Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1887

DOI Heft:
Heft 11/12
DOI Artikel:
Verband deutscher Kunstgewerbe-Vereine
DOI Artikel:
Vermischte Mittheilungen und Vereins-Chronik
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.6902#0084

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
78

man sich in den Voraussetzungen nicht getäuscht habe. — Hinsichtlich
der Finanz irung des Ausstellungs-Unternehmens sei eine Gesammt-
garantiesumme von S00000 bis 600000 Mark angenommen worden,
an welchem der verein sich mit *0000 Mark betheiligen werde und
zu welchem Stadt und Staat namhafte Beiträge in Aussicht gestellt
hatten. — Das allerdings noch nicht endgiltig festgesetzte Programm
nehme die Dauer der Ausstellung von Mitte Mai bis Mitte «Oktober
an und bezeichne als Zweck, alle Arbeiten der neueren Zeit von
höherem kunstgewerblichem Werth zur Anschauung zu bringen. (Die
weitere Erörterung des Programms ist durch unsere in Heft y und *o
gegebenen Darlegungen bereits überholt.)

Bei der hierauf vom Vorsitzenden erössneten Debatte beantragt
Hofrath Grass die Annahme zweier von Rechtsanwalt Lesky ein-
gebrachten Anträge, welche nach längerer Debatte fast einstimmig an-
genommen werden. (Den Wortlaut derselben, siehe Extrabeilage zu
Heft 7 und 8, Nachschrift.)

Hofrath Grass geht zu einer Besprechung der Münchner An-
träge über und empfiehlt den Einzelvereinen, zu dein Ausstellungs-
Unternehmen wohlwohlende Stellung zu nehmen und die Beschickung
der Ausstellung zu empfehlen. — Stadtrath Scharff weist nach, daß
man in Leipzig bereits Schritte gethan, um würdig auf dem Platze
zu erscheinen; in dem Programm wünscht er die zu große Beschränkung
des Handels, besonders in Bezug auf die graphischen Künste und die
Stoff-Industrie und die Ertheilung von Preisen vermieden zu sehen.
Geheimrath Reuleaux bittet um Stellungnahme zu den Münchener
Anträgen; Direktor Lange dankt Stadtrath Scharss für die ge-
gebenen Anregungen, mit welchen sich auch Hofrath Grass nachträglich
identisizirt. Hierauf wird der erste Theil des Antrages * des
Bayer. Kunstgewerbe-vereins unverändert zum Beschluß erhoben. —

Antrag 2 wird einstimmig ad referendum angenommen. —
Nach Uebernahme des Vorsitzes seitens des Herrn Hofrath
Grass eröffnet dieser die Besprechung über Antrag 2; nach ein-
helliger Anerkennung des demselben zu Grunde liegenden Gedankens
wird beschlossen:

daß es sich aus praktischen Gründen empfehle, den Vorsitz des
Verbandes vom nächsten Jahre an auf den Bayerischen Kunst-
gewerbe-verein zu übertragen und den Vorstand des Berliner
Vereins, als derzeitigen Vorort des Verbandes, zu ersuchen,
einen hierauf bezüglichen Antrag mit dem Antrag 2 des
Bayerischen Kunstgewerbe-vereins, in Gemäßheit § 2* der
Geschäfts-Grdnung, den Verbands-Vereinen zur Beschlußfassung
zu unterbreiten und sofern diese Anträge bei der schriftlichen
Umfrage eine Mehrheit nicht erzielen, einen Delegirten-Tag
geschäftsordnungsmäßig einzuberufen.

Beschlossen wird ferner:

Auch den Absatz 2 des Antrages * des Bayerischen Kunstge-
gewerbe-vereins durch den Vorort im Sinne des § 2) der
Geschäfts-Drdnung erledigen zu lassen, bezw. es demselben zu
überlassen, bei eintretendem Bedürfniß einen Delegirten-Tag
zu berufen.

Damit ist die Tages-Grdnung erschöpft. Herr Direktor Lange
dankt allen Delegirten für das dem Münchener Ausstellungs-Unter-
nehmen gegenüber bekundete Interesse herzlichst, sowohl im Namen
des Bayerischen Kunstgewerbe-vereins wie im Namen des Direktoriums
der Ausstellung und glaubt in deren Namen die Erklärung abgeben
zu dürfen, daß beide «Organe redlich bestrebt sein werden, durch die
Ausstellung die Ehre des Reiches und des deutschen Kunstgewerbes
zu nrehren. 6.

LerimM MWlüngN uM LMns-LgrMk.

Die erste Wanderversammlung deutscher Gewerbe-
schulmänner wurde am 25., 26. und 27. September in Dresden ab-
gehalten. Veranlassung zu der Versammlung war zunächst Gründung
eines Verbandes von Direktoren und Lehrern gewerblicher Unterrichts-
anstalten, welcher persönliche Annäherung und gegenseitigen Gedanken-
austausch der Mitglieder, sowie Berathung wichtiger Fragen bezwecken
soll. Zu diesem Behufe hält der Verband, welchem als berathende
Mitglieder auch Freunde des gewerblichen Unterrichtswesens beitreten
können, alljährlich eine Versammlung in einer deutschen Stadt ab,
veranstaltet dortselbst eine Ausstellung von Schülerarbeiten und Lehr-
mitteln und stellt seinen Mitgliedern das «Organ „Zeitschrift für gewerb-
liches Unterrichtswesen" zur Verfügung. Bei der Wahl des Aus-
schusses wurden drei Mitglieder aus der nördlichen, drei aus der süd-
lichen Hälfte Deutschlands (aus München Direktor Gr äs) einstimmig
gewählt. Unter den zahlreichen Anwesenden befanden sich auch u. A.
geh. «Vberreg.-Rath Lüders, Berlin, Reg.-Rath Böttcher, Dresden,
Reg.-Rath Bücher, Wien, Direktor I essen, Berlin; außerdem viele
Direktoren und Lehrer gewerblicher und kunstgewerblicher Lehranstalten,
sowie Vertreter des Handwerkerstandes. Die Betheiligung von Süd-
deutschland war eine verhältnißmäßig schwache (Bayern * Vertreter).
Die vier Thesen, welche aus die Tagesordnung gesetzt waren, riefen
zum Theil eine längere Debatte hervor und betrafen die Wichtigkeit
staatlicher Zuwendungen auch für das niedere gewerbliche Unterrichts-
wesen, die Notwendigkeit der Vereinigung der Innungsfachschulen
mit den bestehenden staatlichen oder städtischen gewerblichen Lehran-
stalten, einheitliche Benennung dieser Schulen und entsprechende Be-
setzung der Vorstandsstellen. Letztere zwei Punkte wurden vertagt.
An diese Verhandlungen schloß sich ein Vortrag von «Oberlehrer Th ieme,
Dresden, über die Stilbauten Dresdens, der durch seine Klarheit all-
gemein befriedigte; ferner ein solcher von Direktor Lachner, Hildes-
heim, über das Körxerzeichnen im gewerblichen Unterricht, mit welchem
wohl besonders die süddeutschen Anwesenden nicht in allen Punkten
einverstanden gewesen sein dürften; ein weiterer Vortrag wurde wegen

vorgerückter Zeit von der Tagesordnung abgesetzt. Die Ausstellung
von (O gewerblichen Lehranstalten Dresdens bot ein erfreuliches Bild
und gefielen insbesondere die Arbeiten der kgl. Kunstgewerbe-Vorschule
und der Schule des Frauenerwerbsvereins. Als Vorort für das nächste
Jahr wurde auf Anregung des Herrn Hauptlehrers Moser, München
gewählt, als Zeitpunkt Pfingsten *888. Wollen wir hoffen, daß die
Theilnehmer um diese allerdings etwas frühe Jahreszeit schon die
zwei großen Ausstellungen in München eröffnet finden. M.

Die außerordentliche Generalversammlung des
bayr. Kunstgewer bevereins am (8. «Oktober erfreute sich eines
sehr zahlreichen Besuches. Auf der Tagesordnung stand die Garantie-
zeichnung von *0,000 Mk. seitens des Vereines für die Ausstellung *888.
Der Vorsitzende, Herr Direktor Lange, gab zunächst einen ausführlichen
Bericht über den Stand der Ausstellungsfrage — unsere Leser finden
denselben in dem die Ausstellung betreffenden Artikel verarbeitet —
und führte hierdurch die einstimmige Annahme der Resolution bei:
Der bayer. Kunstgewerbeverein, als Veranstalter der im
Jahre *888 dahier stattfindenden deutsch-nationalen Kunstgewerbe-
Ausstellung, gewährt diesem Unternehmen zu seiner finanziellen
Sicherung einen Garantiebeitrag von <*0,000 Mk. mit dem
Bemerken, daß dieser Beitrag im Falle eines Defizites der
von Privaten gezeichneten Garantiesumme vorauszugehen hat.

Ueber die eventuelle Aufbringung dieser Summe sprach sich der
Vorsitzende in dem Sinne aus, daß, da das Stammvermögen des
Vereines (*-*0,000 Mk.) unantastbar ist, eine Anleihe aufzunehmen
wäre, deren Verzinsung und Amortisation im Verlauf einer Reihe von
Jahren leicht durch die lausenden Einnahmen des Vereines gedeckt
werden würden.

Nach einigen speziell das Vorgehen der Münchener Kunstgewerbe-
treibenden betreffenden Bemerkungen schloß der Vorsitzende die Ver-
sammlung mit einem d r eis ach e n Ho ch aus denh0hen Protektor
der Ausstellung den Prinz-Regenten. G.

\_/
 
Annotationen