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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 14.1913

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Nr. 3
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Herrmann, Franz: Thurnau
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Stechele, Karl: Burghausen: ein Gang durch Stadt und Burg
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https://doi.org/10.11588/diglit.32139#0057
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Die gräfl. Giechschen Besitzungen (etwa 2O0O Hektar) erstrecken sich nicht bloß auf Thurnau; in der
weitesten Amgebung treffen wir solche an. Bedeutenden Grundbesitz hat das gräfl. Giechsche Haus auch
in Peesten und Buchau, ferner in Weiher bei Hollfeld und in Wiesenfels. Ein grotzer Teil des von Aus-
seesschen Besitzes zu Freienfels ist in neuerer Zeit an das Haus Giech übergegangen.

i ^ Das gräflich Giechsche Wappen hat zwei aufrecht nebeneinander gestellte Tuch- oder Woll-
scheren und soll an die Herkunft seines Reichtums erinnern:

„Schaf und Tuch

I - ^ Machen Giech reich."

So wird'es im Volksmund erklärt. ? ^ ,

Weithin sichtbar erheben sich in der Bamberger Gegend die Nuinen der grotzartig angelegten Giech-
schen Stammburg, die im Aahre 1803 aus dem Besitz der Bamberger Bischöfe an den Staat Bayern
und 1819 durch Kauf wieder an das Haus Giech gelangten.

Niemand wird es bereuen, wenn er dem Markt Thurnau und den gräfl. Giechschen Schlössern
eingehenden Besuch abstattet. Was Kunst und Natur an Schönheit und Neiz bieten können, trifft er hier
in reichstem Matze an.

Burghausen.

Ein Gang durch Stadt und Burg. Von Karl Stechele, Burghausen.

m raschen Laufe wälzen sich die grünen Fluten der Salzach dahin. Der mächtige
Gebirgsstrom hat sein Ninnsal tief in den eiszeitlichen Schotter eingewühlt; nackte
Pferwände wechseln mit bewaldeten, abgestuften Böschungen zu beiden Seiten des
Wasserlaufes im Voralpenlande. Da öffnet sich dem Blicke eine Talmulde — der
starre Fels hat dem Durchbruchsversuch des Gletscherabflusses gewehrt und wies
die wilden Wasser zur andern Seite, hier hinter der Geröllbarre einen Stausee
zurücklassend, dort in sanfter Biegung ein schmales Flachufer bildend, das Naum
genug für die Cntwicklung der künftigen Talstadt bot. Hoch oben auf langem, tal-
beherrschendem Felsrücken und seinem windgeschützten Hange lietzen sich die ersten
Ansiedler nieder. Stein-undBronzezeitfunde bekunden hier dieGegenwart desArzeit-
menschen. Nömische Münzfunde an der Salzachlände, wo der gerade Weg von Salzburg, der den weiten
Bogen des Stromlaufes schneidet, an das jenseitige Afer stötzt, ebenso Sigillatfunde in der nächsten Am-
gegend sind Zeugen menschlicher Spuren für die folgenden Aahrhunderte. Die reichen Salz- und Erzlager
der nahen Alpen verhalfen dem Wasserwege alsbald zu großer Bedeutung. 1024 vertauscht die Witwe
Kaiser Heinrich II. den kgl. Hof Burghausen an das Erzstift Salzburg. Die geschichtl. beglaubigten Grafen
v. Burghausen und Schala sind Lehnsleute von Salzburg und haben sicher auf dem Bergrücken einen
festen Wohnsitz gehabt. 1140 weiht der Bischof Noman von Gurk der Talgemeinde die Pfarrkirche St.
Aakob. Anter Heinrich dem Löwen fiel Burg und Grafschaft an Bayern. Otto II. trifft im Kampfe mit
Friedrich dem Streitbaren von Osterreich umfassende Verteidigungsanstalten. Der damals aus Atalien
zurückkehrende Kaiser Friedrich II. saß bei Herzog Otto in Burghausen mehrere Tage zu Gast (1235).
Hof und Gerichtstage und die Aufrichtung einer Wassermaut setzen namhaften Verkehr voraus. Die
 
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