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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1887

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Heft 11/12
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Deutsch-nationale Kunstgewerbe-Ausstellung zu München 1888, [4]
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Verband deutscher Kunstgewerbe-Vereine
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https://doi.org/10.11588/diglit.6902#0083

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stellungcn, welche, weil stets im fgt. Glasxalaste untergebracht, auf
eine freie individuelle künstlerische Entfaltung Verzicht leisten mußten,
wird der aus dem landschaftlich wohl schönsten Platze der Stadt München
befindliche Ausstellungskomplex ein Bild bieten, welches auch das ver-
wöhnteste Auge freudig überraschen muß. Die Stadtgemeinde, welche
schon durch Ueberlassung des Platzes großes Entgegenkommen gezeigt,
hat dasselbe durch den Beschluß, den Bau des Restaurationsgebäudes
auf der Prater- (Feuerwerks-)Insel nebst der zugehörigen Isarbrücke
zu übernehmen, um ein Erhebliches gefördert. Aus dem Nachlaß des
Königs wurde seitens der Ausstellungsdirektion der Pavillon aus dern
kgl. Wintergarten und eine Anzahl figürlicher Originalmodelle erworben;
die Modelle zu den Brunnengruppen von Herren-Lhiemsee und Linder-
hos sind zugesagt. In gleicher weise wurden die weitestgehenden Zu-
sicherungen bezüglich des noch unveräußerten mobilen Nachlasses des

Königs gemacht, so daß das Münchener Kunstgewerbe gerade durch
die Hinterlassenschaft des Königs wohlgerüstet aus dem friedlichen
Kampfplatz erscheinen dürfte. —

Die finanzielle Sicherstellung des Unternehmens nimmt den er-
freulichsten Fortgang; vom Staat sind durch die betreffenden Vorlagen
an den Landtag ; 00,000 Mk. zum Garantiefond in Aussicht gestellt;
die Stadt München hat schon längst 50,000 Mk., der Bayer. Kunst-
gewerbe-Verein kürzlich durch seine außerordentliche General-Ver-
sammlung H0,000 Mk. gezeichnet — und die durch Privaten aufgebrachte
Summe hat längst 2(50,000 Mk. überschritten. Diese Anzeichen des
wachsenden Vertrauens werden auch durch die Versicherungen der
Ausstellungsbauten und -Gegenstände gegen Fenersgefahr vermehrt,
da sich hiefür bereits Versicherungsgesellschaften mit einem Gesammt-
betrag von <5,090.000 Mk. bereit erklärt haben. 6.

MöM öcuffp KniWivM-Lmme.

Auszug aus dem VeriSte üöer den außergrdenlW

(Nach Nr. \2 der „Vereins-Verhandlungen" des
Herr Geheimrath Reuleaux begrüßt die Anwesenden und be-
tont, daß es sich, angesichts der nicht statutenmäßigen Einberufung des
Delegirtentages, nur um eine Vorbesprechung betr. der Kunstgewerbe-
Ausstellung ;S88 handle. Nach Bildung der Geschäftsleitung (Geh.-
Rath Reuleaux-Berlin I. Vorsitzender, Hofrath Graff-Dresden
II. Vorsitzender, Architekt wallL-Berlin I. Schriftführer, Bauinsxektor
Necker-Hamburg II. Schriftführer) erklären die Vertreter der Vereine
zu Stuttgart, Magdeburg und Leipzig, daß sic nur mit berathender
Stimme an den Verhandlungen theilnehmen könnten, da die Einberus-
ung des Delegirtentages nicht statutenniäßig erfolgt sei. vertreten sind:

;. der Bayerische Knnstgewerbe-Verein zu München durch Direktor
Emil Lange, 2. der Württembergische Kunstgewerbe-Verein zu
Stuttgart durch Pros. Gießler (unverbindlich), 3. Verein für Deut-
sches Kunstgewerbe zu Berlin durch Geheimrath Reuleaux, Architekt
walle (außerdem als Mitglieder des Vorstandes des Verbandes
Professor Hildebrandt, Hofrath Schröer), 4. der Dresdener
Kunstgewerbe-Verein zu Dresden durch Hofrath Professor Graff,
Rechtsanwalt Lesky, 5. Verein zur Förderung des Kunstgewerbes
zu Braunschweig durch Professor Lonstantin Uhde, 6. Kunst-
gewerbe-verein zu Palle durch Regierungsbaumeister Kn och, 7. Kunst-
gewerbe-verein zu Magdeburg durch Vereins-Sekretär Elericus,

8. Museum in Leipzig durch Stadtrath Scharff. 9. Kunstgewerbe-
verein zu Hamburg durch Bauinspektor Necker, Kaufmann Popert,

;o. Kunstgewerbe-Verein zu Hannover durch Bildhauer Narten,
Kunstgewerbe >Verein zu Ouedlinburg durch L. Lleri c us,

\2. Kunstgewerbe-Verein zu Neuhaldensleben durch L. Llericus.

Nachdem Geheimrath Reuleaux und nach ihm Rechtsanwalt
Lesky sich mißfällig darüber ausgesprochen, daß München die ganze
Angelegenheit fertig vorbereitet an den Vorstand gebracht, statt den
umgekehrten weg einzuschlagen, und nachdem Hofrath Graff einen
Wechsel des Ausstellungsortes als nützlicher bezeichnet hatte, entgegnete
Direktor Lange, daß der Bayerische Kunstgewerbe-Verein vor einem
Jahre schon bei dem Vororte wegen solcher Ausstellung Anfrage ge-
than habe, daß es ihm daran gelegen gewesen, nach dem Scheitern der
Berliner Ausstellung im Sinne des Dresdener Delegirtentages etwas
Anderes an die Stelle zu setzen. Auch seien die Rechte des Vorortes
in keiner weise verletzt worden. Aus ihrem Vorgehen dürfe man den
Münchenern doch keinen Vorwurf machen, sie glaubten vielmehr den
Kern des Gedankens einer nationalen Ausstellung für das Kunst-
gewerbe wenigstens mit Recht ausgenommen und den richtigeren weg
selbstständigen vorarbeitens eingeschlagen zu haben, nachdem die ge-
scheiterte Berliner Ausstellung gelehrt habe, daß das vorherige viel-
fache Umfragen bei allen Behörden, Freunden, Betheiligten u. f. w.
nicht immer zum Segen ausschlage. Der Münchener Verein verzichte
bei seinem Unternehmen auf jeden Gewinn, bringe selbst große Opfer
und beweise dadurch am besten, daß er durchaus nur die beste, ehrliche
Förderung des deutschen Kunstgewerbes wolle. Bei dieser Sachlage
dürsten doch alle Vereine sicher sein, ihre besonderen wünsche, zu deren
Entgegennahme er hergekommen, weitgehendst berücksichtigt zu sehen. |

en Drtegirtentag des Zerßandes vom z. Juli 1887.

; „Vereins für deutsches Kunstgewerbe, Berlin.")

Professor Gießler findet sowohl das Vorgehen Münchens, wie
das Berlins, nicht ganz formell richtig, stellt aber angesichts der That-
sachen die lebhafte Unterstützung des Münchener Unternehmens seitens
Stuttgarts in Aussicht; Hofrath Schröer konstatirt, daß von einem
Gegensatz zwischen Nord und Süd oder zwischen einzelnen Städten
keine Rede sein könne und daß namentlich auch Berlin dieses nationale
Unternehmen fördern werde.

Nach einer längeren Besprechung, an welcher sich die Herren Direktor
Lange, Geheimrath Reuleaux, Stadtrath Scharsfund Bauinsxektor
Necker betheiligten, wurde eine Erklärung angenommen, wonach die bis-
herige geschäftliche Debatte über die Behandlung des Münchener
Unternehmens verlassen und demnächst in eine Vorbesprechung
der kunstgewerblichen Ausstellung von ;888 eingetreten werden soll.

Nach einer Frühstücks-Pause wird die Sitzung durch den Vor-
stand wieder eröffnet und läßt derselbe zunächst die vom Bayerischen
Kunstgcwerbe-verein gestellten Anträge durch den Schriftführer MallL
verlesen; dieselben lauten:

„Der außerordentliche Delegirtentag des Verbandes der deutschen
Kunstgewerbe-Vereine erklärt es für wünschenswerth, daß die Mit-
glieder der verbundenen vereine die in München ;888 stattfindende
deutsch-nationale Kunstgewerbe-Ausstellung beschicken und beschließt,
eine aus vier verbands-vereinen bestehende Kommission niederzusetzen,
welche etwa gemeinsam zu treffende Maßnahmen vorbereitet, wie etwaige
wünsche des Verbandes der Ausstellungs-Leitung behufs möglichster
Berücksichtigung zur Kenntniß bringt.

2. Unter den hierbei in Frage kommenden gemeinsamen Maß-
nahmen glaubt der Delegirtentag schon heute den Linzelvereinen die
Beschickung der Ausstellung in Form von Kollektiv-Gruppen besonders
empfehlen zu sollen.

3. Der außerordentliche Delegirtentag beschließt ferner, anläßlich
der nächstjährigen deutsch-nationalen Kunstgewerbe-Ausstellung zu
München, den auf kommendes Jahr treffenden ordentlichen Delegirtentag
des Verbandes in München abzuhalten und mit demselben zugleich
einen allgemeinen Kunstgewerbetag zu berufen. Die Feststellung des
Termines für beide Versammlungen bleibt dem Vorort im Einvernehmen
mit dem Bayerischen Kunstgewerbe-Verein zu München überlassen."

Direktor Lange als Antragsteller entrollt nun in großen Zügen
die Vorgeschichte des Ausstellungs-Unternehmens, berührt dabei die in
München obwaltenden herzlichen Beziehungen der Künstler zu den
Kunstgewerbetreibenden, wie der Letzteren angenehme Stellung zu den
staatlichen Organen und schildert dann in ferneren Ausführungen die
platzsrage, die Organisation und die Geldverhältnisse des
Unternehmens. — Hinsichtlich der Platzfrage schildert Redner die
in diesen Blättern bereits dargelegten Verhältnisse; in Betreff der
Organisation sei man bei den ersten Berathungen zu der lieber-
zeugung gelangt, daß es sich nicht empfehlen werde, lange Umfrage
zu halten, sondern, gestützt auf eigene Kraft, frisch und energisch an's
Werk zu gehen, und durch die thatsächlich obwaltenden Verhältnisse,

| nach welchen die Ausstellung gesichert sei, sei der Beweis erbracht, daß

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