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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 14.1913

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Nr. 5
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Wenzel, Ernst: Burg Niederurf in Hessen
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Feit, Paul: Die Bolkoburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.32139#0107
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Über dem westlichen Teil des langen Baues befindet sich noch der alte Dachstuhl vom Anfang des
ltz. Aahrhunderts und auf der Ecke besand sich ein Dachtürmchen.

Mitte des 19. Aahrhunderts wurde der hohe Turm bis auf etwa 5 m Höhe abgebrochen und seine
Steine zu den Neubauten der Ställe verwendet, 1873 wurde der Südbau vom Turm, der bis dahin als
Gärtnerwohnung gedient hatte, abgebrochen. 1905 wurden die Ställe und Scheunen vom äutzeren Wall
entsernt und nach dem grotzen ökonomiehos im Osten des Dorfs, dem Weitzen Hof, verlegt.

Flurnamen in der Nähe der Burg wie „Hohle" und „auf der Warth" deuten darauf hin, datz auch be-
sondere Vorkehrungen getrosfen waren, einen feindlichen Angriff zu behindern und beizeiten zu melden.

Am Aahre1907 wurden beiAufräumungsarbeiten und der Ausrüumung des 3,84 m breiten und 3,37 m
hohen wieder entdeckten Kasemattengewölbes hinter der Zugbrücke schöne Funde gemacht, so ein Stein
von 30 X 42 om Grötze mit einem Wappenschild mit den Arffschen Adlerköpsen und einem darunter befind-
lichen Kopf eines Mannes, welcher sich an den Mund fatzt. Die Schildform deutet aus das 13. Zahrhundert.
Die Fundstücke aus dem Kasemattengewölbe bestehen aus leichten dünnwandigen Tontöpsen, Krügen,
Flaschen ohne Glasur, Knochenstücken, Schweinszähnen, Hufeisen, Kurbel, Bügel und Zubringer einer
Windenarmbrust, einem Sporn und Nagel, sowie einer Spielkugel aus Marmor. Die Steinkugeln, die
gleichfalls hier gefunden wurden, haben 24, 14 und 8V2 om Durchmesser, was darauf hindeutet, datz die
Burg mit verschiedenkalibrigem Geschütz bestückt war.

Die Bolkoburg ).

Von Kgl. Gymnasialdirektor Pros. Or. Feit.

er grötzte Teil des Kreises Bolkenhain ist wohl erst im Laufe des 13. Aahrhunderts,
und zwar durch Deutsche besiedelt worden. Nur das Tal des bei Aauer in die
Wütende Neitze mündenden Pladerbachs, das der Neitze selbst und das des
Striegauer Wassers sind mit älteren slawischen Ansiedelungen besetzt gewesen.

> Cs war eine Folge der langen Grenzkriege mit Böhmen, datz der Zugang in
diese Gebiete durch Burgen gesichert wurde. So deckte den Übergang aus dem oberen Bobertal zur
Wütenden Neitze das schon im Aahre 1108 erwähnte Kastell Zuini, die Burg Schweinhaus. Die
Bedeutung dieser Feste schwand jedoch, als der Grenzwald mehr gelichtet und umwehrte Städte ge-
gründet wurden.

Herzog Boleslaw II., der nach dem Tode seines Vaters Heinrichs II. in der Mongolenschlacht (1241)
die Regierung übernahm, legte wohl wegen günstigerer örtlicher Verhältnisse in der geringen Cntfernung
von 2,5 Irm südwärts von der Schweinhausburg eine Stadt an, die den einfachen Namen H a i n, d. h.
Umsriedigung, umhegter Platz, führte: lateinisch Inäago. Neben der Stadt wurde vermutlich gleichzeitig
eine herzogliche Burg erbaut; die Mauern zeigen noch heute die unmittelbare Verbindung. Ein Burgvogt
Konrad erscheint 1276 als Zeuge unter einer Arkunde, und 1277 urkundet Boleslaw selbst über einen
Verkauf ,,m Ha,M oastro no8tro".

Von seinem Sohne Bolko I. der von 1278 bis 1301 regierte ist eine (1291) in Hain ausgestellte
Verkaufsbestätigung erhalten.

Dessen Enkel Bolko II. verschrieb 1353 seiner adoptierten Nichte Anna nach ihrer Vermählung mit
Kaiser Karl IV. die beiden Fürstentümer Schweidnitz und Aauer als Erbe nach seinem und seiner Gemahlin

*) Außer den bei Partsch, Literatur der Landes- und Volksschule der Provinz Schlesien, angeführten Werken werden
benutzt: Const. von Schweinichen, Zur Geschichte des Geschlechts derer von Schweinichen, Breslau 1S0Z und Abhandlungen
aus der Zeitschrist des Vereins sür Geschichte und Altertum Schlesiens von Ermisch (Bd. 1Z, S. 1 fs.), Grünhagen (Bd. I I,
S. Z44fs. 18, S. 22S ss.), Krusch (Bd. 37, S. 310 sf.) und Schulte (Bd. 28, S. 421 ss.).
 
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