XIV. Iahrg. Nr. 5
Zeitung für Wehrbau,
Wohnbau und Städtebau
er Burgwart
Organ der Vereinigung zur Erhaltung deutscher Burgen
Herausgeber: Prosessor Bodo Ebhardt, Architekt, Berlin-Grunewald
Der Burgwart erscheint achtmaljährlich — Bezugspreis: 12,SO Mk. jährlich — Mitglieder der Vereinigung
zur Erhaltung deutscher Burgen (Mindestbeitrag 10 Mk. jährlich) erhalten den Burgwart unentgeltlich srei ins Haus
Canossa.
Von Bodo Ebhardt.
'er kennt nicht den Namen der Burg, die hier den Gegenstand der Betrachtung bildet, wem
steigen nicht, wird dieser Name genannt, vor dem geistigen Auge aus die gewaltigen Ge-
stalten eines Deutschen Kaisers Heinrich IV. und eines grotzen Papstes Gregor VII., — wem
lsteht nicht die ganze überwältigende Tragik des Ereignisses vor der Seele, das den Namen
Canossa sür alle Zeiten in die Taseln der Weltgeschichte eingegraben hat.
Aber wer hat die Burg Canossa gesehen oder auch nur im Bilde diese Trümmerstätte kennen gelernt,
dereli Grotzartigkeit wahrlich selbst in ihrer jehigen Wüstheit noch würdig sein würde, der Schauplah eines
weltgeschichtlichen Vorganges zu sein?
Wer weitz auch nur näher anzugeben, wo und wie die Burg liegt, wer endlich» kennt etwas von ihrer
Geschichte vor dem 25.—28. Ianuar 1077, als Heinrich IV. hier dem Papste Gregor die Lösung vom
Banne abrang, — oder von ihrem Schicksale seit diesen denkwürdigen Tagen?
Und das alles troh den gewaltigen Erinnerungen an die Geschichte der deutschen Kaiser, die sich mit
diesem Felsenbau verknüpsen!
Daher dars ich mich an dieser Stelle wohl etwas aussührlicher mit diesem Burgenbau beschästigen^).
Wo liegt die Burg Lanossa? Wenig bekannt mutz das sein. Denn selbst ein Geschichtsschreiber, der
Franzose Villemain, in
seiner 1873 erschienenen
Geschichte Gregors VII.,
lätzt Heinrich IV. nach
Neggio di Calabria ziehen,
um von dort aus in Ca-
nossa mit dem Papste zu-
sammenzutressen. Nicht
bei Neggio in Calabrien
ist aber Canossa zu suchen,
sondern hoch aus den
Apenninen, südwestlich
der lebhaften StadtNeggio
Abb. öS. Canossa. Nuine der Burg nach einer Zeichnung von
I. F. Navenet aus dem Archiv zu Parma.
*) Vergl. auch: Bodo Ebhardt,
Ernst Wasmuth, 2l.-G.
Die Burgen Italiens, Band I und II. Groß-Folio.
Emilia, die an der grotzen
Via Emilia zwischen Bo-
logna und Parma liegt.
Ein Germane baute
die Burg Lanossa,- im
Iahre 940 erscheint Azzo
Albert, Sohn des Sieg-
sried von Lucca, ein Lan-
gobarde, als ihr Gründer.
Bald schon wurde sie be-
rühmt, als Adelheid von
Burgund, die Witwe
Lothars I., des Königs
Berlin 1S0S/10. Verlag von
Zeitung für Wehrbau,
Wohnbau und Städtebau
er Burgwart
Organ der Vereinigung zur Erhaltung deutscher Burgen
Herausgeber: Prosessor Bodo Ebhardt, Architekt, Berlin-Grunewald
Der Burgwart erscheint achtmaljährlich — Bezugspreis: 12,SO Mk. jährlich — Mitglieder der Vereinigung
zur Erhaltung deutscher Burgen (Mindestbeitrag 10 Mk. jährlich) erhalten den Burgwart unentgeltlich srei ins Haus
Canossa.
Von Bodo Ebhardt.
'er kennt nicht den Namen der Burg, die hier den Gegenstand der Betrachtung bildet, wem
steigen nicht, wird dieser Name genannt, vor dem geistigen Auge aus die gewaltigen Ge-
stalten eines Deutschen Kaisers Heinrich IV. und eines grotzen Papstes Gregor VII., — wem
lsteht nicht die ganze überwältigende Tragik des Ereignisses vor der Seele, das den Namen
Canossa sür alle Zeiten in die Taseln der Weltgeschichte eingegraben hat.
Aber wer hat die Burg Canossa gesehen oder auch nur im Bilde diese Trümmerstätte kennen gelernt,
dereli Grotzartigkeit wahrlich selbst in ihrer jehigen Wüstheit noch würdig sein würde, der Schauplah eines
weltgeschichtlichen Vorganges zu sein?
Wer weitz auch nur näher anzugeben, wo und wie die Burg liegt, wer endlich» kennt etwas von ihrer
Geschichte vor dem 25.—28. Ianuar 1077, als Heinrich IV. hier dem Papste Gregor die Lösung vom
Banne abrang, — oder von ihrem Schicksale seit diesen denkwürdigen Tagen?
Und das alles troh den gewaltigen Erinnerungen an die Geschichte der deutschen Kaiser, die sich mit
diesem Felsenbau verknüpsen!
Daher dars ich mich an dieser Stelle wohl etwas aussührlicher mit diesem Burgenbau beschästigen^).
Wo liegt die Burg Lanossa? Wenig bekannt mutz das sein. Denn selbst ein Geschichtsschreiber, der
Franzose Villemain, in
seiner 1873 erschienenen
Geschichte Gregors VII.,
lätzt Heinrich IV. nach
Neggio di Calabria ziehen,
um von dort aus in Ca-
nossa mit dem Papste zu-
sammenzutressen. Nicht
bei Neggio in Calabrien
ist aber Canossa zu suchen,
sondern hoch aus den
Apenninen, südwestlich
der lebhaften StadtNeggio
Abb. öS. Canossa. Nuine der Burg nach einer Zeichnung von
I. F. Navenet aus dem Archiv zu Parma.
*) Vergl. auch: Bodo Ebhardt,
Ernst Wasmuth, 2l.-G.
Die Burgen Italiens, Band I und II. Groß-Folio.
Emilia, die an der grotzen
Via Emilia zwischen Bo-
logna und Parma liegt.
Ein Germane baute
die Burg Lanossa,- im
Iahre 940 erscheint Azzo
Albert, Sohn des Sieg-
sried von Lucca, ein Lan-
gobarde, als ihr Gründer.
Bald schon wurde sie be-
rühmt, als Adelheid von
Burgund, die Witwe
Lothars I., des Königs
Berlin 1S0S/10. Verlag von