der schon durch mehrere
Werke seinen praktischen Blick bekundete, hat denselben auch
bei der vorliegenden Auswahl bewährt. XU.

In Silber getriebenes und emaillirtes Mappen.

Mittelstück einer Albumdecke. Arbeit von L. Harr ach & Sohn.

OCnfWü Kunstgewerblichen <I)usterblMer.

Tafel ty: Reliquiarium, im Auftrag I. ITC. der Königin Glga
von Württemberg entworfen und ausgeführt von w i l h. w i d e m a n n,
Frankfurt a. M. Diese kostbare Arbeit, welche im Geist der italienischen
Hochrenaissance gedacht und mit meisterhafter Beherrschung aller künst-
lerischen und technischen Mittel ausgeführt ist, besteht in ihrem Kern
aus Ebenholz mit eingelegten Platten aus Lapis Lazuli und erhält
durch die aufs feinste durchgeführte Silberfaffnng den Ausdruck vor-
nehmster Pracht. Das reizend komponirte Brnamentenwerk, mit welchem
die blauen Flächen des Lasursteins an den Kastenwänden und am
Deckel übersponnen und eingerahmt sind, ist vergoldet und mit Email —
roth (auf Gold-Einlagen), türkisblau, weiß und schwarz — sowie mit
Smaragden reich verziert. Die Mitte der Seitenflächen wird von vor-
züglich getriebenen Rundbildern eingenommen, welche ebenso wie die
kraftvoll modellirten Evangelisten an den Ecken und die das Ganze
krönende Laritas ihre feine silbergrane Farbe behalten haben. Alle
übrigen Metallscheiben, von denen die im Einzelnen trefflich modellirte
und ziselirte Grnamentirung der Hohlkehle und die geschickt angebrachten
Widderschädel als besonders beachtenswerth genannt werden mögen,
sind vergoldet und durch Malachitknöpfe belebt. — Die Verwendung
des Lasursteins entsprang einem speziellen Wunsch der hohen Auftrag-
geberin, ebenso die Sujets der vier Rundbilder: Maria's Tempelbe-
such, Verkündigung, englicher Gruß, Pietä. — Höhe des Ganzen bis
zum Scheitel der Taritas: 75 cm. (Da die photographische Auf-
nahme nicht für Lichtdruck gemacht wurde, so giebt letzteres das Spiegel-
bild des wirklichen Aussehens wieder, d. h. rechts und links erscheinen
vertauscht).

Tafel 20: Kaminthüren im „Pellerhaus" in Nürnberg.

Nach Photographie von w. Biede in Nürnberg, gezeichnet von L.
Sack in München. Solche aus dem Anfänge des XVII. Jahrhunderts
stammende Kaminthüren besitzt das Pellerhaus — jetzt im Besitze der
Möbelfabrik von I. A. Eysser, vergl. Tafel 9 — vier verschiedene
Varianten. Dieselben haben eine Lichtweite von 0.75 : Meter;

der reiche Aufbau über den Thüren besteht aus Sandstein.

Tafel 2;: Kleiderschrank. Im Anschluß an ein altes Muster
ausgeführt von M. Fritzsche in München; nach Photographie ge-
zeichnet von Perm. Kirchma^r. Die reiche farbige Wirkung dieses
Schrankes, namentlich den erfrischenden Eindruck, welchen die vielfarbigen
Intarsien machen, wiederzugeben, war leider nur unvollkommen möglich;
eine Zeichnung des alten (Originals mit der Jahreszahl ;6;o befindet
sich in Grtwcin's „Deutscher Renaissance", Abth. Nürnberg, Blatt 3<t.

Tafel 22: Silberarbeiten. Entworfen und ausgeführt von
Karl Rothmüller, München. Die drei Brachen find Silber, zum
Theil vergoldet und mit Edelsteinen und Perlen bereichert, desgleichen
die Vorstecknadeln und das Medaillon. Stock- und Schirmgriff und
das Preis-Abzeichen für das Münchener Frühlings-Velociped-Rennen
sind ohne Vergoldung geblieben.

Tafel 2z: Gothische Thüre aus dem Schlosse Meran.
Ausgenommen und gezeichnet von A. Spöttl. Zu Tafel {6 gehörig.

Tafel 24: Waagen (;7. Jahrhundert). Im Besitze des Herrn
Fabrikanten A. Riedinger in Augsburg. Ausgenommen und ge-
zeichnet von L>. L. Ianssen, München. Darstellung in X der
wirklichen Größe. Die größere Waage besteht aus Eisen, die kleinere
aus Messing und trägt letztere den Namen des Verfertigers A. Ban ke l;
beide stammen aus Nürnberg.

Mit einer Beilage, betreffend die deutsch-nationale Aunstgewerbe-Ausstellung zu München (888.

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Verantwortlicher Redakteur: Prof. £. Gmclin. — Selbstverlag des bayer. Lunftgewerbevereins. — Druck von Lnorr H Dirth in München.
 
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