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Die erste Ummauerung der Stadt Nürnberg.
Von Max Bach.
err Pros. Dr. S. Rietschel hat in den deutschen Geschichtsblättern 12. Bd., 8. Hest einen
Artikel über die ältere Ununauerung der Stadt Nürnberg gebracht, zur Abwehr gegen die von
Munuuenhosf in den Mitth. d. Vereins s. Geschichte d. Stadt Nürnberg 17, 19O6, enthaltende
Kritik des 19O5 erschienenen Buches von Nietschel: „Das Burggrafenamt und die hohe Ge-
richtsbarkeit in den deutschen Bischofsstädten während des srühen Mittelalters". Woraus Mummenhofs
im Aahrg. 19, S. 258 ff. kurz erwiderte.
Wenn der Versasser sich gestattet, nochmals aus diese Sache zurückzukonunen, so geschieht dies in
der Rücksichtnahme aus eine Arbeit meinerseits im Aahrgang 1884 der Nürnberger Mitteilungen, wo ich
erstmals eine eingehende Studie nebst Stadtplan über die Mauern Nürnbergs verössentlichte, zu welchem
ein Nachtrag im 15. Hest 1899 und eine Cntgegnung von Mummenhofs ebenda erschienen ist. Nachdem
auch Rietschel in dem erwähnten Aussah S. 215 meinen Namen genannt hat, so gab es nür eine erwünschte
Gelegenheit, speziell die Frage über die erste Ummauerung der Stadt wieder aufzurollen, um so mehr,
als ich damals noch ganz unsichere Nachrichten darüber hatte und erst durch die Mitteilungen Mummenhosfs
wieder in der Lage bin, der schwierigen Frage näher zu treten.
Ich mutz den Ausführungen Mummenhoffs vollständig beistimmen, Rietschel (dessen Tod mir bei
Abfassung dieses noch nicht bekannt war) hat sich wirklich die unverzeihlichsten topographischen Ver-
stötze zuschulden kommen lassen. Mummenhosf schreibt: „Eine Differenz wegen des Zuges der älteren
Stadtmauer besteht nur sür den kleinen Teil vom Malertor bis zum Wolfsgätzchen, zwischen mir einer-
seits und Dr. Schäser und Bach anderseits, die mit mir im übrigen bezüglich des Bestehens dieser ältesten
Besestigung, die Rietschel verwirft, völlig einig sind, ja aus mir futzen. Es würde mich sehr interessieren,
welche Nürnberger Forscher R. noch nennen kann, die meine Ausstellungen bezüglich der Entstehung der
Nürnberger Stadtbesestigung bestritten haben.
Schon in meiner Abhandlung vom Aahre 1884 habe ich gesagt: „Von der ersten Rmmauerung der
Stadt haben sich keine Reste mehr erhalten. Nach alten Aeberlieserungen und Chroniknachrichten war
der Amfang folgender: Von der Burg zog die Mauer über den Paniersberg, die Tetzelgasse hinab bis
zur Egidienstratze, von dort durch den untersten Teil des Rathauses, das Schulgätzchen entlang, die Kapelle
des hl. Sebaldus in sich schlietzend, über den Weinmarkt, durch die Albrecht-Dürer-Stratze bis zum Tier-
gärtner. Darauf sutzend habe ich auch aus meinem Plan den betreffenden Stadtteil mit engen
Schrassuren gezeichnet. Diese älteste Ansiedlung unter der Burg entspricht auch ganz dem Beispiel vieler
anderer Städte. Wir müssen annehmen, datz sie nur durch Graben und Pallisaden befestigt war.
Ganz anders verhält sicl/s aber mit der ersten wirklichen Stadterweiterung. Müllner in seinen An-
nalen 1O2O kennt diese Mauer nicht, wenn derselbe sagt, sie sei fast viereckig gewesen, so scheint sich das
auf die erste Mauer zu beziehen, denn das trisft auch in Wirklichkeit zu, ist aber von den Forschern bisher
nicht beachtet worden. Auch ich hatte von dieser Mauer noch keine Ahnung und wurde erst durch Schäfer
und Müllenhofs belehrt. So war es auch möglich, datz ich die Lage des Malertors gar nicht mit der zweiten
Mauer vereinigen konnte und die Arkunde von 14O1 falsch deutete. Diese Arkunde nennt ein Haus (alte
Nummer 1159) in der Tucherstratze, welches mit seinem Hintergebäude als gegen die Stadtmauer gelegen
bezeichnet wird. Diese Mauer ist aber diejenige, welche vom Sand zum Malertor zog und von da in
gerader Linie über den Markt bis zum Wasserturm am Siechhaus zog. Auf das Malertor (Mühltor)
mündeten 5 Straßen: die Ebners-, Heu- und Hans-Sachs-Gasse*),' dieses Tor war also ein Tor der
e r st e n A m m auer u n g und es kann daher unmöglich angenommen werden, die Mauer sei in der
Richtung des Heugätzchens durch die Tetzelgasse und über die Schildgasse hinüber zur Burg gezogen, denn
an die Ecke einer Mauer kann niemals ein Tor anschließen. Betrachtet man den Plan der Stadt, der
größte und beste ist vom Aahre 1811, so ist merkwürdig, datz vom Turm am Harsdörfer Hof bis zum Egidien-
*) Über das Malertor handelt ausführlich Mmmnenhoff nn Zahrg. 1ä02 der Mitt. d. Vereins sür Gesch. der Stadt
Nürnberg S. 82 ff.
Die erste Ummauerung der Stadt Nürnberg.
Von Max Bach.
err Pros. Dr. S. Rietschel hat in den deutschen Geschichtsblättern 12. Bd., 8. Hest einen
Artikel über die ältere Ununauerung der Stadt Nürnberg gebracht, zur Abwehr gegen die von
Munuuenhosf in den Mitth. d. Vereins s. Geschichte d. Stadt Nürnberg 17, 19O6, enthaltende
Kritik des 19O5 erschienenen Buches von Nietschel: „Das Burggrafenamt und die hohe Ge-
richtsbarkeit in den deutschen Bischofsstädten während des srühen Mittelalters". Woraus Mummenhofs
im Aahrg. 19, S. 258 ff. kurz erwiderte.
Wenn der Versasser sich gestattet, nochmals aus diese Sache zurückzukonunen, so geschieht dies in
der Rücksichtnahme aus eine Arbeit meinerseits im Aahrgang 1884 der Nürnberger Mitteilungen, wo ich
erstmals eine eingehende Studie nebst Stadtplan über die Mauern Nürnbergs verössentlichte, zu welchem
ein Nachtrag im 15. Hest 1899 und eine Cntgegnung von Mummenhofs ebenda erschienen ist. Nachdem
auch Rietschel in dem erwähnten Aussah S. 215 meinen Namen genannt hat, so gab es nür eine erwünschte
Gelegenheit, speziell die Frage über die erste Ummauerung der Stadt wieder aufzurollen, um so mehr,
als ich damals noch ganz unsichere Nachrichten darüber hatte und erst durch die Mitteilungen Mummenhosfs
wieder in der Lage bin, der schwierigen Frage näher zu treten.
Ich mutz den Ausführungen Mummenhoffs vollständig beistimmen, Rietschel (dessen Tod mir bei
Abfassung dieses noch nicht bekannt war) hat sich wirklich die unverzeihlichsten topographischen Ver-
stötze zuschulden kommen lassen. Mummenhosf schreibt: „Eine Differenz wegen des Zuges der älteren
Stadtmauer besteht nur sür den kleinen Teil vom Malertor bis zum Wolfsgätzchen, zwischen mir einer-
seits und Dr. Schäser und Bach anderseits, die mit mir im übrigen bezüglich des Bestehens dieser ältesten
Besestigung, die Rietschel verwirft, völlig einig sind, ja aus mir futzen. Es würde mich sehr interessieren,
welche Nürnberger Forscher R. noch nennen kann, die meine Ausstellungen bezüglich der Entstehung der
Nürnberger Stadtbesestigung bestritten haben.
Schon in meiner Abhandlung vom Aahre 1884 habe ich gesagt: „Von der ersten Rmmauerung der
Stadt haben sich keine Reste mehr erhalten. Nach alten Aeberlieserungen und Chroniknachrichten war
der Amfang folgender: Von der Burg zog die Mauer über den Paniersberg, die Tetzelgasse hinab bis
zur Egidienstratze, von dort durch den untersten Teil des Rathauses, das Schulgätzchen entlang, die Kapelle
des hl. Sebaldus in sich schlietzend, über den Weinmarkt, durch die Albrecht-Dürer-Stratze bis zum Tier-
gärtner. Darauf sutzend habe ich auch aus meinem Plan den betreffenden Stadtteil mit engen
Schrassuren gezeichnet. Diese älteste Ansiedlung unter der Burg entspricht auch ganz dem Beispiel vieler
anderer Städte. Wir müssen annehmen, datz sie nur durch Graben und Pallisaden befestigt war.
Ganz anders verhält sicl/s aber mit der ersten wirklichen Stadterweiterung. Müllner in seinen An-
nalen 1O2O kennt diese Mauer nicht, wenn derselbe sagt, sie sei fast viereckig gewesen, so scheint sich das
auf die erste Mauer zu beziehen, denn das trisft auch in Wirklichkeit zu, ist aber von den Forschern bisher
nicht beachtet worden. Auch ich hatte von dieser Mauer noch keine Ahnung und wurde erst durch Schäfer
und Müllenhofs belehrt. So war es auch möglich, datz ich die Lage des Malertors gar nicht mit der zweiten
Mauer vereinigen konnte und die Arkunde von 14O1 falsch deutete. Diese Arkunde nennt ein Haus (alte
Nummer 1159) in der Tucherstratze, welches mit seinem Hintergebäude als gegen die Stadtmauer gelegen
bezeichnet wird. Diese Mauer ist aber diejenige, welche vom Sand zum Malertor zog und von da in
gerader Linie über den Markt bis zum Wasserturm am Siechhaus zog. Auf das Malertor (Mühltor)
mündeten 5 Straßen: die Ebners-, Heu- und Hans-Sachs-Gasse*),' dieses Tor war also ein Tor der
e r st e n A m m auer u n g und es kann daher unmöglich angenommen werden, die Mauer sei in der
Richtung des Heugätzchens durch die Tetzelgasse und über die Schildgasse hinüber zur Burg gezogen, denn
an die Ecke einer Mauer kann niemals ein Tor anschließen. Betrachtet man den Plan der Stadt, der
größte und beste ist vom Aahre 1811, so ist merkwürdig, datz vom Turm am Harsdörfer Hof bis zum Egidien-
*) Über das Malertor handelt ausführlich Mmmnenhoff nn Zahrg. 1ä02 der Mitt. d. Vereins sür Gesch. der Stadt
Nürnberg S. 82 ff.