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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1887

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Heft 9/10
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Krell, Paul F.: Jagd und Jagdgeräthe in alter Zeit, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.6902#0071

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65 -e»


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noch mit der Lunte abgefeuert und man hatte dazu um
(^50 ein besonderes Schloß erfunden, das Luntenschloß.
Der Hahn desselben, in welchen die Lunte eingeklemmt war,
bewegte sich gegen das Gesicht des Schützen, und nur so
lange der Druck dauerte, langsam auf die Pulverpsanne
nieder. Die pürsch-
büchsen waren nun
zwar leichter als die
Ariegsgewehre, ihre
Handhabung aber
gleichfalls mit großen
Umständlichkeiten ver-
knüpft. Linen Begriff
von diesen Lunten-
gewehren mag man
durch die Notiz er-
halten, daß im Jahre
(608 das Laden und
Schießen bei den:

Friedensexerzitium der
Musketiere ohne
Rugel und Pfropf in
32 Tempo's geschah,
bei den Arkebusieren
gar in 89. Bei solchen:
primitivenZustand der
Feuergewehre ist es
nicht zu verwundern,
daß man zunächst gar
nicht daran dachte, die Armbrust aufzugeben, daß vielmehr
jetzt eben erst recht daran gegangen wurde, sie noch möglichst
zu verbessern, um ihr in der entstandenen Aonkurrenz das
Uebergcwicht zu bewahren. Man versah sie mit einer zun:
Anlegen bequemeren Schäftung, und machte den Bogen aus
Stahl. (Aaiser Maximilian, der bekannte leidenschaftliche
Jäger, warnt aber allerdings in seinem Jagdbüchlein davor,
sich solcher Stahlbogenarmbrüste bei der Winterkälte, die sie
spröde mache, zu bedienen.) Die Meide vereinfachte man,
und formte die Bolzen geeigneter. Man fertigte nun auch
sehr leichte, bis auf den hölzernen Aolben ganz aus Lisen
bestehende Armbrüste, von welchen man mit Rieseln oder
auch Bleikugeln auf Vögel schoß.

Wie aber die Feuerwaffen sich verbesserten, :nußten

nothwendigerweise die Mängel, welche der Armbrust an-
hafteten, stärker empfunden und dadurch die Beseitigung
dieser Waffe herbeigeführt werden. Linen Hauptmangel
bildete das Spannen, welches, schwache Lxemplare ausge-
nommen, mit der bloßen Hand nicht bewerkstelligt werden

konnte. Die Armbrust
selbst wäre leicht zu
tragen gewesen, so
aber mußte man einen
eisernen Aufzieh -
apparat mitschlep-
pen, der natürlich um
so schwerer war, je
stärker der Bogen der
Armbrust. Ls kan:en
nacheinander verfchie-
dene solche Aufzieh-
apparate inGebrauch;
zu den ältesten gehörte
jener mit Rrappen
und mit dem Gais-
fuß. Am ^25 er-
schien sodann der
Flaschenzug, und
endlich die Winde,
welche die stärkste
Spannung zu bewir-
ken vermochte. Beim
Aufziehen trat man,
aber nicht bei allen Arten, :::it dem Fuß in den Bügel, der am
Lnde der Armbrust sich befand. Das Spannen ging, wie früher
bemerkt, sehr langsam, auch durfte selbstverständlich die Waffe
nicht zu lange gespannt bleiben. Line weitere schlimme
Ligenschaft bildete die Romplizirtheit des Mechanis-
mus, der überdem sehr heikel war. Die Abhängigkeit
von den Witterungsverhältnissen fiel sodann gleichfalls
schwer in die Waagschale, denn das Regenwetter beein-
trächtigte sowohl die Sehne, als auch den Bogen der Arm-
brust, da erstere aus Hanf, letzterer aber aus mehreren
Bogen von Fischbein mit einen: Birkenrindenüberzug oder
aus Lichen- und Taxusholz mit einem Lederüberzug be-
stand. Lndlich nahinen auch Manche Anstoß an der A 0 st-
barkeit der Waffe. (Schluß folgt.)

Aus Jost Amman's Jagdbnch. — Nach G. Hirth's Kulturgeschichtl. Bilderbuch.

Luntengewehr vom Jahre ;553 mit dem Mappen des ffauses Vesterreich (auf der linken Seite des Kolbens); Hinterlader.

National-Museum, München.

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