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Bavariabrust. — Seit einem Jahre arbeitete ich an der Form, Hunderte
von Zentnern Eisens waren schon verbraucht, nichts wollte ich ver-
säumen, was dem Gelingen des Gußes fördernd sein könnte. —
Nur zwei Dinge beunruhigten mich stets: wird der ©fen diese
Masse Erz schmelzen? wird der Guß bei der Einziehung im Erkalten
nicht reißen, da der Umfang desselben so ungeheuer groß ist? Ersteres
zu erzielen, widmete ich dem großen ©fen meine ganze Sorgfalt, die
Roste erweiterte ich, daß der Luftstrom stärker würde, trocknete alles
an der Luft schon gedörrte Holz uochmals am Feuer u. f. w. Letzteres
zu verhüten, machte ich den Kern aus zwei Schichten, die äußere
Schichte von der sonst üblichen Kernmasse, die innere von Sand.
Diese Arbeit machte mir viele Mühe, ich wurde aber später hiefür
durch guten Erfolg belohnt, viele Fuhren Kohlen gingen darauf,
die Menge Formstücke, den ungeheueren Kent zu trocknen und zu
glühen; es war eine lange, anhaltende, anstrengende Arbeit. Doch
das Mühevollere harrte noch meiner. — Es ist dies das Zusammen-
setzen der 50 bis so Zentner schweren und doch so sehr zerbrechlichen
Formstücke.
vier Tage lang dauerte diese letztere Arbeit — von 6 Uhr Früh
bis 2 Uhr in der Nacht in der von betäubendem Kohlendamxfe er-
füllten Grube. Endlich war die Form geschlossen, die Weite des hohlen
für das Erz bestimmten Raumes war gleichmäßig in allen ihren
Windungen und betrug nur ein halben Zoll. Alles ließ einen glück-
lichen Erfolg hoffen.
Nun ging es an das Einmauern der Form; Alles, was stch
rühren konnte, mußte helfen, Liseleurs, Former, Monteure, Schlosser,
Schmiede. Ich ließ die ganze Grube massiv ansmauern; ;2000 Ziegel
und 300 Metzen Gyxs waren schon am zweiten Tage verbraucht.
k Als ich das Ende der Arbeit vorausberechuen konnte, ließ ich
das Feuer im ©fen anzünden; es war dies am \o. ©ktober
Nachmittags 5 Uhr.
3m ©fett waren zusammen 330 Zentner Erz; so Zentner
wollte ich noch in den ©fen werfen, wenn das Metall stüffig war.
So matt und müde der Körper, der Geist war im höchsten
Grade aufgeregt. An einen Schlaf war diese Nacht nicht zu denken;
ein banges schreckliches Gefühl beunruhigte mich, und die Stille der
Nacht, das geisterhafte Licht, welches die aus dem ©fen brechenden
gelben und blauen Flammensxitzen im Gußhause verbreiteten, waren
ganz geeignet, den bangen Zweifeln Raum zu geben und die Brust
immer enger zusammenzuschnüren. Inzwischen brannte das Feuer
lustig im ©fen, und die Kanonen fingen schon an, sich zu biegen und
zu schmelzen; hartnäckiger waren die kleineren Erzstücke. Nachmittags
3 Uhr am tl- ©ktober war das Metall so heiß, daß ich beginnen
konnte, den Rest des Erzes nachzusetzen.
Ich mochte etwa 20 Zentner desselben im ©fen haben, als
ich merkte, daß das stüffige Metall bedeutend erkaltete. Ich ließ stärker
und stärker feuern, es half nichts. Ich legte kein neues Erz mehr
nach, ich suchte das schönste Holz aus, ich warf Zinn und Zink in
den ©fen, aber Alles vergebens. Ein dichter, schwerer Nebel hatte
sich auf die ganze Gegend gelagert und drückte allen Rauch auf den
Boden. Das Feuer brannte trüb und traurig, obwohl die Hitze
immer ärger und ärger wurde. Das Erz lag im ©fen wie dicker
Brei, drei Stunden früher war es doch noch stüffig! — Da glaubte
ich, die bange Unruhe wolle mir das Herz abdrücken, ich suchte ifilfe
bei dem Herrn, dem Gebieter über Wind und Feuer! — Wie kann
da in solcher Noth der Mensch beten I — Es wurde mir etwas leichter
um's Herz, auch stärkte mich mein braves Weib mit einem Trunk
Wein und tröstenden ermuthigenden Worten — o, welch ein Schatz
ist dem Manne ein vernünftiges Weib! —
Nun wollte ich eine Stunde lang gar nicht mehr in den ©fen
sehen, um ruhiger zu werden. Aber als ich Abends 7 Uhr das Metall
noch nicht besser fand, da war alle Hoffnung dahin. Jahrelanges
Mühen, Ruf und vertrauen, der schöne herrliche ©fen, mein ganzes
Vermögen, verloren. —
Ich muß hier bemerken, daß Miller alle Güsse auf
eigene Gefahr unternehmen mußte. Wäre nun das Grz
nicht flüssig geworden, so hätte man es erkaltet, ohne den
Ofen einzureißen, tiicht aus dieseni herausbringen können.
Bis der Vfen nun wieder mit großen Achten erbaut ge-
wesen, wäre unterdessen die Form durch Anziehen von
Feuchtigkeit unbrauchbar geworden, denn auseinander
nehmen ließ sie sich wegen ihrer Zerbrechlichkeit nicht
wieder. Daher stand Alles auf dem Spiel. Deutlich
spricht schwere Angst aus seinen Worten, wenn er fortfährt:
„Ich kostete den bitteren Becher der verzweistung. Alles —
Alles hin I Das war der einzige Gedanke, den ich fassen konnte.
Ich war matt und müde zum Sterben. Traurigen Blickes standen
meine Leute um mich her und suchten aus meinen Augen zu lesen,
wie es stände; was in mir vorging, durfte ich nicht merken lassen:
denn diese durften nicht entmuthiget werden. Wie schwer wurde
es mir, sie zu ermuntern — ich rief ihnen zu, das Feuer zu schüren,
das Erz zu rühren, so lange ihre Kräfte reichten — ich faßte den
verzweifelten Entschluß: entweder muß es schmelzen, oder Alles zu
Grunde gehen.
Diese entsetzliche Aufregung hatte mich in einen Zustand ge-
bracht, daß ich unfähig war, eine klare Idee aufzufassen, was jetzt
zu thun sei. Mein alter Vater, den die Sorge hergetrieben aus der
Heimat, suchte mich zu überreden und zu überzeugen, daß eine Stunde
Schlaf und Ruhe für mich für jetzt das Beste sei. Ich sehe noch den
alten Mann, Thränen in den Augen, mit aufgehobenen Händen bittend.
Die vielen schlaflosen Nächte mochten ihren Theil beigetragen
haben, daß ich kaum im ruhigen Zimmer sitzend, gleich einschlafen
konnte. Doch lange sollte diese Ruhe nicht dauern, schon nach einer
Viertelstunde weckte mich die entsetzliche Botschaft, welche mir mein
Weib in die ©hren rief: „„Mann, wach auf, die Gießerei brennt!""
Weg war alle Müdigkeit, ich stog in die Gießerei, der Dach-
stuhl stand schon in lichten Flammen, doch die Vorsicht, Spritzen und
Schläuche in Bereitschaft zu halten, steuerte dem nahen Unglück. Das
Feuer war bald gelöscht. Hier zeichnete sich besonders einer meiner
Arbeiter, Namens Geisler, aus, der nun auch mit sechs Mann be-
ordert wurde, den Dachstuhl zu beobachten. Und nun ging es wieder
an den ©fen. Da denke man sich meine Freude, das Metall war
etwas besser geworden, ein lebendiger Westwind, der jetzt wehte, wie
von Gott gesendet, blies kräftig in die wieder lustige Flamme; immer
fürchterlicher wurde die Hitze, aber auch immer flüssiger das Erz.
Nun war Lust und Leben überall. Meine Leute alle zeichneten
sich aus, Keinem war die Anstrengung, Keinem die Hitze zu groß.
Mitternacht war es, als die Arbeiter alle um den ©fen standen, ent-
blößten Hauptes; auch wohl an hundert Zuschauer waren dabei, die
bis zur späten Stunde ausgeharrt. Sie theilten das heilige Gefühl,
einstimmend in mein Gebet: „„Herr, Gott, hilf! steh' uns bei; in
Deinem Namen beginnen wir!""
Siebenmal mußte ich mit dem großen Laßeisen aus aller Kraft
an den Zapfen stoßen, so stark war der Druck des Metalles. Da stürzte
die Furie — zischend und kochend aus dem ©fen, die Gluth und die
Hitze waren gräßlich — allmählig füllte sich der Kanal — noch ein
Blick nach oben — und nun ließ ich alle sechzehn ©effnungen der
Form auf einmal aufmachen. — Da bebte der Boden unter unseren
Füssen, die Luftröhren spieen gelben Rauch aus, der von ungeheuerer
Macht aus der Tiefe gepeitscht wurde. — Dies dauerte eine und eine
halbe Minute — endlich kam zuerst aus einer, dann sogleich aus allen
32 Luftröhren flüssiges Erz und sprudelte lustig in die Höhe.
Jetzt der Jubel I Der Guß ist gelungen!
Hoch lebe König Ludwig, hoch lebe unser Meister, hoch!"
Solche ZTtomente hat Miller gar oft durchgerungen
und erlebt, denn viele Hunderte von kolossalen Grzfiguren
hat er in der Zeit von s8^ bis f878 gegossen und in
alle Welttheile gesandt, wo sie Zeugniß von seinem Ruhme
geben.
Gs weilen heute die zwei ältesten Arbeiter der Grz-
gießerei, Geisler und Vornehm, in unserer Mitte. Beide
waren Mitarbeiter an jenen gewaltigen Güssen, bei deren
Schilderung der Mitwirkenden in so warnten Worten gedacht
wurde. Sie haben all' die Feste mitgefeiert, die ihnen
Miller nach jedem gelungenen Gusse veranstaltete und sie
können es bezeugen, daß er auch für alle jene, die mit-
geholfen an seinen Werken, alle Zeit ein warines Herz
Bavariabrust. — Seit einem Jahre arbeitete ich an der Form, Hunderte
von Zentnern Eisens waren schon verbraucht, nichts wollte ich ver-
säumen, was dem Gelingen des Gußes fördernd sein könnte. —
Nur zwei Dinge beunruhigten mich stets: wird der ©fen diese
Masse Erz schmelzen? wird der Guß bei der Einziehung im Erkalten
nicht reißen, da der Umfang desselben so ungeheuer groß ist? Ersteres
zu erzielen, widmete ich dem großen ©fen meine ganze Sorgfalt, die
Roste erweiterte ich, daß der Luftstrom stärker würde, trocknete alles
an der Luft schon gedörrte Holz uochmals am Feuer u. f. w. Letzteres
zu verhüten, machte ich den Kern aus zwei Schichten, die äußere
Schichte von der sonst üblichen Kernmasse, die innere von Sand.
Diese Arbeit machte mir viele Mühe, ich wurde aber später hiefür
durch guten Erfolg belohnt, viele Fuhren Kohlen gingen darauf,
die Menge Formstücke, den ungeheueren Kent zu trocknen und zu
glühen; es war eine lange, anhaltende, anstrengende Arbeit. Doch
das Mühevollere harrte noch meiner. — Es ist dies das Zusammen-
setzen der 50 bis so Zentner schweren und doch so sehr zerbrechlichen
Formstücke.
vier Tage lang dauerte diese letztere Arbeit — von 6 Uhr Früh
bis 2 Uhr in der Nacht in der von betäubendem Kohlendamxfe er-
füllten Grube. Endlich war die Form geschlossen, die Weite des hohlen
für das Erz bestimmten Raumes war gleichmäßig in allen ihren
Windungen und betrug nur ein halben Zoll. Alles ließ einen glück-
lichen Erfolg hoffen.
Nun ging es an das Einmauern der Form; Alles, was stch
rühren konnte, mußte helfen, Liseleurs, Former, Monteure, Schlosser,
Schmiede. Ich ließ die ganze Grube massiv ansmauern; ;2000 Ziegel
und 300 Metzen Gyxs waren schon am zweiten Tage verbraucht.
k Als ich das Ende der Arbeit vorausberechuen konnte, ließ ich
das Feuer im ©fen anzünden; es war dies am \o. ©ktober
Nachmittags 5 Uhr.
3m ©fett waren zusammen 330 Zentner Erz; so Zentner
wollte ich noch in den ©fen werfen, wenn das Metall stüffig war.
So matt und müde der Körper, der Geist war im höchsten
Grade aufgeregt. An einen Schlaf war diese Nacht nicht zu denken;
ein banges schreckliches Gefühl beunruhigte mich, und die Stille der
Nacht, das geisterhafte Licht, welches die aus dem ©fen brechenden
gelben und blauen Flammensxitzen im Gußhause verbreiteten, waren
ganz geeignet, den bangen Zweifeln Raum zu geben und die Brust
immer enger zusammenzuschnüren. Inzwischen brannte das Feuer
lustig im ©fen, und die Kanonen fingen schon an, sich zu biegen und
zu schmelzen; hartnäckiger waren die kleineren Erzstücke. Nachmittags
3 Uhr am tl- ©ktober war das Metall so heiß, daß ich beginnen
konnte, den Rest des Erzes nachzusetzen.
Ich mochte etwa 20 Zentner desselben im ©fen haben, als
ich merkte, daß das stüffige Metall bedeutend erkaltete. Ich ließ stärker
und stärker feuern, es half nichts. Ich legte kein neues Erz mehr
nach, ich suchte das schönste Holz aus, ich warf Zinn und Zink in
den ©fen, aber Alles vergebens. Ein dichter, schwerer Nebel hatte
sich auf die ganze Gegend gelagert und drückte allen Rauch auf den
Boden. Das Feuer brannte trüb und traurig, obwohl die Hitze
immer ärger und ärger wurde. Das Erz lag im ©fen wie dicker
Brei, drei Stunden früher war es doch noch stüffig! — Da glaubte
ich, die bange Unruhe wolle mir das Herz abdrücken, ich suchte ifilfe
bei dem Herrn, dem Gebieter über Wind und Feuer! — Wie kann
da in solcher Noth der Mensch beten I — Es wurde mir etwas leichter
um's Herz, auch stärkte mich mein braves Weib mit einem Trunk
Wein und tröstenden ermuthigenden Worten — o, welch ein Schatz
ist dem Manne ein vernünftiges Weib! —
Nun wollte ich eine Stunde lang gar nicht mehr in den ©fen
sehen, um ruhiger zu werden. Aber als ich Abends 7 Uhr das Metall
noch nicht besser fand, da war alle Hoffnung dahin. Jahrelanges
Mühen, Ruf und vertrauen, der schöne herrliche ©fen, mein ganzes
Vermögen, verloren. —
Ich muß hier bemerken, daß Miller alle Güsse auf
eigene Gefahr unternehmen mußte. Wäre nun das Grz
nicht flüssig geworden, so hätte man es erkaltet, ohne den
Ofen einzureißen, tiicht aus dieseni herausbringen können.
Bis der Vfen nun wieder mit großen Achten erbaut ge-
wesen, wäre unterdessen die Form durch Anziehen von
Feuchtigkeit unbrauchbar geworden, denn auseinander
nehmen ließ sie sich wegen ihrer Zerbrechlichkeit nicht
wieder. Daher stand Alles auf dem Spiel. Deutlich
spricht schwere Angst aus seinen Worten, wenn er fortfährt:
„Ich kostete den bitteren Becher der verzweistung. Alles —
Alles hin I Das war der einzige Gedanke, den ich fassen konnte.
Ich war matt und müde zum Sterben. Traurigen Blickes standen
meine Leute um mich her und suchten aus meinen Augen zu lesen,
wie es stände; was in mir vorging, durfte ich nicht merken lassen:
denn diese durften nicht entmuthiget werden. Wie schwer wurde
es mir, sie zu ermuntern — ich rief ihnen zu, das Feuer zu schüren,
das Erz zu rühren, so lange ihre Kräfte reichten — ich faßte den
verzweifelten Entschluß: entweder muß es schmelzen, oder Alles zu
Grunde gehen.
Diese entsetzliche Aufregung hatte mich in einen Zustand ge-
bracht, daß ich unfähig war, eine klare Idee aufzufassen, was jetzt
zu thun sei. Mein alter Vater, den die Sorge hergetrieben aus der
Heimat, suchte mich zu überreden und zu überzeugen, daß eine Stunde
Schlaf und Ruhe für mich für jetzt das Beste sei. Ich sehe noch den
alten Mann, Thränen in den Augen, mit aufgehobenen Händen bittend.
Die vielen schlaflosen Nächte mochten ihren Theil beigetragen
haben, daß ich kaum im ruhigen Zimmer sitzend, gleich einschlafen
konnte. Doch lange sollte diese Ruhe nicht dauern, schon nach einer
Viertelstunde weckte mich die entsetzliche Botschaft, welche mir mein
Weib in die ©hren rief: „„Mann, wach auf, die Gießerei brennt!""
Weg war alle Müdigkeit, ich stog in die Gießerei, der Dach-
stuhl stand schon in lichten Flammen, doch die Vorsicht, Spritzen und
Schläuche in Bereitschaft zu halten, steuerte dem nahen Unglück. Das
Feuer war bald gelöscht. Hier zeichnete sich besonders einer meiner
Arbeiter, Namens Geisler, aus, der nun auch mit sechs Mann be-
ordert wurde, den Dachstuhl zu beobachten. Und nun ging es wieder
an den ©fen. Da denke man sich meine Freude, das Metall war
etwas besser geworden, ein lebendiger Westwind, der jetzt wehte, wie
von Gott gesendet, blies kräftig in die wieder lustige Flamme; immer
fürchterlicher wurde die Hitze, aber auch immer flüssiger das Erz.
Nun war Lust und Leben überall. Meine Leute alle zeichneten
sich aus, Keinem war die Anstrengung, Keinem die Hitze zu groß.
Mitternacht war es, als die Arbeiter alle um den ©fen standen, ent-
blößten Hauptes; auch wohl an hundert Zuschauer waren dabei, die
bis zur späten Stunde ausgeharrt. Sie theilten das heilige Gefühl,
einstimmend in mein Gebet: „„Herr, Gott, hilf! steh' uns bei; in
Deinem Namen beginnen wir!""
Siebenmal mußte ich mit dem großen Laßeisen aus aller Kraft
an den Zapfen stoßen, so stark war der Druck des Metalles. Da stürzte
die Furie — zischend und kochend aus dem ©fen, die Gluth und die
Hitze waren gräßlich — allmählig füllte sich der Kanal — noch ein
Blick nach oben — und nun ließ ich alle sechzehn ©effnungen der
Form auf einmal aufmachen. — Da bebte der Boden unter unseren
Füssen, die Luftröhren spieen gelben Rauch aus, der von ungeheuerer
Macht aus der Tiefe gepeitscht wurde. — Dies dauerte eine und eine
halbe Minute — endlich kam zuerst aus einer, dann sogleich aus allen
32 Luftröhren flüssiges Erz und sprudelte lustig in die Höhe.
Jetzt der Jubel I Der Guß ist gelungen!
Hoch lebe König Ludwig, hoch lebe unser Meister, hoch!"
Solche ZTtomente hat Miller gar oft durchgerungen
und erlebt, denn viele Hunderte von kolossalen Grzfiguren
hat er in der Zeit von s8^ bis f878 gegossen und in
alle Welttheile gesandt, wo sie Zeugniß von seinem Ruhme
geben.
Gs weilen heute die zwei ältesten Arbeiter der Grz-
gießerei, Geisler und Vornehm, in unserer Mitte. Beide
waren Mitarbeiter an jenen gewaltigen Güssen, bei deren
Schilderung der Mitwirkenden in so warnten Worten gedacht
wurde. Sie haben all' die Feste mitgefeiert, die ihnen
Miller nach jedem gelungenen Gusse veranstaltete und sie
können es bezeugen, daß er auch für alle jene, die mit-
geholfen an seinen Werken, alle Zeit ein warines Herz