4
Behörde oder Gemeinde würde sich gern bereit finden, ein Loch in den schönen Wald schlagen zu lassen?
Natürlich sprechen auch die Kosten mit, die solche Waldniederlegung verursacht.
Alles vereinigte sich auf das schönste bei der Pipinsburg, die einige Kilometer nördlich von Geeste-
münde an der Straße nach Cuxhaven gelegen ist. Sie wurde darum von Prof. Schuchhardt für das neue
Cxperiment ausgesucht, zumal noch wissenschaftliche Fragen mitspielten, die gerade eine nähere Erforschung
dieses Ningwalltyps wünschenswert machten. Die Pipinsburg gehört nämlich zu einer Gruppe von Burg-
anlagen, die sich im alten niedersächsischen Gebiet zwischen Weser und Elbe und zwischen dem Nordrande
des deutschen Mittelgebirges und dem Meere verhältnismäßig ost sinden. Die Rntersuchung eines ein-
zigen Exemplars sollte Licht auf die ganze Gruppe wersen. Und nun hören wir von dem Ergebnis, das
der Spaten dem stummen Boden abgerungen hat*).
Die Pipinsburg liegt im Lande der klassischen deutschen Vorgeschichte, zwischen Weser- und Elbe-
mündung, woselbst die Wissenschaft an 200 Hünenbetten, 10 000 Hügelgräber und 260 Arnenfriedhöfe
zählt. Das Gebiet zwischen beiden Flußtälern wird durch einen Diluvialrücken ausgefüllt, der bei Cux-
haven ins Meer fällt. Wer
in der Gegend Bescheid
weiß, möchte diese Be-
schreibung ungenau sinden,
denn die Geest — das ist
der Name sür die sandige,
diluviale Erhebung — be-
ginnt erst in Cntfernung
von mehreren Kilometern
vom Flußlauf. Cin breiter
Streifen saftiger grüner
Marschwiesen zieht sich
zwischen dem blauen Wasser-
lauf und der braunen Heide,
mit der der dürftige Geest-
boden bestanden ist, hin.
Aber die Marsch ist nur
alluviale Ablagerung und
beweist, daß in früheren
Zeiten das Wasser bis an
den Fluß der Geest gereicht
hat. Durch diesen geologischen Gegensah ist der landschaftlicheReiz dieser rauhen, winddurchtobtenGegend
bedingt. Äppige Fruchtbarkeit und toter Sandboden liegen unmittelbar nebeneinander und erzählen
von gegenseitigem Kampf, in dem das Diluvium die Rolle des Verteidigers, das Alluvium die des An-
greifers spielte. Wo die Marsch eine Niederung am Geestrande überwuchern konnte, hat sie ihre grünen
Moorwiesen vorgeschoben; und wo die Geest so hoch war, daß sie allem Ansturm der Wasser trotzte
und sich nicht unterkriegen ließ, streckt sie ihre letzten Ausläufer stolz wie drohende Finger weit in die
Marsch vor. Auf dem äußersten Cnde eines solchen Geestvorsprunges, der bis auf eine schmale Ver-
bindungsbrücke rings von feuchten Wiesen eingeschlossen ist, liegt die Pipinsburg. Für eine Burg ein
geschickt gewählter und in hohem Grade geeigneter Platz! Abb. 1 gibt einen guten Eindruck' von dem
Gelände. Der Vordergrund des Bildes wird durch eine breiteWiese ausgefüllt, die heute unpassierbar ist,
ganz abgesehen davon, daß sich durch sie ein unüberschreitbarer Bach schlängelt. Dann sehen wir von
rechts her den Geestfinger sich vorstrecken, der auf der Spitze die mächtige Erhebung der Burg trägt.
Das Cnde der Burg fällt in die Marsch steil ab.
*) Näheres in den Aahresberichten der Männer vom Mvrgenstern, Heimatbund an Elb- und Wesermündung Heft ä u. 10.
Behörde oder Gemeinde würde sich gern bereit finden, ein Loch in den schönen Wald schlagen zu lassen?
Natürlich sprechen auch die Kosten mit, die solche Waldniederlegung verursacht.
Alles vereinigte sich auf das schönste bei der Pipinsburg, die einige Kilometer nördlich von Geeste-
münde an der Straße nach Cuxhaven gelegen ist. Sie wurde darum von Prof. Schuchhardt für das neue
Cxperiment ausgesucht, zumal noch wissenschaftliche Fragen mitspielten, die gerade eine nähere Erforschung
dieses Ningwalltyps wünschenswert machten. Die Pipinsburg gehört nämlich zu einer Gruppe von Burg-
anlagen, die sich im alten niedersächsischen Gebiet zwischen Weser und Elbe und zwischen dem Nordrande
des deutschen Mittelgebirges und dem Meere verhältnismäßig ost sinden. Die Rntersuchung eines ein-
zigen Exemplars sollte Licht auf die ganze Gruppe wersen. Und nun hören wir von dem Ergebnis, das
der Spaten dem stummen Boden abgerungen hat*).
Die Pipinsburg liegt im Lande der klassischen deutschen Vorgeschichte, zwischen Weser- und Elbe-
mündung, woselbst die Wissenschaft an 200 Hünenbetten, 10 000 Hügelgräber und 260 Arnenfriedhöfe
zählt. Das Gebiet zwischen beiden Flußtälern wird durch einen Diluvialrücken ausgefüllt, der bei Cux-
haven ins Meer fällt. Wer
in der Gegend Bescheid
weiß, möchte diese Be-
schreibung ungenau sinden,
denn die Geest — das ist
der Name sür die sandige,
diluviale Erhebung — be-
ginnt erst in Cntfernung
von mehreren Kilometern
vom Flußlauf. Cin breiter
Streifen saftiger grüner
Marschwiesen zieht sich
zwischen dem blauen Wasser-
lauf und der braunen Heide,
mit der der dürftige Geest-
boden bestanden ist, hin.
Aber die Marsch ist nur
alluviale Ablagerung und
beweist, daß in früheren
Zeiten das Wasser bis an
den Fluß der Geest gereicht
hat. Durch diesen geologischen Gegensah ist der landschaftlicheReiz dieser rauhen, winddurchtobtenGegend
bedingt. Äppige Fruchtbarkeit und toter Sandboden liegen unmittelbar nebeneinander und erzählen
von gegenseitigem Kampf, in dem das Diluvium die Rolle des Verteidigers, das Alluvium die des An-
greifers spielte. Wo die Marsch eine Niederung am Geestrande überwuchern konnte, hat sie ihre grünen
Moorwiesen vorgeschoben; und wo die Geest so hoch war, daß sie allem Ansturm der Wasser trotzte
und sich nicht unterkriegen ließ, streckt sie ihre letzten Ausläufer stolz wie drohende Finger weit in die
Marsch vor. Auf dem äußersten Cnde eines solchen Geestvorsprunges, der bis auf eine schmale Ver-
bindungsbrücke rings von feuchten Wiesen eingeschlossen ist, liegt die Pipinsburg. Für eine Burg ein
geschickt gewählter und in hohem Grade geeigneter Platz! Abb. 1 gibt einen guten Eindruck' von dem
Gelände. Der Vordergrund des Bildes wird durch eine breiteWiese ausgefüllt, die heute unpassierbar ist,
ganz abgesehen davon, daß sich durch sie ein unüberschreitbarer Bach schlängelt. Dann sehen wir von
rechts her den Geestfinger sich vorstrecken, der auf der Spitze die mächtige Erhebung der Burg trägt.
Das Cnde der Burg fällt in die Marsch steil ab.
*) Näheres in den Aahresberichten der Männer vom Mvrgenstern, Heimatbund an Elb- und Wesermündung Heft ä u. 10.