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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 14.1913

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Nr. 6
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Kühns, Kurt: Die Johanniterschlösser der Neumark
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https://doi.org/10.11588/diglit.32139#0115
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XIV. Iahrg. Nr. 6

Zeitung für Wehrbau,
Wohnbau und Städtebau

er Burgwart

Organ der Vereinigung zur Erhaltung deutscher Burgen

Herausgeber: Prosessor Bodo Ebhardt, Architekt, Berlin-Grunewald

Der Burgwart erscheint achtmaljührlich — Bezugspreis: 12chO Mk. jährlich — Mitglieder der Vereinigung
zur Erhaltung deutscher Burgen (Mindestbeitrag 10 Mk. jährlich) erhalten den Burgwart unentgeltlich frei ins Haus

ie Iohanniterschlösser der Neumark.

Von Kurt 5^ ü h n s.

Von Küstrin, der starken Odersestung, unter deren grünen Forts und Bastionen die
schnell strömende Warthe in den Hauptstrom fällt, sührt eine Kleinbahn längs des
wiesen- und heureichen Warthebruche nach Sonnenburg, einem stillen Städtchen von
etwa 4—5000 Einwohnern. Aus den Höhen, die unmittelbar hinter der Stadt an-
steigen, liegt, ebenfalls wie ein Festungswerk anzusehen, das große Sonnenburger Zucht-
und Arbeitshaus und in einiger Entfernung in baumreichem Garten das Hospital des
Iohanniterordens. Der letztere war und ist sür die Stadt von ausschlaggebender Bedeutung: seit 1427
ist Sonnenburg die Nesidenz der Herrenmeister von der Ballei Brandenburg.

Durchschreiten wir die freundliche, von alten Bäumen beschattete Hauptstraße des Städtchens, so
öfsnet sich an deren Ende der Kirchplatz. Die Kirche, 1476—1608 erbaut, ist ein stark modernisierter Putz-
bau von wenig Eigenart, auch das Annere ist schlicht und schmucklos bis auf die zahlreichen Wappenschilde
von Aohanniterrittern ringsum an den Wänden; der Altar — er stammt aus dem alten Berliner
Dom und wurde in der nachresormatorischen Zeit des Bildersturmes und des sanatischen Puritanismus
hierher gerettet — ist von künstlerischem Interesse: ein hoher Aufbau aus Alabaster mit Säulen aus getöntem
Marmor; die Flächen beleben große Flachbildnisse, sigurenreiche Darstellungen aus der biblischen Geschichte.

Hinter der Kirche erhebt sich, umspült von der Lenze, einem kleinen Fließ, über das eine Brücke führt,
jenseits eines großen Vorplatzes und flankiert von den Bäumen des Parkes, das Ordensschloß, der ehe-
malige und heutzutag noch zeitweilige Sitz der Herrenmeister und das Haupthaus sür die großen „Kapitel",
die Zusammenkünste des Ordens. Es ist ein schlichter, dreigeschossiger Bau mit Mittelrisalit und vor-
springenden Seitenflügeln. Über dem einsachen Nundportal des Haupteinganges wölbt sich ein Balkon,
der, ebenso wie das Giebelseld, das Wahrzeichen des Ordens, das achtspitzige Fohanniterkreuz trägt. Das
Schloß ist 1343 erbaut und 1646—64 neu angelegt. Der Bau erhielt seine jetzige Gestalt unter dem Herren-
meister Moritz von Nassau von dem Baumeister Nyquard. Am 18. Iahrhundert wurde das Schloß aber-
mals erneuert.

Am Annern empsängt den Eintretenden eine mächtige Diele. Vorn stehen zwei Prunkgeschütze,
1662 von Iohann Krafst gegossen, im Hintergrund steigt die breite Holztreppe empor; den ganzen Naum
aber umziehen die sarbigen Wappenschilde der Nitter. Aeder Aohanniter, der den Ritterschlag empsängt, hat
sein Wappenschild zu stisten, das zu bleibendem Gedächtnis im Ordenshaupthaus aufgehängtwird. — Im
 
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