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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 14.1913

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Nr. 1
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Bach, Max: Die erste Ummauerung der Stadt Nürnberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.32139#0025
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15

Müllner kennt dieses Tor und schreibt anlätzlich seiner Beschreibung der Stadtviertel: „Das dritte Viertel
bat cnn Wasser hinab bis an den andern Turm, so heutigen Tages an der Holzschuhers Behausung (Hars-
dörfer Hos) stehet und von dannen bis zu dem Turm beim Siechhaus, heutigen Tages der Wasserturm
genannt, gerichtet und hat ein Tor, das untere Tor genannt, und eine Brucken über das Wasser gehabt,
da die Barfüßer oder FleischbruckeiO) heutigen Tages stehen/' Ein weiteres Dokument sür die einstige
Existenz der alten Stadtmauer hinter dem Spitalgrundstück bildet die Rrkunde vom 17. Oktober 1455,
wo von dem Eckhäuslein im Türnlein gegen dem Schuhhaus hinten über an des Spitals Kornhaus gelegen.
Anter dem „Türnlein", worin sich das Eckhäuslein hinter dem Schuhhaus oder Kürschnerhaus befand,
kann sich wieder nur auf das Haus zum Büttnerfranz, Eckhaus des Hergäßchens und der Hans-Sachsen-
Gasse beziehen (alte Nummer 847, man
sehe den Braunschen Prospekt). Müllen-
hoff sagt noch weiter, datz dieser Turm nebst
der anschlietzenden Mauer schon in den Aahren
1422—1451 abgebrochen wurde.

Nun beharrt aber Nietschel darauf, das
Stück Plobenhof bis zum Sand für die zweite
Mauer in Zlnspruch zu nehmen, und biegt
merkwürdigerweise am Markt die Mauer in
einem rechten Winkel ab, bis zur Pegnitz und
längs derselben zurück an die Spitalbrücke.

Ganz im Arrtum ist aber Rietschel, wenn er
auf dem Braunschen Prospekt vom Aahre 1608
die dort gezeichnete Asermauer an den Häusern
der Lorenzerseite für die Stadtmauer hält.

Es wäre gegen allen fortifikatorischen Ge-
brauch, hier am jenseitigen Afer des Flusses
die Mauer zu errichten, denn der Flutz mutz
doch als Annäherungshindernis vor der
Stadtmauer, nicht innerhalb derselben vor-
beislietzen. Auch die anderen Gründe, welche
R. anführt, sind durchaus unhaltbar; wie
konnte man annehmen, die Mauer am Markt-
platz, wo doch ein Tor feststeht, hier plötzlich
abzubiegen, um die komplizierteÄberschreitung
der Pegnitz zu ersparen?! Wie der Anschluß
der zweiten Mauer an die alte in der Neuen
Gasse stattgefunden hat, ist nicht auszumachen,
doch ist bemerkenswert, datz das Haus Nr. 10
an der Neuen Gasse eine Abschrügung hat und daneben ein kleines Gäßchen in der Nichtung des Hars-
dörfer Hofes hineinführt,' auch neben dem gegenüberliegenden Haus Nr. 15 ist ein leerer Platz und
weiter gegen Osten ist die Richtung der Häuser eine andere schiefe, gegen den Audenhof sich hinziehende.
Meine frühere Meinung, die auf dem Braunschen Prospekt (Tafel VII der Reproduktion) gezeichnete
Mauer am Garten desHarsdörser Hofes, längs dem Binsengätzchen, als Stadtmauer anzllsehen, habe ich aus-
gegeben und bin der Meinung, daß die Gartensront des Hauses eben die Richtung der Mauer bezeichnet,
was auch durch die oben geschilderte Lücke am Hause Nr. 15 der Neuen Gasse noch wahrscheinlicher wird.

Kehren wir auf den Marktplatz zurück, so finden wir in gerader Richtung die Mauer fortgesührt durch
das alte Tuchhaus und kommen dann genau aus den Vorsprung, welchen das Gasthaus zum König Otto

Die Fleischbrücke kommt hier nicht in Betracht, sie liegt zu weit nach links, und man inüßte vom unteren Tor aus
einen großen Bogen gemacht haben.
 
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