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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 14.1913

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Nr. 4
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Lochner von Hüttenbach, Oskar von: Die Willibaldsburg bei Eichstätt
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Kottmayr, M.: Stadt und Burg Tittmoning
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https://doi.org/10.11588/diglit.32139#0085
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Die humo.'volle Szene des alten Schlotzleutnants Krach, der mit 11 Anvaliden die Feste gegen 12 000
Franzosen hielt, bis ihm Abzug mit klingendem Spiel und allen Ehren zugestanden wurde, ist ein letzter
slüchtiger Sonnenstrahl. Für das Fürstentum und die Burg war es Abend geworden.

Die Säkularisation machte dem Fürstentum ein Ende. Die toskanische Regierung hatte schon einiges
„inventarisiert". 18O4 wurde der Anhalt des Zeughauses feilgeboten. 1806 wurde die ganze Burg durch die
K. bayer. Landesdirektion um 11OOO fl. an ein Konsortium versteigert, das wie die Räuber über den Bau
herzufallen begann. Die Gebäude vom Aufgang links bis zur Schellenbergbastion behielt der Staat.
Das Strafarbeitshaus wurde 18O9 aufgelöst; — ein Sträfling hat das merkwürdige Holzmodell im
Museum des historischen Vereins geschnitzelt.

König Ludwig bot der Zerstörung zeitweilig Halt. Der Staat erwarb die Burg 1828 um 16 318 fl. zum
zweiten Male, man wollte sie wieder als Festungswerk benutzen, 1834 wurden die Arbeiten wieder
eingestellt. 188O erwarb die Stadt den grötzeren Teil um 33OO Mk. Vieles mußte geopfert und ab-
gerissen werden, anderes folgte im Laufe der Zeitz bis sich endlich der Staat 19OO zum dritten Male
der Neste dieses einst so glänzenden Fürstensitzes erbarmte, um endlich zu retten und zu erhalten, was noch
erhalten werden kann. Planmäßig wird seither gebaut zum Schutze der Ruine. Am Fürstenbau wurde
eine ganze Reihe von schönen Räumen wieder instand gesetzt und dem historischen Verein für seine Samm-
lungen zur Verfügung gestellt. Statutengemätz feiert derselbe jährlich sein Stiftungsfest auf dieser Burg.
Es ist ein kleiner Zoll treuen Gedenkens, den wir diesem geschichtlich so hochinteressanten Denkmale weihen.

Stadt und Burg Tittnroning.

Von Kanonikus M. Kottmayr, Tittmoning.

er das an Naturschönheiten so reiche und durch Altertümer so interessante Salzachtal bereist,
versäumt in neuerer Zeit nicht, der Stadt und Burg Tittmoning einen Besuch abzustatten.
Kommt der Wanderer auf der Bahn von der Station Wiesmühl an der bayerischen Tauern-
bahn her, so wird er auf das angenehmste überrascht. Von sanfter Höhe schaut er hernieder
auf freundliche Wiesen und bewaldete Auen. In ihrer Mitte der mächtige Salzachstrom mit seinen eilig
dahinrauschenden Wogen. Im Vordergrunde etwas erhöht das alte bayerische Grenzstädtchen Tittmoning,
überragt von der ehemaligen stolzen Sommerresidenz der Salzburger Fürsterzbischöfe, der Burg, die auf
stattlicher Höhe gelegen die ganze Amgegend beherrscht.

Der Name Tittmoning wird zum erstenmal urkundlich erwähnt in dem Güterverzeichnisse des Erz-
bischofes Arno von Salzburg, welcher von 798—821 auf dem bischoflichen Stuhle des Hl. Rupertus satz.
Nach dieser Urkunde schenkt der bayerische Herzog Theodebert um das Iahr bOO die Ortschaft Tittmoning
dem Erzstifte Salzburg. In diesem oben genannten Verzeichnisse scheint Tittmoning von dem alten Titta-
maninga, wie es in diesem genannt wurde, abzuleiten zu sein. Die Geschichte des Ortes Tittmoning, das
in der 798 verfaßten Arkunde Arnos zum erstenmal erscheint, geht indes viel weiter zurück in die graue
Vergangenheit. Neuere Funde in Tittmoning und im nahen Kirchheim, sowie der im Museum befindliche
Römerstein und die im Kanonikatsgebäude aufgedeckten Römerböden geben den untrüglichen Beweis,
daß diese Gegenden schon zur Zeit des Bronzezeitalters, also vor mehr als 3OOO Iahren, dann während der
römischen Weltherrschaft besiedelt waren.

Nachdem das weströmische Reich, morsch und kraftlos in seinem Innern, beim Andrange der Germanen
in Trümmer zerfallen, wurde auch unsere Gegend eine Zeitlang der Tummelplatz wild durchstürmender
germanischer Völker. Diese Völker aber wurden die nachmaligen Träger des Christentums und der Ge-
sittung.

Durch grotzmütige Auterstützung edler Fürsten, durch die aufopfernde Bemühung einzelner Glaubens-
boten bildeten sich, wo früher Wälder, Einöden und Wildnis gewesen, unter dem Schutze der Kirche
 
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