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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 14.1913

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Nr. 3
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Stechele, Karl: Burghausen: ein Gang durch Stadt und Burg
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Winter, Heinrich: Profanbauten in Regensburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.32139#0063
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r>. Trenbeck- Hofmeister Herzog Heinrich des XIII. und Erzieher des Prinzen Ludwig und des Markgrafen
Achilles von Brandenburg. Der gotische Altar ist eine Arbeit der Salzburger Schule. Auf einem Dach-
veiter mit Nundbogensries und Lisenen siht ein gotischer Steinhelm, von einer Kreuzblume überragt.
Die gotische Glocke weist in Minuskeln aus den Sieg Ludwig des Reichen bei Gingen, der 1462 die Neichs-
armee unter Albrecht Achilles schlug und des Kaisers Hauptpanier und die Fahnen von 56 Städten als
Siegeszeichen von den Zinnen seiner Burg wehen ließ. Zn dem Gesängnisgewölbe unter der Freitreppe
zum Palas steht in Minuskeln eingeriht: „dir mein treu Wolsgang von Pienzenau, rit."

Der Palas ist restauriert und enthält eine kgl. Gemäldegalerie; ebenso ist das Erdgeschoß des Palas
rmd zwei Stockwerke der Kemenate sür die Sammlung des städtischen Altertums- und Museumsvereins
hergerichtet.

Die Galerie umsatzt zwölf Säle: der Katalog verzeichnet deutsche Meister des 15. und 16. Aahr-
hunderts und der Folgezeit, serner Italiener, Franzosen, Vlämen und Holländer des 17. und 18. Iahr-
hunderts. Den Kunsthistoriker sesseln wohl die sieben Bildnisse des Fürstensaales aus dem I.Iahrzehnt
des 16. Iahrhunderts, unter denen das Kontersei Herzog Georg des Reichen sich befindet.

Das Museum enthält hauptsächlich Gegenstände, die mit der Geschichte der Stadt und ihrer Um-
gebung im Zusammenhange stehen. Rnter den 20 Ausstellungsräumen verdienen Beachtung eine Bürger-,
Bauern-, Handwerker- und Schlafstube, eine bürgerliche Küche, dann die gesonderten Abteilungen für
Prähistorik, Keramik, Numismatik, eine Kostümsammlung und eine solche sür moderne Maler.

Ist schon die Stadt reich an malerischen Stratzenbildern und Interieurs, so reiht sich auch bei der Wande-
rung durch die Burg ein romantisches Motiv an das andere und die interessanten Einzelheiten der Innen-
räume erhöhen noch all diesen Reiz; um nur einige davon zu nennen: die spätromanischen Kämpser-
gesimse des Museumsbaues, die zierlichen Nehgewölbe in den vielen Crkernischen der Galerie und im
gotischen Fleh des Westbaues, die gotische Balkendecke mit dem schweren Anterzug aus einem Eichenpseiler
in der Herzogsstube, die geschnihte gotische Balkendecke im danebenliegenden Saale, den kasettierten
Plasond im untern Bibliotheksaal, das gotische Matzwerk der Hofsenster am Fürstenbau, die schlanken
Renaissancepfosten der Freitreppen, die krästige Profilierung des Spihbogens am Dürniheingang, die
schönen gotischen Türringe an den Burgkapellen und besonders die Fresken im Chor von „S. Elzbethen".

Die herrliche Landschast aber zieht den Blick des erstaunten Besuchers immer wieder hinab zum
lieblichen Wöhrsee, zur ties unten liegenden Stadt und zu den bewaldeten Hängen des österreichischen
Asers und läßt keine Ermüdung auskommen.

Profanbauten in Regensburg.

Von Heinrich Winter.

ede alte Stadt von kunstgeschichtlicher Bedeutung hat ihren eigenen Charakter oder ver-
tritt wenigstens den einer bestimmten Gruppe. Kann man in diesem Sinne Köln mit dem
Dichter als das „alte heilige" Köln bezeichnen, sind Hildesheim und Braunschweig Vertre-
terinnen des traulich-deutschen Fachwerkbaues und Lübeck der Typ der Seefahrt treibenden
Hansestadt, so kann man Regensburg mit seinem ausgesprochen historischen Gepräge als das Muster
einer alten Reichsstadt ansprechen, sreilich nicht von der wohlhabend heiteren Art Nürnbergs, sondern von
kriegerischem Ernst und bewegter Vergangenheit.

Was Regensburg seinen einzigartigen Stadtcharakter verleiht, ist im Verein mit einer Fülle ge-
schichtlicher Erinnerungen der Reichtum an gotischen Wohnhäusern, die ihre ernsten, kalten Steinfronten
über enge, winkelige Gassen recken, und vor allem die ansehnliche Zahl der burgartigen Geschlechterhäuser.
 
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