Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 14.1913

DOI Heft:
Nr. 2
DOI Artikel:
Kühns, Kurt: Die Quitzowschlösser
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.32139#0041
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
29

Die Äuitzowschlösser.

Von Curt Kühns.

n der Mark sind nur wenig Ritterburgen erhalten, trotz der großen Rolle, die das
Nittertum in der Geschichte des Landes gespielt, trotz der hohen Zahl der Schloß-
gesessenen, die allerwärts die Fähren und Flußübergänge, die die Sümpfe durch-
^ querenden Dümme zollheischend besetzt hielten. Die auf Felsen horstenden
Schlösser des mittleren und südlichen Deutschland, mit ihren Granit- und Sand-
steinflanken dem gewachsenen Stein gleich und verwandt, konnten anders dem
Zahn der Zeit trotzen als diese Burgen im zerfressenden Luchwasser der Sümpfe.

Mehr noch als durch die Wirkungen der „großen Büchse", die Friedrich I. von
Hohenzollern gegen die Raubschlösser aussahren ließ, sind durch Witterung und
Bodenverhältnisse auch die Burgen jenes Geschlechts in Schutt und Trümmer
gesunken, das einstz wenn auch nur sür eine kurze Zeitz das mächtigste der Mark war, gleich gefürchtet
von Bauer wie Städter, vom Volk wie vom Fürsten: die Quitzows.

Die Quitzows, ein alt angesessenes Geschlecht, das seinen Arsprung von den Grafen von Lindow und
Nuppin ableitet, stammen aus Quitzhövel — heut Quitzöbel genannt — einem Dorf unweit Havelberg an
der Mündung der Havel in die Elbe gelegen. Nur zwei Männer dieses Geschlechtes sind berühmt: die
beiden Brüder Dietrich — geboren um 1365 — und Iohann — geboren um 1Z69. Noch deren Vater,
Luno von Quitzow, war ein schlichter Landedelmann, ein Lehensträger der Edeln Gänse von Putlitz, wie
auch die anderen seiner Sippe, die in der Nachbarschaft saßen, in Nühstädt an der Elbe und anderwärts.
Er besaß, weit entfernt von einer größeren Hausmacht, nur seine Stammburg, einen Anteil an dem ge-
nannten Rühstädt und einige Höfe und Hebungen in der Grasschast Nuppin. — Von dieser Stammburg,
auf der die Brüder ihre Augend verlebten, ist nicht ein Stein erhalten geblieben, nicht einmal die Stelle
ist zu bestimmen, wo sie gestanden. Auch sie war durch Luch und Strom besser geschützt als durch Wall
und Graben, wie noch heut die Lage des langgestreckten, sreundlichen Dorfes erkennen läßt. Auf der
Landseite gegen die sandige Kusselheide legt sich ein großer, rohrumschanzter Weiher, dessen sumpfiges
Vorland sich noch weiter ausgedehnt haben wird als heut. Aenseits des Dorses aber ziehen sich, bestanden
von stattlichen Baumgruppen, die grünen Havelwiesen, die der hohe, spitz auf den dahinter ziehenden
Elbdeich zulaufende Haveldamm begrenzt. Damals natürlich wird der Blick von den Wachtürmen un-
begrenzt gewesen sein, über die Schilfwälder des Afers und die beiden breiten Ströme bis hinüber zum
linken Elbuser, von dem die kräftigen Türme des Städtchens Werben wie noch heut trutzig herüberschauten.

Die Augendjahre verliefen den beiden Brüdern Quitzow durchaus nicht gleichförmig oder in länd-
licher Abgeschlossenheit auf der Burg ihrer Väter. Die Zeit um die Wende des 14. Iahrhunderts war eine
bewegte; der Adel rang sich immer mehr zur Selbständigkeit, zu einem Staat im Staate durch, schloß Bünd-
nisse, schlug Fehden. So hatten die Brüder schon in jungen Aahren Gelegenheit, in das Waffenhandwerk
eingeführt zu werden und in manchen Fehden an der Seite ihres Vaters sich zu betätigen. Noch zwei
jüngere Brüder wurden, als die älteren schon den Harnisch trugen, geboren: Lonrad — er ertrank als
junger Mann bei einem Fährunglück auf der Elbe — und Henning, der den geistlichen Stand erwählte —
und eine Schwester, Mathilde. Diese heiratete einen Herrn von Veltheim, genannt der reiche Veltheim.
Auf dessen Schloß Harbke bei Helmstedt sand Dietrich als Geächteter kurz vor seinem Tode einige Zeit
Aufnahme. — Am Iahre 1Z94 verheiratete sich Dietrich mit Elisabeth Schenk von Landsberg. Die
Schenken von Landsberg waren die Herren des Schenkenländchens und der Burg Teupitz bei Königs-
wusterhausen. Von dieser, die vor den Toren des gleichnamigen, altertümlichen Städtchens im Teupitzer
See auf einer Halbinsel lag, vom Lande nur durch einen schmalen Damm zugänglich, sind einige geringe
Reste, die Trümmer des dicken Torturmes und ein Stück der Mauer erhalten.

Das alte und das junge Quitzowsche Paar führten zunächst aus Quitzhövel gemeinsamen Haushalt.
Ahre Einnahmen flossen wohl zumeist aus den Zöllen der stromaus und -ab kommenden Schiffe. Die Zölle
 
Annotationen