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so gesangen nehmen lassen, daß man sich schwer vorstellt, daß die Nitterfiguren ehedem getönt und sür
die Deckenslächen Bilder projektiert gewesen sein sollen. Am Prunk der Stuckarchitektur klingt ein Nhythmus
sestlicher Repräsentation, wie ihn nur das 17. Aahrhundert und nur Atalien in diesem Grad aussprechen
konnte. Lauter wie alle geschichtlichen Quellen zeugen die Festsaalräume von dem Sinn seines Erbauers.
Wir wenden uns zurück vom Festsaalbau hinüber zu den Räumen, welche ostwärts von der Haupt-
treppe im Kreis um den ganzen Schloßbau sühren. Dort liegen die alten Gemächer der Freyberger.
Schöne Holzdecken mit Leistenfelderteilung, bald zu Rauten kombmiert, bald in Ovalen geordnet, schmücken
die weiträumigen Zimmer. Allegorische Bilder, frisch und bisweilen etwas derb im Geiste unserer Re-
naissance gemalt, schmücken einzelne Deckenfelder; vorwiegend sind es mythologische Figuren, die hier
begegnen. Noch sind zum Teil die mächtigen alten Kachelösen erhalten, deren einzelne aus dem 1b. Aahr-
hundert stammen. Ein großer Architekturschrank mit schöner Antarsia steht als altes Erbstück des srüheren
Anventars in einem Korridor.
Aus diesem Nahmen baut sich die moderne Ausgestaltung des Schlosses von den schönen Türgewänden
im Stil deutscher Frührenaissance bis zum Prunk seiner stattlichen Bibliothek. An den Charakter eines
italienischen Ltuüio erinnert das große Studierzimmer,' an den lachenden Festtagsstil des süddeutschen
Rokoko der Damensalon im Hauptbau. Am alle Eindrücke im einzelnen zu schildern, bedürfte es einer
eingehenderen Darstellung, als hier möglich ist.
Zurück zur Schloßkapelle am Aufgang! Noch einmal taucht der Geist des Festsaalbaues auf. Ein recht-
eckiger hoher Raum, überzogen mit der reichen Stuckdekoration der Festsäle. Die großen Spiegelflächen
der Decke, zu denen Fruchtwerk und Engelsköpse die Rahmen bilden, sind mit Bildern aus dem Marien-
leben geschmückt. Kecke Dekorationslust spricht aus den krästigen Farben.' Der Marmor der Altäre und der
Farbenkontrast der Bilder lassen den Stuck etwas zurücktreten in seiner Wirkung, gegenüber dem feierlich-
strengen des Ahnensaals hier eine mehr heitere Stimmung.
Vor der Kapelle ladet die Terrasse noch einmal ein, das ganze Landschaftsbild mit seinen Bergen und
seinem anmutigen Tal zu überschauen. So weit der Blick reichen konnte, ging ehedem die alte Hohen-
aschauer Herrschast. Manches srohe Auge wird hinausgeschaut haben ins lachende Priental oder hinauf
zur Kampenwand, wenn das Waidwerk die Gäste ries nach dem gastlichen Heim, das seine Traditionen
erhalten hat bis auf unsere Tage.
Bücherschau.
Gilcler aus cler Vergangenheit der sränkiscken
Herrschast und Burg „P l a s s e n b e r g" von Freiherrn
von Guttenberg, Oberst a. D. Sb S. 4°. Mit
21 Abb., 3 Prosilen und 2 Skizzen. München 191Z. Max
Kellerers Verlag. Preis Z Mk.
Die interessante Geschichte der Plassenburg, der auch
in ibrem heutigen Zustande noch so stolzcn Veste über Kulm-
bach, hat den Versasser zu der vorliegenden umfangreichen
Studie angeregt, die besonders wertvoll ist, weil sie auf lang-
jährigen urkundlichen Forschungen beruht. Die Arbeit er-
scheint dadurch berusen, die widersprechenden Anschauungen
über die Besiedlung des Landes und den ersten Burgbau, die
bis in die neueste Zeit hervortraten, zu klären. Der Versasser
gliedert seine Arbeit in die Teile I. Land, Leute, Landesherren,
11. Baugeschichte der Plassenburg und einen Anhang über die
benutzten Quellen und mit einigen interessanten Urkunden.
Besonders aussührlich wird aus Grund der eingehenden urkund-
lichen Forschungen die Baugeschichte der Burg behandelt.
Eine große Anzahl Abbildungcn ergänzen den Text aus das
beste, so datz wir die vorliegende Arbeit allen Freunden der
prächtigen Burg, die mit der Geschichte der Hohenzollern so
eng verknüpst ist, warm empfehlen können.
Auf ciem TUM Rurhut. Ein Erinnerungsbuch
an den Zug des Burggrasen Friedrich von Nürnberg von
Franken bis in die Mark Brandenburg, von Nobert
Mielke. 152 S. 8°. Mit 70 Abbild. u. einer Karte.
Berlin 1912. Verlag von Dietrich Neimer (Ernst Vohsen).
Preis 1,50 Mk.
Auf einer Wanderung an der märkischen Westgrenze hörte
der Versasser von einer alten Volksüberlieserung, nach der
Burggras Friedrich VI. aus seinem Zuge nach der Mark über
den sogenannten Radkrug gekommen sei. Da diese Überlieserung
den bisherigen Annahmen widersprach, unternahm er es,
die Begebenheiten des Aahres 1412 kritisch zu untersuchen,
besonders die alten Wegeverhältnisse zu prüsen. Das Ergebnis
dieser Prüsung liegt jetzt in obiger Schrist vor. Nach einleitenden
Kapiteln über den Burggrasen und sein Haus schildert der
Verfasser dann aussührlich den Zug in die Mark, den der Burg-
gras in den ersten Tagen des Auni von der Kadolzburg aus
antrat. Die Reise, die über Kulmbach, Plauen, Leipzig und
Wittenberg nach Brandenburg sührte, dauerte bis zum 21. Iuni
1412, also etwa drei Wochen. 70 Textabbild. und eine Karte
unterstützen die anschauliche Schilderung aus das wirkungs-
vollste. Der fleitzigen Arbeit, die durchweg aus Quellenstudien
und Forschungen an Ort und Stelle beruht, ist die weiteste
Verbreitung zu wünschen.
Verantwortlicher Schriftleiter: Prof. Bodo Ebhardt, Berlin-Grunewald- — Für den Jnseratenteil verantwortlich: W m. Baron, Berlin.
Verlag : Burgverlag , G. m. b. H., Berlin-Grunewald. — Druck: Imberg LLefson, G. m. b. H., Berlin-
so gesangen nehmen lassen, daß man sich schwer vorstellt, daß die Nitterfiguren ehedem getönt und sür
die Deckenslächen Bilder projektiert gewesen sein sollen. Am Prunk der Stuckarchitektur klingt ein Nhythmus
sestlicher Repräsentation, wie ihn nur das 17. Aahrhundert und nur Atalien in diesem Grad aussprechen
konnte. Lauter wie alle geschichtlichen Quellen zeugen die Festsaalräume von dem Sinn seines Erbauers.
Wir wenden uns zurück vom Festsaalbau hinüber zu den Räumen, welche ostwärts von der Haupt-
treppe im Kreis um den ganzen Schloßbau sühren. Dort liegen die alten Gemächer der Freyberger.
Schöne Holzdecken mit Leistenfelderteilung, bald zu Rauten kombmiert, bald in Ovalen geordnet, schmücken
die weiträumigen Zimmer. Allegorische Bilder, frisch und bisweilen etwas derb im Geiste unserer Re-
naissance gemalt, schmücken einzelne Deckenfelder; vorwiegend sind es mythologische Figuren, die hier
begegnen. Noch sind zum Teil die mächtigen alten Kachelösen erhalten, deren einzelne aus dem 1b. Aahr-
hundert stammen. Ein großer Architekturschrank mit schöner Antarsia steht als altes Erbstück des srüheren
Anventars in einem Korridor.
Aus diesem Nahmen baut sich die moderne Ausgestaltung des Schlosses von den schönen Türgewänden
im Stil deutscher Frührenaissance bis zum Prunk seiner stattlichen Bibliothek. An den Charakter eines
italienischen Ltuüio erinnert das große Studierzimmer,' an den lachenden Festtagsstil des süddeutschen
Rokoko der Damensalon im Hauptbau. Am alle Eindrücke im einzelnen zu schildern, bedürfte es einer
eingehenderen Darstellung, als hier möglich ist.
Zurück zur Schloßkapelle am Aufgang! Noch einmal taucht der Geist des Festsaalbaues auf. Ein recht-
eckiger hoher Raum, überzogen mit der reichen Stuckdekoration der Festsäle. Die großen Spiegelflächen
der Decke, zu denen Fruchtwerk und Engelsköpse die Rahmen bilden, sind mit Bildern aus dem Marien-
leben geschmückt. Kecke Dekorationslust spricht aus den krästigen Farben.' Der Marmor der Altäre und der
Farbenkontrast der Bilder lassen den Stuck etwas zurücktreten in seiner Wirkung, gegenüber dem feierlich-
strengen des Ahnensaals hier eine mehr heitere Stimmung.
Vor der Kapelle ladet die Terrasse noch einmal ein, das ganze Landschaftsbild mit seinen Bergen und
seinem anmutigen Tal zu überschauen. So weit der Blick reichen konnte, ging ehedem die alte Hohen-
aschauer Herrschast. Manches srohe Auge wird hinausgeschaut haben ins lachende Priental oder hinauf
zur Kampenwand, wenn das Waidwerk die Gäste ries nach dem gastlichen Heim, das seine Traditionen
erhalten hat bis auf unsere Tage.
Bücherschau.
Gilcler aus cler Vergangenheit der sränkiscken
Herrschast und Burg „P l a s s e n b e r g" von Freiherrn
von Guttenberg, Oberst a. D. Sb S. 4°. Mit
21 Abb., 3 Prosilen und 2 Skizzen. München 191Z. Max
Kellerers Verlag. Preis Z Mk.
Die interessante Geschichte der Plassenburg, der auch
in ibrem heutigen Zustande noch so stolzcn Veste über Kulm-
bach, hat den Versasser zu der vorliegenden umfangreichen
Studie angeregt, die besonders wertvoll ist, weil sie auf lang-
jährigen urkundlichen Forschungen beruht. Die Arbeit er-
scheint dadurch berusen, die widersprechenden Anschauungen
über die Besiedlung des Landes und den ersten Burgbau, die
bis in die neueste Zeit hervortraten, zu klären. Der Versasser
gliedert seine Arbeit in die Teile I. Land, Leute, Landesherren,
11. Baugeschichte der Plassenburg und einen Anhang über die
benutzten Quellen und mit einigen interessanten Urkunden.
Besonders aussührlich wird aus Grund der eingehenden urkund-
lichen Forschungen die Baugeschichte der Burg behandelt.
Eine große Anzahl Abbildungcn ergänzen den Text aus das
beste, so datz wir die vorliegende Arbeit allen Freunden der
prächtigen Burg, die mit der Geschichte der Hohenzollern so
eng verknüpst ist, warm empfehlen können.
Auf ciem TUM Rurhut. Ein Erinnerungsbuch
an den Zug des Burggrasen Friedrich von Nürnberg von
Franken bis in die Mark Brandenburg, von Nobert
Mielke. 152 S. 8°. Mit 70 Abbild. u. einer Karte.
Berlin 1912. Verlag von Dietrich Neimer (Ernst Vohsen).
Preis 1,50 Mk.
Auf einer Wanderung an der märkischen Westgrenze hörte
der Versasser von einer alten Volksüberlieserung, nach der
Burggras Friedrich VI. aus seinem Zuge nach der Mark über
den sogenannten Radkrug gekommen sei. Da diese Überlieserung
den bisherigen Annahmen widersprach, unternahm er es,
die Begebenheiten des Aahres 1412 kritisch zu untersuchen,
besonders die alten Wegeverhältnisse zu prüsen. Das Ergebnis
dieser Prüsung liegt jetzt in obiger Schrist vor. Nach einleitenden
Kapiteln über den Burggrasen und sein Haus schildert der
Verfasser dann aussührlich den Zug in die Mark, den der Burg-
gras in den ersten Tagen des Auni von der Kadolzburg aus
antrat. Die Reise, die über Kulmbach, Plauen, Leipzig und
Wittenberg nach Brandenburg sührte, dauerte bis zum 21. Iuni
1412, also etwa drei Wochen. 70 Textabbild. und eine Karte
unterstützen die anschauliche Schilderung aus das wirkungs-
vollste. Der fleitzigen Arbeit, die durchweg aus Quellenstudien
und Forschungen an Ort und Stelle beruht, ist die weiteste
Verbreitung zu wünschen.
Verantwortlicher Schriftleiter: Prof. Bodo Ebhardt, Berlin-Grunewald- — Für den Jnseratenteil verantwortlich: W m. Baron, Berlin.
Verlag : Burgverlag , G. m. b. H., Berlin-Grunewald. — Druck: Imberg LLefson, G. m. b. H., Berlin-