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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1887

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Heft 11/12
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Unsere kunstgewerblichen Musterblätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.6902#0086

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Werth noch bedeutend iibertroffen durch die zierliche Relief-Tauschirung,
mit welcher die Schloßtheile bedeckt sind. Sämmtliche einfaßenden
Linien (3. £5. auch auf den Hähnen) sind in Silber eingelegt, ebenso die
vegetabilischen Ornamente; in Goldtauschirung sind dagegen der
Hubertushirsch und die Armbrust sammt den Zuthaten. Die an und
für sich schwierige Tauschirarbeit war in diesem Fall um so schwieriger,
als eine nachträgliche polirung des Ganzen ausgeschlossen war, somit
beim Tauschiren nicht die geringste Verletzung des Grundes Vorkommen
durfte; weder das starke Relief des Edelmetalls, noch die sanfte, matte
Behandlung des Stahls hätten eine nachträgliche Ausbesserung geduldet.

Tafel 33. G othische Thüre aus dem Schlosse Meran.
Ausgenommen von A. Sxöttl, gezeichnet von X. Kettcrle. Zu
den auf den Tafeln (ö und 23 dargestellten Thüren gehörig. Um-
stehende Abbildung zeigt eine Variante des obern Theils der Thüre.

Tafel 3^. Gemaltes Fenster im Rathhaus zu Karls-
ruhe. Entworfen von G. Hemmer (Karlsruhe), ausgeführt von
XV. Schell (Gffenburg Baden), vor einigen Jahren wurden im
großen Saal des von Weinbrenner, (geb. (766, f (826) erbauten
Rathhauses Fenster mit Glasgemälden versehen; es sollten in denselben
die vorzüglichsten städtischen Einrichtungen zur sinnbildlichen Darstellung
gelangen. Aus der auf Grund dieses Programmes ausgeschriebenen
Konkurrenz wurden die acht von Maler (D. Hemmer eingereichten
Entwürfe zur Ausführung gewählt und in den Jahren (884 und (885
von w. Schell ausgeführt. — Höhe der Fenster 2,so Meter.

Tafel 35. Prunkstuhl aus dem kgl. Schlosse Herren-
Ehiemsee. Entworfen vom st Professor Adolf Seder, München.
Leider war es uns nicht möglich, den Namen des ausführenden
Meisters in Erfahrung zu bringen, da der Stuhl schon vor Erbauung

des Schlosses Ehiemsee hergestellt worden war; falls sich der Verfertiger
in Folge dieser Publikation melden sollte, so würde er noch nachträglich
namhaft gemacht werden.

Tafel 3S. Onyx-Gefäß. Entworfen, modellirt und ciselirt
von Professor Rud. Mayer, (Karlsruhe), emaillirt und montirt von
L. Schürmann, Frankfurt a/M. Dieses Prunkgefäß besteht im
wesentlichen aus braungelbem Onyx in reich emaillirter und mit Steinen
und Perlen besetzter Faßung. Die äußerst zierliche Pallasbüste, welche
den Deckelknauf bildet, besitzt schwarzes, blaues und grünes, ihr
Postamentchen weißes und rothes Email; der Onyx des Deckels ist
von einem weißen Reifchen umspannt und das Ornament auf dem
Deckelrand ist schwarz emaillirt, (ebenso der unterste Fußring), während
der Randfries des Bechers durchaus vielfarbiges Email zeigt, welches
oben durch eine blaue perlschnurr, unten durch einen weiß-grünen
Blattstab begrenzt ist. Die Henkel haben dieselben Farben wie die
Büste, außerdem weißes Email; der Fuß ist zu oberst schwarz, auf
dem Wulst blau, weiß und roth, unten weiß und roth emaillirt. —
Adolf Schürmann, der derzeitige Ehes des Hauses E. Schür-
mann & Eie., Frankfurt a/M., hat schon vor mehreren Jahren in
einer nicht hoch genug anzuschlagenden Begeisterung für das deutsche
Kunstgewerbe verschiedenen Künstlern zahlreiche Aufträge zu derartigen
Arbeiten ertheilt und damit andern großen Geschäftshäusern ein Bei-
spiel gegeben, das noch viel zu wenig nachgeahmt wird. — wir werden
im nächsten Jahrgang eine weitere gemeinsame Arbeit von Mayer-
Schürmann bringen und verweisen außerdem aus die Besprechung
Schürmann'scher Arbeiten auf der Metallausstellung in Nürnberg (885
(Jahrgang (885, Seite 73 und 75). —

An unsere Vereinsmitglieder.

Um einem sehr verbreiteren Irrrhurn zu begegnen, sehen wir uns zu der Mir-
kheilung veranlaßt, daß das vor Rurzern hier eröffnere Geschäft „permanente Lollecriv-,

Runst- und Runstgewerbe-Halle" mit dem bayerischen Runstgewerbeverein keinerlei
Beziehungen har. Nach wie vor steht den Vereinsmitgliedern nur das im Vereins-
Hause an der Pfandhausstraße eingerichtete, dem unentgeltlichen Besuche ständig
geöffnete Ausstellungs- und Verkaufslokal zur Verfügung. Bei Nichtanrechnung
einer platzmierhe auf die Dauer von drei Monaten werden nach wie vor nur solche
kunstgewerbliche Erzeugniste in dieselbe ausgenommen, welche von der eigens zu diesem
Zwecke von dem Vereins-Ausschuß niedergesetzten Kommission geprüft und zur Aus-
stellung zugelasten worden sind. In dieser gewissenhaften und gründlichen Prüfung
liegt auch die sichere Gewahr, sowohl für würdige Aufstellung der einzelnen Stücke,

»ls auch für eine, dem hohen Stand des einheimischen Runstgewerbes entsprechende,
vornehme Gesammrerscheinung des Verkaufslokals des Vereines. jip>

Da es schon wiederholt vorgekommen, daß Briefe und andere für uns bestimmte
Sendungen in obengenanntes Geschäft gelangten, so bitten wir unsere Vereinsmit-
^(^(*£*(*£* glieder, sich in Zukunft stets der Adresse zu bedienen:

„Bayerischer Auustgewerbevereiu, München, Pfandhausstraße 7." W

München, im Oktober.

Die Borstanöschaft.

In diesem Hefte befinden sich folgende Beilagen:

(. Ein Wandkalender für das Jahr (888.

2. Ein Loncurrenz-Ausschreiben des Bayr. Kunstgewerbe-Vereins.

3. Eine buchhändlerische Beilage von Ehr. Llaesen, Berlin.

4. Line buchhändlerische Beilage von A. Pichler's Wittwe & Sohn. (Vgl. Bücherschau Seite 79.)

wir bitten dringend, die den Verein, die Zeitschrift und die Ausstellung 1888
betreffenden Inserate zu beachten.

verantwortlicher Redakteur: Prof. L. Gmelin. — Selbstverlag des bayer. Kunstgewerbevereins. — Druck von Knorr 4 Lirth in München.
 
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