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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1887

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Heft 1/2
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Gmelin, Leopold: Das Projekt einer deutsch-nationalen Kunstgewerbe-Ausstellung in München i. J. 1888
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https://doi.org/10.11588/diglit.6902#0005

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Fries von Jost Amman, aus G. Lsirth's „Formenschatz", Jahrgang i(886.

Projekt riiM -ruW-nationalN KmßgMrßr'Msstrllung
in NünW i. 2. isss.


Selten hat ein Vereinsjahr so bedeutungsvoll
und folgenschwer abgeschlossen wie das ab-
gelaufene. Die außerordentliche Generalver-
sammlung vom 1%. Dezember s886 hat zu
der von der Vorstandschaft aufgeworfenen Frage, ob in
München im Jahre H888 eine deutsch-nationale Kunst-
gewerbe-Ausstellung stattfinden solle, in so entschiedener
Weise Stellung genommen, daß man die Ueberzeugung
gewann, daß der Gedanke an das Ausstellungs-Unter-
nehmen und der Glaube an das Gelingen desselben
bereits feste Wurzeln im Verein geschlagen hat.

Der Wichtigkeit des Gegenstandes entsprechend, war
die Versammlung äußerst zahlreich besucht; keine der maß-
gebenden Persönlichkeiten im Vereinsleben war ausge-
blieben, und zufolge einer Einladung hatten sich auch die
k. Staatsregierung und die Stadt vertreten lassen, erstere
durch die Herren Staatsrath Or. v. Ziegler und Re-
gierungsrath v. Welser, letztere durch hrn. Bürgermeister
Or. v. Erhardt.

Der erste kunstgewerbliche Kongreß Q876) hatte den
Beschluß gefaßt, daß Ausstellungen, wie die damalige in
München, sich durchschnittlich alle zehn Jahre wiederholen
sollten. Was lag näher, als diese Ausstellung in Berlin
abzuhalten? Zn der That hatte der zweite kunstgewerb-
liche Kongreß, welcher im September s883 in München
tagte, den Beschluß gefaßt: „Der Kongreß beauftragt

den derzeitigen Vorort München, sich alsbald mit den
maßgebenden Faktoren Berlins ins Benehmen zu setzen,
um die Abhaltung einer deutsch-österreichischen Kunst- und
Kunstgewerbe-Ausstellung in der Reichshauptstadt inner-
halb der nächsten fünf Zahre anzubahnen, und insbesondere
darauf hinzuwirken, daß dieser Ausstellung das Programm
der Münchener Ausstellung vom Jahre s876 zu Grunde
gelegt werde."

Schon s88H dachte man daran, diesen Gedanken
seiner Verwirklichung entgegenzuführen; allein die damals

schon beschlossene Zubiläums-Ausstellung zu Berlin (\886)
stand im Wege und die im versiossenen Zahre angebahnte
„Allgemeine deutsche Gewerbe-Ausstellung in Berlin s888",
für welche speziell dem Kunstgewerbe große Konzessionen
hinsichtlich eigener Bauten rc. gemacht waren, scheiterte be-
kanntlich an der Abneigung der deutschen Großindustriellen,
indem in Folge dieser Abneigung der deutsche Bundesrath
sich nicht zu einer finanziellen Unterstützung des Unter-
nehniens herbeilassen konnte.

pat auch Berlin sein Vorhaben einer „allgemeinen
deutschen Gewerbe-Ausstellung" nicht aufgegeben, sondern
nur auf mehrere Zahre hinausgeschoben, so konnte man
sich daselbst doch auch nicht entschließen, den kunstgewerb-
lichen Theil jenes Ausstellungsprogramms allein auszu-
führen ; der Berliner Kunstgewerbeverein konnte mit dies-
bezüglichen Anträgen nicht durchdringen und hat auch auf
ausdrückliche Anfrage danach (von München aus) keine
weiteren Schritte gethan. Da nun andererseits Anzeichen
vorhanden sind, daß die Frage der Abhaltung einer Kunst-
gewerbe-Ausstellung bereits von anderen Vereinen erörtert
werde, so durfte es München, seinem guten Ruf als älteste
Pflegestätte des neuaufgeblühten Kunsthandwerks getreu,
wohl wagen, das nun in der Luft schwebende Mandat sich
anzueignen und, einem in Kunstgewerbekreisen vielfach em-
pfundenen Bedürfniß entgegen kommend, selbst zur That zu
schreiten. Diese Erwägungen machten es der Vorstandschaft des
Kunstgewerbevereins zur Pflicht, die einleitenden Schritte
zu thun. Zn erster Linie bestand über den Umfang volle
Klarheit darüber, daß von dem Programm einer deutsch-
nationalen Kunstgewerbe - Ausstellung nicht abgegangen
werden solle; in zweiter Linie erwies sich das Zahr s888
als das geeignetste, da \ 887 schon wegen der vorgerückten
Zeit, \ 889 aber wegen der pariser Weltausstellung nicht
in Betracht kommen konnten. Zn dritter Linie war man
auch darin einig, daß der Glaspalast als Ausstellungs-
Lokalität gewählt werden müsse.

Zeitschrift des bayer. Runstgewerbe-vereins München.

*887. Heft * & 2 (Bg. *).
 
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