älteren A reu ze in Essen,fl das Lotharkreuz in Aachens
und die Fassung eines hl. Blutreliquiars aus Arystall
im Limburg a. d. L.fl, wohl alle in 5t. Maximin in
Trier entstanden.
69. von einem Evangeliar aus Bamberg.
Staatsbibliothek München, Lim. 59» (Wirkliche Größen)
Tin Nachlassen in der strengeren Dekorationsweise und
ein barockes Ausarten der einzelnen Ornamente der bisher
betrachteten Buchdeckel und Areuze rc. zeigt eine andere
Gruppe von Werken der Zeit. Das EvangeliarTim. 59
(München, Staatsbibliothek, ehemals Bamberg) hat an
seinem Vorderdecke! eine Art Aassetteneintheilung, deren Mitte
ein großer Onyx einnimmt (Fig. 6^). Die einzelnen Zwickel
bestehen aus flachen Reliefs von Goldblech, die je ein Paar
Greifen oder Vögel in Ranken darstellen. Die blattartig
verlaufenden Schwänze und Alanen dieser Thiere erinnern
lebhaft an griechische Textilien, die ja auch als Vorbild
gedient haben können. Die Fassungen der Steine weisen
das schon bekannte System aus; die Filigrankegel kehren hier
ebenfalls wieder. Schon in der karolingischen Goldschmiede-
kunst am Gebetbuch Aarl des Aahlen kennt man ein Deko-
rationsmotiv in Gestalt eines Andreaskreuzes, dessen Mitte
über die Fläche erhoben eine kleine Perle trägt. Dies Motiv
wird übernommen in die henrizische Epoche und dahin ab-
geändert, daß es statt vier nur mehr drei Arme hat, so an
65. von einem Evangeliar aus Bamberg.
Staatsbibliothek München, Lim. 56. (wirkliche Größe.)
Tim. 57. Bei dem vorliegenden Deckel aber sind die Bänd-
chen, aus denen sonst die Branchen dieses Areuzes gebildet
werden, in zierlichster Weise durch Filigranschleifen ersetzt. *)
») E. a. Werth 2^; Schmid 36.
*) L. a. Wertst 5g. Bock, Kleinodien 3^. Schmid 36.
3) E. a. Wertst, Siegeskreuz. Schmid 36.
An seine Seite stellt sich ein kleiner Aasten bestimmt
zur Aufnahme eines Stückes des hl. Areuzes, den laut In-
schrift ebenfalls Heinrich II. machen ließ. Wo er früher
war, ist unbekannt, durch die Säkularisation kam er in die
Reiche Aapelle in München.') Der Rahmen des
Arystalls, welcher jetzt die Vorderseite dieses Areuzreliquiars
bildet, ist reich geschmückt mit gemugelten Steinen, Gemmen,
darunter einem Pendant zu einer Apostelcamee an Tim. 53,
in zierlicher Fassung der oft besprochenen Art: Filigrankegel,
Drei-Perlenmotiv und das Andreaskreuz mit Filigranschleifen
statt der Arme. An der Laibung läuft aber in Gravirung
ein Pflanzenband hin, das sehr ähnlich den Ornamenten
an der goldenen Altartafel Heinrich II. ist. Der ursprüng-
liche untere Theil der alten Aaiserkrone in Wien fl stammt
ebenfalls aus der Zeit; die schon oft als byzantinisch an-
gesprochenen Emails in den acht Feldern sind sicher deutsche
Arbeiten aus einer der Werkstätten Heinrich II. Ebenso
die Fassungen der Steine, welche mit dem unten zu be-
sprechenden Deckel von Tim. 56 große Verwandtschaft be-
sitzen, was auch der Fall ist bei der in der Schatzkammer
in München befindlichen sog. Aunigundenkrone.fl
Wir haben gesehen, daß der Mönch sich nicht scheute
Anleihen bei einer fremden Aunst zu machen, indem er
z. B. eine byzantinische Elfenbeinschnitzerei in seinen Buch-
deckel setzte, oder ein heimathliches, 200 Jahre altes Werk,
das sich im Alosterschatz befand oder das der Stifter schenkte,
verwendete. Aber auch selbst übte er sich in der Schnitz-
kunst und zwar kopierte er direkt byzantinische Vorbilder oder
er versuchte Eigenes zu schaffen, das manchesmal recht roh,
manchesmal wirklich vorzüglich wurde. Ein solches, durch
Formvollendung und feine Technik ausgezeichnetes Elfen-
beinrelief der „Taufe Thristi" trägt auf der Vorderseite das
Evangeliar Timelien 56fl (München, ehemals
Bamberg). Das Relief auf dem rückseitigen Deckel stellt
oben die Verkündigung, unten die Geburt Thristi dar und
hat den gleichen Tharakter wie das vordere, steht aber in
der Durchführung demselben bedeutend nach. Mit dem Relief
der Areuzigung auf Tim. 60 gehören die beiden Stücke zu
einer Gruppe von Arbeiten, in welcher der Einfluß der
Antike ganz besonders sich äußert, so daß man sie schon als
Erzeugnisse der altchristlichen Periode ansah. Sie gehören
aber einer Schule an, in welcher die Elfenbeinschnitzerei seit
langem geübt wurde. Wo der Sitz der Schule war, ob in
Deutschland oder etwa in Frankreich, läßt sich heute mit
Bestimmtheit nicht sagen. — Die Steine des Rahmens liegen
nicht mehr in besonderen „Häuschen", sondern flach auf
dem Fond, das Andreaskreuz ist dahin abgeändert, daß über
eine halbe Goldkugel sich drei ziselirte Blättchen legen. Von
klaren Zügen des Filigranornaments findet sich hier nichts
mehr, sondern der Fond ist mit groben Goldperlen förmlich
übersät, so daß eine höchst unruhige Wirkung der gesammten
Dekoration entsteht (Fig. 65).
Ein uns nicht bekannter Umstand hat das in Regens-
burg geschriebene Evangeliar Timelien 60fl (München
Staatsbibliothek ehemals B am berg) seines Schmuckes von * 3
*) J ettler, Tafel (0.
») Leitner, s. 0. B 0 ck, s. 0.
3) Schauß, Schatzkammer des bayr. Königshauses l. L. 7.
♦) Schmid 37. Riehl ;5.
s) Riehl
und die Fassung eines hl. Blutreliquiars aus Arystall
im Limburg a. d. L.fl, wohl alle in 5t. Maximin in
Trier entstanden.
69. von einem Evangeliar aus Bamberg.
Staatsbibliothek München, Lim. 59» (Wirkliche Größen)
Tin Nachlassen in der strengeren Dekorationsweise und
ein barockes Ausarten der einzelnen Ornamente der bisher
betrachteten Buchdeckel und Areuze rc. zeigt eine andere
Gruppe von Werken der Zeit. Das EvangeliarTim. 59
(München, Staatsbibliothek, ehemals Bamberg) hat an
seinem Vorderdecke! eine Art Aassetteneintheilung, deren Mitte
ein großer Onyx einnimmt (Fig. 6^). Die einzelnen Zwickel
bestehen aus flachen Reliefs von Goldblech, die je ein Paar
Greifen oder Vögel in Ranken darstellen. Die blattartig
verlaufenden Schwänze und Alanen dieser Thiere erinnern
lebhaft an griechische Textilien, die ja auch als Vorbild
gedient haben können. Die Fassungen der Steine weisen
das schon bekannte System aus; die Filigrankegel kehren hier
ebenfalls wieder. Schon in der karolingischen Goldschmiede-
kunst am Gebetbuch Aarl des Aahlen kennt man ein Deko-
rationsmotiv in Gestalt eines Andreaskreuzes, dessen Mitte
über die Fläche erhoben eine kleine Perle trägt. Dies Motiv
wird übernommen in die henrizische Epoche und dahin ab-
geändert, daß es statt vier nur mehr drei Arme hat, so an
65. von einem Evangeliar aus Bamberg.
Staatsbibliothek München, Lim. 56. (wirkliche Größe.)
Tim. 57. Bei dem vorliegenden Deckel aber sind die Bänd-
chen, aus denen sonst die Branchen dieses Areuzes gebildet
werden, in zierlichster Weise durch Filigranschleifen ersetzt. *)
») E. a. Werth 2^; Schmid 36.
*) L. a. Wertst 5g. Bock, Kleinodien 3^. Schmid 36.
3) E. a. Wertst, Siegeskreuz. Schmid 36.
An seine Seite stellt sich ein kleiner Aasten bestimmt
zur Aufnahme eines Stückes des hl. Areuzes, den laut In-
schrift ebenfalls Heinrich II. machen ließ. Wo er früher
war, ist unbekannt, durch die Säkularisation kam er in die
Reiche Aapelle in München.') Der Rahmen des
Arystalls, welcher jetzt die Vorderseite dieses Areuzreliquiars
bildet, ist reich geschmückt mit gemugelten Steinen, Gemmen,
darunter einem Pendant zu einer Apostelcamee an Tim. 53,
in zierlicher Fassung der oft besprochenen Art: Filigrankegel,
Drei-Perlenmotiv und das Andreaskreuz mit Filigranschleifen
statt der Arme. An der Laibung läuft aber in Gravirung
ein Pflanzenband hin, das sehr ähnlich den Ornamenten
an der goldenen Altartafel Heinrich II. ist. Der ursprüng-
liche untere Theil der alten Aaiserkrone in Wien fl stammt
ebenfalls aus der Zeit; die schon oft als byzantinisch an-
gesprochenen Emails in den acht Feldern sind sicher deutsche
Arbeiten aus einer der Werkstätten Heinrich II. Ebenso
die Fassungen der Steine, welche mit dem unten zu be-
sprechenden Deckel von Tim. 56 große Verwandtschaft be-
sitzen, was auch der Fall ist bei der in der Schatzkammer
in München befindlichen sog. Aunigundenkrone.fl
Wir haben gesehen, daß der Mönch sich nicht scheute
Anleihen bei einer fremden Aunst zu machen, indem er
z. B. eine byzantinische Elfenbeinschnitzerei in seinen Buch-
deckel setzte, oder ein heimathliches, 200 Jahre altes Werk,
das sich im Alosterschatz befand oder das der Stifter schenkte,
verwendete. Aber auch selbst übte er sich in der Schnitz-
kunst und zwar kopierte er direkt byzantinische Vorbilder oder
er versuchte Eigenes zu schaffen, das manchesmal recht roh,
manchesmal wirklich vorzüglich wurde. Ein solches, durch
Formvollendung und feine Technik ausgezeichnetes Elfen-
beinrelief der „Taufe Thristi" trägt auf der Vorderseite das
Evangeliar Timelien 56fl (München, ehemals
Bamberg). Das Relief auf dem rückseitigen Deckel stellt
oben die Verkündigung, unten die Geburt Thristi dar und
hat den gleichen Tharakter wie das vordere, steht aber in
der Durchführung demselben bedeutend nach. Mit dem Relief
der Areuzigung auf Tim. 60 gehören die beiden Stücke zu
einer Gruppe von Arbeiten, in welcher der Einfluß der
Antike ganz besonders sich äußert, so daß man sie schon als
Erzeugnisse der altchristlichen Periode ansah. Sie gehören
aber einer Schule an, in welcher die Elfenbeinschnitzerei seit
langem geübt wurde. Wo der Sitz der Schule war, ob in
Deutschland oder etwa in Frankreich, läßt sich heute mit
Bestimmtheit nicht sagen. — Die Steine des Rahmens liegen
nicht mehr in besonderen „Häuschen", sondern flach auf
dem Fond, das Andreaskreuz ist dahin abgeändert, daß über
eine halbe Goldkugel sich drei ziselirte Blättchen legen. Von
klaren Zügen des Filigranornaments findet sich hier nichts
mehr, sondern der Fond ist mit groben Goldperlen förmlich
übersät, so daß eine höchst unruhige Wirkung der gesammten
Dekoration entsteht (Fig. 65).
Ein uns nicht bekannter Umstand hat das in Regens-
burg geschriebene Evangeliar Timelien 60fl (München
Staatsbibliothek ehemals B am berg) seines Schmuckes von * 3
*) J ettler, Tafel (0.
») Leitner, s. 0. B 0 ck, s. 0.
3) Schauß, Schatzkammer des bayr. Königshauses l. L. 7.
♦) Schmid 37. Riehl ;5.
s) Riehl