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dem Burgberg liegt autzerdem noch die Kirche, ein Bau aus dem 19. Aahrhundert. Das Osttor, durch das
wir den malerischen Flecken verlassen, scheint geradeswegs ins Wasser zu führen.
Ienseits Lagow überbrückt die Kleinbahn nach Meserih auf mächtigem Viadukt, der einer Gebirgs-
bahn Ehre machen würde, den Taleinschnitt. Fn der Umgegend von Zielenzig und Lagow findet sich
viel Braunkohle.
Die letzte Ordensstadt der Aohanniter ist Schwiebus, von Sonnenburg in der Luftlinie einige 60 km
entfernt. Schwiebus wurde ebenfalls von den Fohannitern befestigt, wahrscheinlich auch das Schlotz —
ein vielfach an- und umgebautes Gebäude, heut Privatbesitz — von ihnen angelegt. Die Stadt stand
längere Zeit unter polnischer und böhmischer Herrschaft, gehörte später dem Herzogtum Sagan und Krossen
und wurde 1489 von König Mathias Corvinus von Angarn erobert. 1676 kam der Kreis Schwiebus als Ent-
schädigung für dieAnsprücheBrandenburgs auf denBesitz derPiasten vonLiegnitz an den GrotzenKurfürsten,
doch trat Friedrich III. den Schwiebuser Kreis wieder ab. Crst 1742 nach dem Ersten Schlesischen Krieg
kam Schwiebus endgültig an Brandenburg-Preutzen; es ist der letzte brandenburgische Ort auf dem Wege
nach Osten.
Die Stadt, in der tief und breit geschnittenen Talmulde der Schwemme, hat, obwohl modern und
sehr betriebsam — neben dem historischen Gewerbe der Tuchmacherei blühÜMaschinenfabrikation, Braun-
kohlenbergbau usw. — noch mancherlei Altertümliches erhalten: ein Stück Stadtmauer, einen alten Stock-
turm über dem tiefen Stadtgraberg in dem heut Bürgergärten liegen, am Markt einige Häuser mit vor-
springenden, von Holzpfeilern getragenen Lauben. Die katholische St. Michaeliskirche wurde 1670—79
erbaut und ist eine dreischiffige Hallenkirche in dunklem Backsteinbau. Die Seitenschiffe schlietzen breite
Treppengiebel. Die schlanken, fialenbesetzten Türme sind von Stüler entworfen.
Beginnend im Herzen des Brandenburger Landes bis in unmittelbare Nähe der posenschen Grenze,
zog sich der Ordensstaat; das war der ansehnliche Besitz, über den der Herrenmeister der Aohanniterritter
selbstherrlich gebot. Sind auch alle die Schlösser, Städte und Dörfer nicht mehr Eigentum des Ordens,
dieser hat ein schöneres Denkmal sich gesetzt: es sind die vielen Kranken- und Siechenhäuser, über deren
Toren das weitze Aohanniterkreuz leuchtet.
Kloster Vetzra.
Von Hans Müller, Koburg.
der von Meiningen kommend die Werrabahn in der Richtung nach
, eröffnet sich kurz hinter dem kleinen Städtchen Themar nach links
L in das freundliche Tal der Schleuse, die an dieser Stelle in die
und von einem hohen steinernen Viadukt übersetzt wird. Während
die Brücke eilt, tauchen hinter dem dichten Baum- und Buschwerk
des Flützchens einen kurzen Augenblick zwei mit charakteristischen Satteldüchern gedeckte altersgraue
Türme auf, um freilich schon im nächsten Moment wieder zu verschwinden. And der flüchtige Be-
obachter ahnt nicht, datz er hier eine Stätte streift, die vor Zeiten eines der hauptsächlichsten Kultur-
zentren des Thüringer Landes darstellte und noch heute, selbst im Zustande arger Verwahrlosung, von
höchstem kulturgeschichtlichen und architektonischen Anteresse ist.
Die beiden Türme sind das Wahrzeichen des alten Klosters Vetzra, einer sehr umfangreichen Gebüude-
masse, die sich, umgeben von einer noch jetzt fast vollständigen Ringmauer, zwischen der Schleuse und
der Landstraße nach Schleusingen hinlagert. Nähert man sich ihr mit der Nebenbahn, welche hier einen
Haltepunkt aufweist, so hat man beim Verlassen des Zuges vom Bahnsteig aus wohl den besten Überblick
über die weitläufige Gruppe der Klostergebäude, in deren Mittelpunkt die imposante Kirche St. Maria
em Reisenden,
Koburg benutzt
hin der Einbln
Werra mündet
der 5^ua über
dem Burgberg liegt autzerdem noch die Kirche, ein Bau aus dem 19. Aahrhundert. Das Osttor, durch das
wir den malerischen Flecken verlassen, scheint geradeswegs ins Wasser zu führen.
Ienseits Lagow überbrückt die Kleinbahn nach Meserih auf mächtigem Viadukt, der einer Gebirgs-
bahn Ehre machen würde, den Taleinschnitt. Fn der Umgegend von Zielenzig und Lagow findet sich
viel Braunkohle.
Die letzte Ordensstadt der Aohanniter ist Schwiebus, von Sonnenburg in der Luftlinie einige 60 km
entfernt. Schwiebus wurde ebenfalls von den Fohannitern befestigt, wahrscheinlich auch das Schlotz —
ein vielfach an- und umgebautes Gebäude, heut Privatbesitz — von ihnen angelegt. Die Stadt stand
längere Zeit unter polnischer und böhmischer Herrschaft, gehörte später dem Herzogtum Sagan und Krossen
und wurde 1489 von König Mathias Corvinus von Angarn erobert. 1676 kam der Kreis Schwiebus als Ent-
schädigung für dieAnsprücheBrandenburgs auf denBesitz derPiasten vonLiegnitz an den GrotzenKurfürsten,
doch trat Friedrich III. den Schwiebuser Kreis wieder ab. Crst 1742 nach dem Ersten Schlesischen Krieg
kam Schwiebus endgültig an Brandenburg-Preutzen; es ist der letzte brandenburgische Ort auf dem Wege
nach Osten.
Die Stadt, in der tief und breit geschnittenen Talmulde der Schwemme, hat, obwohl modern und
sehr betriebsam — neben dem historischen Gewerbe der Tuchmacherei blühÜMaschinenfabrikation, Braun-
kohlenbergbau usw. — noch mancherlei Altertümliches erhalten: ein Stück Stadtmauer, einen alten Stock-
turm über dem tiefen Stadtgraberg in dem heut Bürgergärten liegen, am Markt einige Häuser mit vor-
springenden, von Holzpfeilern getragenen Lauben. Die katholische St. Michaeliskirche wurde 1670—79
erbaut und ist eine dreischiffige Hallenkirche in dunklem Backsteinbau. Die Seitenschiffe schlietzen breite
Treppengiebel. Die schlanken, fialenbesetzten Türme sind von Stüler entworfen.
Beginnend im Herzen des Brandenburger Landes bis in unmittelbare Nähe der posenschen Grenze,
zog sich der Ordensstaat; das war der ansehnliche Besitz, über den der Herrenmeister der Aohanniterritter
selbstherrlich gebot. Sind auch alle die Schlösser, Städte und Dörfer nicht mehr Eigentum des Ordens,
dieser hat ein schöneres Denkmal sich gesetzt: es sind die vielen Kranken- und Siechenhäuser, über deren
Toren das weitze Aohanniterkreuz leuchtet.
Kloster Vetzra.
Von Hans Müller, Koburg.
der von Meiningen kommend die Werrabahn in der Richtung nach
, eröffnet sich kurz hinter dem kleinen Städtchen Themar nach links
L in das freundliche Tal der Schleuse, die an dieser Stelle in die
und von einem hohen steinernen Viadukt übersetzt wird. Während
die Brücke eilt, tauchen hinter dem dichten Baum- und Buschwerk
des Flützchens einen kurzen Augenblick zwei mit charakteristischen Satteldüchern gedeckte altersgraue
Türme auf, um freilich schon im nächsten Moment wieder zu verschwinden. And der flüchtige Be-
obachter ahnt nicht, datz er hier eine Stätte streift, die vor Zeiten eines der hauptsächlichsten Kultur-
zentren des Thüringer Landes darstellte und noch heute, selbst im Zustande arger Verwahrlosung, von
höchstem kulturgeschichtlichen und architektonischen Anteresse ist.
Die beiden Türme sind das Wahrzeichen des alten Klosters Vetzra, einer sehr umfangreichen Gebüude-
masse, die sich, umgeben von einer noch jetzt fast vollständigen Ringmauer, zwischen der Schleuse und
der Landstraße nach Schleusingen hinlagert. Nähert man sich ihr mit der Nebenbahn, welche hier einen
Haltepunkt aufweist, so hat man beim Verlassen des Zuges vom Bahnsteig aus wohl den besten Überblick
über die weitläufige Gruppe der Klostergebäude, in deren Mittelpunkt die imposante Kirche St. Maria
em Reisenden,
Koburg benutzt
hin der Einbln
Werra mündet
der 5^ua über