Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 14.1913

DOI Heft:
Nr. 4
DOI Artikel:
Lochner von Hüttenbach, Oskar von: Die Willibaldsburg bei Eichstätt
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.32139#0077
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
ö5

Die Willibaldsburg bei Eichstätt.

Von Or. Oskar FreiherrLochner von Hüttenbach, Hochschulprofessor in Eichstätt.

er zum ersten Male die neue Staatsstraße von Weißenburg nach Angolstadt befährch
ist überrascht, wenn die Straße vom Auraplateau in das prächtige, waldige „Tiefe
Tal" einmündet, und wird unwillkürlich Fahrzeug oderFuß anhalten, wenn er fast
plötzlich vor seinen entzückten Blicken den mächtigen Bergrücken mit der stolz-
ragenden Willibaldsburg wie eine Halbinsel in dem weiten grünen Bogen des
Altmühltals auftauchen sieht.

Es ist ein Bild, das den Freund landschaftlicher Schönheitz den gelehrten Geo-
logen und Geographen gleich interessiert. Dem Geschichtsfreunde aber stellt dieser
Anblick eine Fülle von Fragen. Was ist das für eine Geschichte, die hier Stadt, Dom, Kloster und die
mächtige Burg zu erzählen wissen? Und wie aus dem Grün des Tales und der Wälder die heute noch bei
aller Zerstörung imposante Nuine auf ihrem Felsengrunde, so tauchen aus dem wallenden Nebel ge-
schichtlichen Dunkels viel merkwürdige und bedeutendeNamen empor und trotz allen Lücken ergibt sich eine
recht ansprechendeGeschichte von denTagen, da der heilige Willibald in die verödete Gegend kam bis zur
Gegenwart.

Den Freunden dieser Zeitschrift und und der Vereinigung zur Erhaltung deutscher Burgen sei an
dieser Stelle wenigstens eine kurze Äbersicht über die Geschichte der Willibaldsburg geboten, als ein Will-
kommgruß und gleichsam ein Wegweiser durch Zeit und Raum, welche dies Denkmal beherrscht.

Noch in Katastern und topographischen Berichten des 19. Aahrhunderts heißt die Höhe, 'auf deren
nordwestlichem Ausläufer sich die Willibaldsburg erhebt, und die östliche Spitalvorstadt am alten Steige,
der zum heutigen „Fußweg zum Bahnhof" führt, die „Altenburg". Nach wohlbegründeter Vermutung
unseres bekannten Limesforschers Herrn Dr.Winkelmann ist da, wo heute das Frauenbergkirchlein
steht — eine niedrige, aber deutlich erkennbare Kuppe auf dem breiten Nücken des Berges, lange
Waschöde, fälschlich Waschette genannt —, die Stätte, an der sich eine alte Burg in Carolingischer Zeit
erhob. Noch kreuzen dort drei frühgeschichtliche Straßenzüge.

Von den Bischöfen Eichstütts erhält nachweislich als erster Erchambold (882—911) im Aahre 9O8 von
Ludwig dem Kinde das Mauerrecht für die Stadt, sein Nachfolger Udalfried (912—33) von König Konrad
zehn Aahre später die Bestätigung des Markt-, Münz- und Zollrechts und des Rechtes, Befestigungen in
seinem Gebiete anzulegen.

Heribert, GrafvonNothenburg (1O22—42), einFreund „kostspieligerBauten", errichtete auf demHang
der Altenburg ein von 2 runden Eck'türmen flankiertes Gebäude neben einer den Heiligen Petrus und
Bartholomäus geweihten Kapelle. Diese Gebäude wurden später in die äußersten Mauerir der Willibalds-
burg einbezogen und standen bis zu ihrer Zerstörung während des Schwedenkrieges ober der sogenannten
Hausmeisterei, dem heutigen Gesellenhause. Ahre Grwldmauern wurden 1909 aus Anlaß des lOOOjährigen
Aubiläums der Stadt Eichstätt als solcher wieder freigelegt. Eine wirkliche Bedeutung als Burg scheint
trotz allen entgegenstehenden Ansichten diesem Bau nicht zugekommen zu sein. Sicher hieß nicht dieser Bau
die Altenburg. Er wurde nicht auf der Stätte, sondern am Berghang der Altenburg, wie er heute Frauen-
berg heißt, errichtet. Den Bau der eigentlichen Willibaldsburg beginnt erst der tatkrüftige Bischof
Berthold vonZollern (1354—65), Komtur des Deutschritterordens, Freund Kaiser Karls IV.

In der Zwischenzeit war von Gundecar II. (1057—75) die steinerne Spitalbrücke erbaut worden,
welche den Hauptarm der Altmühl mit 3 Bogen überspannte. Das sogenannte Freiwasser, nahe dem Berg-
hange, war erst nur gegen den erwähnten Bahnhosweg mit Holz überbrückt.

Unter Bischof Neimboto von Mylenhart (1279—97) wurde eifrig „an den älteren Schlössern" des
Hochstiftes gebaut. Das Erlöschen des Hauses der Grafen von Hirschberg befreite Bischof und Stadt von der
lästigen Vogtei, gab ersterem insbesondere fürstlichen Machtzuwachs und im unternAltmühlgebiete die wich-
tigsten Rechte an der großen Burg Hirschberg, die in ihrer späteren Geschichte vielfach parallele Entwicklung
 
Annotationen