XIV. Iahrg. Nr. 7
Zeitung für Wehrbau,
Wohnbau und Städtebau
er Burgwart
Organ der Vereinigung zur Erhaltung deutscher Burgen
Herausgeber: Prosessor Bodo Ebhardt, Architekt, Berlin-Grunewald
Der Burgwart erscheint achtmaljährlich — Bezugspreis: 12,SO Mk. jährlich — Mitglieder der Vereinigung
zur Erhaltung deutschec Burgen (Mindestbeitrag 1O Mk. jährlich) erhalten den Burgwart unentgeltlich frei ins Haus.
Der Schloßbau.
Von Professor Bodo Ebhardt, Architekt.
iv. Die große tzalle.
on der äuszeren Vorhalle des Schlosses wird in der Regel der Zugang zu einem
Raume führen, der die Verbindung aller Säle, Hallen und der Gänge und
Zimmer mit der Vorhalle und untereinander vermittelt. Zn älteren Bauten,
namentlich in Schlössern des 1b. Zahrhunderts, wird dieser Zweck manchmal
erreicht durch die Anordnung sehr weiträumiger Korridore, dereil Breite ost
über das zum Verkehr notwendige Maß hinaus gesteigert wird. So sind die Korridore von Aschaffen-
burg, von Neuenstein in (einem Flügel) und von Weikersheim angeordnet.
Die Anlage der Nenaissanceschlösser, die in der Negel 4 Flügel um einen mehr oder weniger regel-
mähigen viereckigen Hof als Grundidee zeigt, verlangte solche grohen Korridore, wenn alle um den Hof
herumliegenden Flügel miteülander mld mit dem Haupteingang in Verbindung gebracht werden sollten.
Doch finden wir auch Bautell jener Zeit ohne Korridore; so fehlen in dem Grüsl.Fuggerschen Schlosse in
sArchheim solche sast ganz, ebenso im Schlosse Hartenfels in Torgau.
Sehr häufig, namentlich im südlichen Deutschlmld, sind die Korridore, wie bei deil Schlössern Greinburg
an der Donau, Langenburg an der Aagst, im alten Schloh in Badell, Schloß Telsch (Prokop III. 740)
und Schloh Leitomischel (Prokop III. 74Z), auch bei Schallaburg in Österreich, durch vollständig offene
Säulengänge oder Galerien ersetzt, von denen aus die Türen direkt in die Zimmer hineinsühren. Grein-
burg ist eine in dieser Beziehung besonders interessante und charakteristische Anlage (Abb. 93). Das dem
Herzog Larl Eduard von Sachsen-Loburg-Gotha gehörige Schloh wurde in der Hochrenaissance um-
gebaut, und wie so oft dürfte der Grundriß auch hier vielsach durch die an dieser Stelle schon
vorher vorhandene ültere Wehrbauwllage und durch die an der Donau noch lange drohende Kriegs-
gesahr beeinflußt worden sein, doch ist die übliche Bildung des charakteristischen Nenaissanceschlosses trotzdem
mit groher Klarheit durchgeführt. Für unsere modernen Ansprüche auf Zugfreiheit und Wärme des
ganzen Hauses genügen solche offenen Gänge im Winter natürlich nicht. Vielfach ist daher auch schon in
früherer Zeit, wie z. B. bei dem Fürstlichen Schlosse in Lippe-Detmold und bei dem Fürstlich Fürsten-
bergischen Schlosse in Heiligenberg am Bodensee (Abb. 102), der Versuch gemacht, die ofsenen Gänge zu
verglasen. Abgesehen davon, dah solche nachträglichenWünde in derNegel die künstlerischeForm nicht günstig
beeinflussen, bleibt auch trotzdem die Abkühlungssläche der grohen Fenster eine so bedeutende, dah die
Heizungsmöglichkeitell mangelhafte sind.
Zeitung für Wehrbau,
Wohnbau und Städtebau
er Burgwart
Organ der Vereinigung zur Erhaltung deutscher Burgen
Herausgeber: Prosessor Bodo Ebhardt, Architekt, Berlin-Grunewald
Der Burgwart erscheint achtmaljährlich — Bezugspreis: 12,SO Mk. jährlich — Mitglieder der Vereinigung
zur Erhaltung deutschec Burgen (Mindestbeitrag 1O Mk. jährlich) erhalten den Burgwart unentgeltlich frei ins Haus.
Der Schloßbau.
Von Professor Bodo Ebhardt, Architekt.
iv. Die große tzalle.
on der äuszeren Vorhalle des Schlosses wird in der Regel der Zugang zu einem
Raume führen, der die Verbindung aller Säle, Hallen und der Gänge und
Zimmer mit der Vorhalle und untereinander vermittelt. Zn älteren Bauten,
namentlich in Schlössern des 1b. Zahrhunderts, wird dieser Zweck manchmal
erreicht durch die Anordnung sehr weiträumiger Korridore, dereil Breite ost
über das zum Verkehr notwendige Maß hinaus gesteigert wird. So sind die Korridore von Aschaffen-
burg, von Neuenstein in (einem Flügel) und von Weikersheim angeordnet.
Die Anlage der Nenaissanceschlösser, die in der Negel 4 Flügel um einen mehr oder weniger regel-
mähigen viereckigen Hof als Grundidee zeigt, verlangte solche grohen Korridore, wenn alle um den Hof
herumliegenden Flügel miteülander mld mit dem Haupteingang in Verbindung gebracht werden sollten.
Doch finden wir auch Bautell jener Zeit ohne Korridore; so fehlen in dem Grüsl.Fuggerschen Schlosse in
sArchheim solche sast ganz, ebenso im Schlosse Hartenfels in Torgau.
Sehr häufig, namentlich im südlichen Deutschlmld, sind die Korridore, wie bei deil Schlössern Greinburg
an der Donau, Langenburg an der Aagst, im alten Schloh in Badell, Schloß Telsch (Prokop III. 740)
und Schloh Leitomischel (Prokop III. 74Z), auch bei Schallaburg in Österreich, durch vollständig offene
Säulengänge oder Galerien ersetzt, von denen aus die Türen direkt in die Zimmer hineinsühren. Grein-
burg ist eine in dieser Beziehung besonders interessante und charakteristische Anlage (Abb. 93). Das dem
Herzog Larl Eduard von Sachsen-Loburg-Gotha gehörige Schloh wurde in der Hochrenaissance um-
gebaut, und wie so oft dürfte der Grundriß auch hier vielsach durch die an dieser Stelle schon
vorher vorhandene ültere Wehrbauwllage und durch die an der Donau noch lange drohende Kriegs-
gesahr beeinflußt worden sein, doch ist die übliche Bildung des charakteristischen Nenaissanceschlosses trotzdem
mit groher Klarheit durchgeführt. Für unsere modernen Ansprüche auf Zugfreiheit und Wärme des
ganzen Hauses genügen solche offenen Gänge im Winter natürlich nicht. Vielfach ist daher auch schon in
früherer Zeit, wie z. B. bei dem Fürstlichen Schlosse in Lippe-Detmold und bei dem Fürstlich Fürsten-
bergischen Schlosse in Heiligenberg am Bodensee (Abb. 102), der Versuch gemacht, die ofsenen Gänge zu
verglasen. Abgesehen davon, dah solche nachträglichenWünde in derNegel die künstlerischeForm nicht günstig
beeinflussen, bleibt auch trotzdem die Abkühlungssläche der grohen Fenster eine so bedeutende, dah die
Heizungsmöglichkeitell mangelhafte sind.