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Abb. 18. Engelsburg.
Grunbriß in Höbe der römischen Grabkannnern.
die Burg belagerten und eroberten. An späterer Zeit ist die Feste je nach den Bedürfnissen der Krieg-
führung mannigfach um- und ausgebaut worden. Große Veränderungen wurden um die Mitte des
15. Iahrhunderts von Nikolaus V. vorgenommen, der drei gezinnte Ecktürme im 80, und er-
richtete, den Kranz von Kragsteinen, Bogenfries und Gutzlöcher der Kurtinen anlegte, der weiterhin die
Ziegelmauer auf dem Zylinder und 2 viereckige Türme an
der Brücke aufführen lietz. Neue Umgestaltungen begannen
unter Alepander VI. durch Antonio di San Gallo 1492.
Er vergrötzerte die Porta Lollina, dehnte die Werke zwischen
der Burg und dem Tiber aus und legte eine neue Stratze
nach St. Peter an. Die grötzte Ausdehnung hatte die
Anlage im 17. Aahrhundert unter Papst Urban VIII.
Cs ist nicht möglich, genauer auf die Geschichte der
Engelsburg einzugehen. Erwähnt werden möge noch,
wegen des Zusammenhangs mit der deutschen Geschichte,
die Belagerung Gregors VII. durch Kaiser Heinrich IV.
(1181—84) und die abenteuerliche Flucht Benvenuto
Lellinis, dessen vielbewegtes Leben uns durch Goethes
Übersehung seit langem vertraut ist.
Aedenfalls ist die Burg nie aus dem Gedächtnis der
Menschen entschwunden, wie es mit so vielen anderen
Wehrbauten des Mittelalters geschehen ist. Auch unter
den mannigfachen, alles Rrsprüngliche verdeckenden Um-
wandlungen blieb die Erinnerung wach, daß man es hier
mit einem ehrwürdigen Nest des Altertums zu tun habe.
Dazu kam die Lage in der ewigen Stadt, zu der gläubige
und schönheitsuchende Menschen durch alle Fahrhunderte
pilgerten, und schließlich, daß die Feste, solange es eine
irdische Herrschaft der Päpste gab, den Mittelpunkt ihrer
kriegerischen Macht bildete. Wie eine andere Papstburg,
der Palast in Avignon, mutzte die Engelsburg im 19. Aahr-
hundert als Kaserne dienen, bis der Anfang des 2O. Aahr-
hunderts eine Wendung in ihrem Geschick brachte.
Es ist dem Ztaliener wohl nicht so leicht, die mittelalter-
lichen Wehrbauten seines Landes zu würdigen, wie dem
Deutschen. Die deutschen Burgen, die fast alle nach dem
Aahre 1OOO entstanden, sind für uns ehrwürdige Alter-
tümer, gehören zu den ältesten Zeugen unserer Baukunst.
Nur Kirchen und römische Bauten in der Nheingegend
reichen in noch frühere Zeiten zurück. Anders in Atalien.
Die Denkmäler des römischen Weltreichs und der Zeit des
großen Wiederaufblühens, der Nenaissance, nehmen einen
so breiten Raum in der Vorstellung des Atalieners und
auch der meisten Fremden ein, daß das Mittelalter ihm
leicht als eine bloße Zwischenzeit erscheint, als das Tal zwischen zwei strahlenden Gipfeln. Spät hat
man daher begonnen, die eigentümliche Schönheit der mittelalterlichen Wehrbauten zu würdigen. Erst in
neuester Zeit fängt man an, sie mit Liebe zu betrachten und für ihre Erhaltung zu sorgen.
Diese neue Teilnahme ist nun vor allem der Engelsburg zugute gekommen. Der Staat hat zu ihrer
Erneuerung reiche Mittel zur Verfügung gestellt, und eine „Gesellschaft der Freunde der Engelsburg" hat
sich gebildet, um den Bau auch weiterhin zu erhalten und zu schützen. Am Aahre 19O1 wurde unter Leitung
Abb. 19. Engelsburg. Grundriß in Höhe derölkammern.
(Kellergeschoß der päpstlichen Wohnung.)
Abb. 18. Engelsburg.
Grunbriß in Höbe der römischen Grabkannnern.
die Burg belagerten und eroberten. An späterer Zeit ist die Feste je nach den Bedürfnissen der Krieg-
führung mannigfach um- und ausgebaut worden. Große Veränderungen wurden um die Mitte des
15. Iahrhunderts von Nikolaus V. vorgenommen, der drei gezinnte Ecktürme im 80, und er-
richtete, den Kranz von Kragsteinen, Bogenfries und Gutzlöcher der Kurtinen anlegte, der weiterhin die
Ziegelmauer auf dem Zylinder und 2 viereckige Türme an
der Brücke aufführen lietz. Neue Umgestaltungen begannen
unter Alepander VI. durch Antonio di San Gallo 1492.
Er vergrötzerte die Porta Lollina, dehnte die Werke zwischen
der Burg und dem Tiber aus und legte eine neue Stratze
nach St. Peter an. Die grötzte Ausdehnung hatte die
Anlage im 17. Aahrhundert unter Papst Urban VIII.
Cs ist nicht möglich, genauer auf die Geschichte der
Engelsburg einzugehen. Erwähnt werden möge noch,
wegen des Zusammenhangs mit der deutschen Geschichte,
die Belagerung Gregors VII. durch Kaiser Heinrich IV.
(1181—84) und die abenteuerliche Flucht Benvenuto
Lellinis, dessen vielbewegtes Leben uns durch Goethes
Übersehung seit langem vertraut ist.
Aedenfalls ist die Burg nie aus dem Gedächtnis der
Menschen entschwunden, wie es mit so vielen anderen
Wehrbauten des Mittelalters geschehen ist. Auch unter
den mannigfachen, alles Rrsprüngliche verdeckenden Um-
wandlungen blieb die Erinnerung wach, daß man es hier
mit einem ehrwürdigen Nest des Altertums zu tun habe.
Dazu kam die Lage in der ewigen Stadt, zu der gläubige
und schönheitsuchende Menschen durch alle Fahrhunderte
pilgerten, und schließlich, daß die Feste, solange es eine
irdische Herrschaft der Päpste gab, den Mittelpunkt ihrer
kriegerischen Macht bildete. Wie eine andere Papstburg,
der Palast in Avignon, mutzte die Engelsburg im 19. Aahr-
hundert als Kaserne dienen, bis der Anfang des 2O. Aahr-
hunderts eine Wendung in ihrem Geschick brachte.
Es ist dem Ztaliener wohl nicht so leicht, die mittelalter-
lichen Wehrbauten seines Landes zu würdigen, wie dem
Deutschen. Die deutschen Burgen, die fast alle nach dem
Aahre 1OOO entstanden, sind für uns ehrwürdige Alter-
tümer, gehören zu den ältesten Zeugen unserer Baukunst.
Nur Kirchen und römische Bauten in der Nheingegend
reichen in noch frühere Zeiten zurück. Anders in Atalien.
Die Denkmäler des römischen Weltreichs und der Zeit des
großen Wiederaufblühens, der Nenaissance, nehmen einen
so breiten Raum in der Vorstellung des Atalieners und
auch der meisten Fremden ein, daß das Mittelalter ihm
leicht als eine bloße Zwischenzeit erscheint, als das Tal zwischen zwei strahlenden Gipfeln. Spät hat
man daher begonnen, die eigentümliche Schönheit der mittelalterlichen Wehrbauten zu würdigen. Erst in
neuester Zeit fängt man an, sie mit Liebe zu betrachten und für ihre Erhaltung zu sorgen.
Diese neue Teilnahme ist nun vor allem der Engelsburg zugute gekommen. Der Staat hat zu ihrer
Erneuerung reiche Mittel zur Verfügung gestellt, und eine „Gesellschaft der Freunde der Engelsburg" hat
sich gebildet, um den Bau auch weiterhin zu erhalten und zu schützen. Am Aahre 19O1 wurde unter Leitung
Abb. 19. Engelsburg. Grundriß in Höhe derölkammern.
(Kellergeschoß der päpstlichen Wohnung.)