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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1887

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Heft 7/8
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Vermischte Mittheilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.6902#0057

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Der zweite, überwiegende Theil der Sammlung, der mit großer
Pietät in der gleichen Weise im Erdgeschoß des pauses Untermain-
quai ts aufgestellt worden ist, wie er früher die Zimmer des ver-
storbenen Besitzers geschmückt hat, läßt sich nach acht Pauxtgrupxen
gliedern. Die werthvollste dürfte diejenige der Arbeiten in Halbedelstein
sein, zu welchen man diejenigen in Bergkrystall hinzurechnen darf.
Als pauxtstück der ersten sei eine ovale Schale in Vnyx hervorgehoben,
die von einer Figur von elfenbcinweißem Jaspis getragen und durch
Büsten von dem gleichen überaus seltenen Stein dekorirt wird. Die
Ausführung, sowie der überreiche Schmuck der Goldfassung in Email
und Edelstein lassen an die Arbeiten von Dinglinger im grünen Ge-
wölbe denken. Als das werthvollste und zugleich interessanteste Gbjekt
der Arystall-Arbeit darf eine Aasseite gelten, deren ornamentirte Platten
durch reichemaillirtes, mit dem Wappen der Visconti geziertes Goldbe-
schläg zusammengehalten werden, weiter bilden die Arbeiten in Gold:
Medaillen, Etuis, Becher rc. eine bedeutende Gruppe, welcher sich die
Bijouterien, anderhalb Hundert an Zahl, anschließen. Eine gleiche Zahl
edelster Schmuckstücke aus der Renaissance dürfte sich kaum irgendwo
wieder vereinigt finden. Schon ihrer Zahl nach, welche dreihundert
überschreitet, sind dann die Dosen, Bonbonieren und Tabatieren , als
eigene Gruppe aufzuführen. An eine die Zahl 26 erreichende Gruppe
von Limoges-Arbeiten schließen sich ganze Service der reichfarbigen
Augsburger Emails des ;7. Jahrhunderts an. Die Elfenbeinschnitzereien
füllen zwei große Schränke; edelste Arbeiten der Sxätrenaissance
lassen uns die mittelalterlichen Dixhtychen, für welche der Besitzer
offenbar keine Vorliebe hatte, kaum vermissen, Hervorragend sind endlich
die Arbeiten in Buxbaumholz, unter welchen wahre Perlen an portrait-
Medaillons, Goldschmiedsmodelle und Aehnl. vorhanden sind; und
auch die Piquearbeit (Einlagen von Silber, Gold, Perlmutter und
Elfenbein in Schildkrot) erregen unsere Bewunderung, weil die Dbjekte
so zahlreich und mit so feinem Geschmack gesammelt sind.

Es wird Ihre Leser noch intcressiren, zu erfahren, daß die
Sammlung (zunächst für die Sommermonate) Montags und Donners-
tags Nachmittags von 2—5 Uhr unentgeltlich zugänglich ist, gegen
eine Aarte, welche man am Besuchstage selbst, Vormittags zwischen
9 und l l Uhr auf dem Sekretariat, Fahrgasse tqg, in Empfang zu nehmen
hat; die Zahl der Besucher soll für einen Tag auf so beschränkt
bleiben. Ein beschreibender Aatalog, der den meisten Besuchern den
Genuß wesentlich erhöhen würde, existirt leider noch nicht. Ein In-
ventar, welches von sachverständlicher Hand aufgestellt worden, ist für
die Familienglieder in beschränkter Zahl gedruckt worden; doch ist zu
hoffen, daß die Baronin-wittwe, deren liberaler Entschließung die
Geffnung der Sammlung nicht genug zu dauken ist, auch dem Wunsche
des Publikums nach einem Aataloge bald willfahren wird. F. L.

Lin neues Museum in Augsburg, wer im vergangenen Jahr
die kunsthistorische Abtheilung der schwäbischen Areisausstellung zu
Augsburg besucht hat, der wird es gewiß mit Freuden begrüßen, daß
ein Theil jener bis jetzt nicht der öffentlichen Besichtigung zugänglichen
Schätze nunmehr zu einem Museum vereinigt ist, indem der Protektor
jener Ausstellung, Sr. Durch!. Aarl Fürst Fugger-Babenhausen, seine
damals der Ausstellung überlassenen Aostbarkeiten und noch manches
Andere in einigen Zimmern seines Hauses ausstellen ließ, wo die-
selben — in der Regel Mittwoch und Samstag — nunmehr für Jeder-
mann zu sehen sind. Das meiste Interesse erregt wohl die Waffen-
sammlung, die sehr seltene und schöne Stücke enthält, z. B. einen in
Eisen getriebenen Schild und einen Pelm deßgleichen, mit Vergoldungen
und Goldtauschirungen, prächtig verzierte Jagdwaffen, Schweinsfedern,
Gewehre, Pistolen. Auch unter den Schmncksachen, den Gläsern u. s. w.
sind vorzügliche, nachahmenswerthe Stücke zu finden. — G.

Ausstellungen.

Rom: irrt Aunstgewerbe-Nuseum seit \7. März eine Ausstellung von
Geweben und Spitzen.

Paris: Weltausstellung; nachdem von europäischen Staaten nur Portugal,
Serbien und die Schweiz eine Betheiligung zugesagt haben, wird
die Lintheilung derselben überhaupt nicht nach politischen, sondern
nach sachlichen Gesichtspunkten erfolgen.

Paris: Herbst ;887 , kunstgewerbliche Ausstellung, veranstaltet vom
Zentralgewerbeverein im Industrie-Palast. (Aunst und Gewerbe.)
Karlsruhe: Juli bis September, Ausstellung von Schmiedearbeiten.
Freiburg i. 25.: «Oberrheinische Gewerbe-Ausstellung, vom ;. Juli an.
Wien: Ausstellung vorwiegend alter kirchlicher Aunstgegenstände im
k. k. Gesterreich. Museum für Aunst und Industrie, vom ly. März
bis 3;. August d. I.

Bregenz: Gewerbliche Landesausstellung mit historischer Abtheilung.
September d. Js.

Der verband deutscher Architekten- und Ingenieur-Vereine erläßt
neuerdings einen Aufruf zur Errichtung eines

Lemper-Denkmals Ln Dresden.

Im Eingang desselben wird aus den dießbezüglichen Beschluß der
XII. Abgeordneten-Versammlung des Verbandes zu Hannover hinge-
wiesen und erwähnt, daß zur Zeit eine Summe von js,000 Ulf. zur
Verfügung stehe, zu denen die Stadt Dresden allein 5,000 Mk. beige-
steuert (auch der bayr. Aunstgewerbeverein hat sich an der Sammlung
mit 200 Mk. betheiligt). Der Ausruf fährt alsdann fort

Um indessen das Andenken Semxer's durch Errichtung eines ihm
würdigen Standbildes so zu ehren, wie es für einen Schinckel und
einen Lornelius geschehen ist, wird eine Summe von mindestens
20,000 Mk. nöthig sein. Der Unterzeichnete Vorstand richtet deshalb
an die Berufsgenoffen, an die Freunde der Baukunst und des Aunst-
gewerbes, sowie an alle Verehrer und Anhänger Gottfried Semxer's,
welche bis jetzt an diesem Werke noch nicht Theil genommen haben,
die Aufforderung, dasselbe nach Aräften durch weitere Beiträge zu
unterstützen, um seine baldige Verwirklichung herbeizuführen.

Semxer's universelle Bedeutung als Architekt und Gelehrter, seine
Verdienste um die Wiederbelebung des Aunstgewerbes, sowie der
mächtige Einfluß seiner baukünstlerischen und schriftstellerischen Werke
auf die Aunstrichtung unserer Tage, machen es der Mitivelt zur un-
abweisbaren Pflicht, sein Andenken nicht minder zu ehren, wie das-
jenige eines Geibel, eines Scheffel und so mancher anderer gott-
begnadeter Zeitgenossen.

Möge dieser Aufruf offenes Mhr und offene Hand finden und
dazu beitragen, das geplante werk der Dankbarkeit zum ersehnten
Ziele zu führen.

Zur Entgegennahme von Beiträgen ist im Aufträge des Aus-
schusses für die Errichtung eines Semper-Denkmals in Dresden
Herr Baumeister Aar! Eberhard daselbst, sowie der mit der
Führung der Verbandskasse betraute Verbandssekretär, Herr Wasser-
bau-Inspektor Bubendey Hamburg, Harburgerstraße, bereit.

Die Empfangsbescheinigung erfolgt in den „Mittheilungen" des
Verbandes deutscher Architekten- und Ingenieur-Vereine.

Hamburg, April ;887.

Der Verbandsvorstand

F. Andreas Meyer. Martin Haller. Bargum.
Wir haben diesen Worten nur hinzuzufügen: Es erscheint uns
als Pfficht der Dankbarkeit, daß das deutsche Aunstgewerbe mit allen
Aräften dazu beiträgt, das Denkmal jenes Mannes recht bald erstehen
zu lassen, welcher als der Erste dem Aunstgewerbe diejenigen Wege
gewiesen, auf welchen es zu einem erfreulichen und gedeihlichen Schaffen
gelangen konnte. Dem Denkmalfond stießen nun auch die Beträge
zu, welche aus dem verkauf der von Baurath Lipsius verfaßten
Schrift „Gottfried Semper" rc. erlöst werden; die sechs Bogen
starke mit einem Bilde Semxer's und zahlreichen Ansichten, Durch'
schnitten und Grundrissen Semxer'schcr Bauwerke ausgestattete Schrift
kann zum Preise von t,50 Mk. von der Redaktion der Deutschen Bau-
zeitung (Berlin, 85V., Bernburgerstr. * 9) bezogen werden. Für vereine,
welche direkt oder durch Vermittlung des Verbandsvorstandes eine größere
Anzahl von Exemplaren beziehen, wird der Preis auf ; Mk. festgesetzt.

Die Redaktion der Zeitschrift erbietet sich zur Entgegennahme und
Weiterbeförderung von Beiträgen und wird über dieselben am Jahres-
schluß Rechnung legen.
 
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