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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 14.1913

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Nr. 2
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Borgatti, Mariano; Kuhn, Arthur [Übers.]: Die Wiederherstellung der Engelsburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.32139#0035
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Abb. 20. Engelsburg. Grundriß in Höhe des Kugel-
und Theaterhofes. Erdgeschoß der päpstlichen Wohnung.

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des Obersten Mariano Borgatti mit der Wiederherstellung begonnen. 1911, zur Feier des fünzigjährigen
Bestehens des geeinten Ztaliens war sie vollendet. Eine Schwierigkeit bei dieser Wiederherstellung lag
sicher darin, datz nicht ohne weiteres klar war, welchen Zustand früherer Zeiten man wiederherstellen
sollte. Die Ansichten aus dem 15. Zahrhundert zeigen ein anderes Bild als spätere, da jede Zeit den
Bau ihren besonderen Bedürsnissen anpatzte.

Wie man zu Werke ging, zeigt der nachfolgende
Bericht, den der Wiederhersteller der Cngelsburg, der
Oberst Mariano Borgatti in Nom, in liebenswürdiger
Weise für einen Abdruck im Burgwart zur Verfügung
gestellt hat. Begleitet war der Aufsatz von 28 bildlichen
Darstellungen, auf die im Text Bezug genommen wurde.

Da es wegen Naummangels nicht möglich ist, alle Ab-
bildungen zu bringen, so mutzte der Text an einigen
Stellen zusammengezogen werden. Gegen den Sinn der
Ausführungen glaube ich nicht verstotzen zu haben.

B e r i ch t.

Das Kastell war begrenzt von der Böschungsmauer
der fünfseitigen Rmwallung PiuV IV. Der gedeckte
Weg ist in eine breite Uferstratze umgewandelt und das
Glacis der Bebauung erschlossen worden. Zum Teil ist
es schon jetzt von Häusern eingenommen. Znnerhalb der
fünfseitigen Umwallung erhebt sich das alte Kastell
Alexanders VI. mit der quadratischen Umwallung und
den vier grotzen Türmen an den Ecken.

Die Wiederherstellungsarbeit begann am Borgia-
kastell im Februar 1901 und wurde langsam und plan-
mätzig bis zum Iahre 1911 fortgesetzt. Die Arbeit wurde
ausgeführt auf Kosten des Kriegsministeriums und des
Ministeriums des öffentlichen Unterrichts. Das Kriegs-
ministerium hat bis heute in barem Gelde ungefähr
45 000 Lire gegeben, hat aber autzerdem für die Arbeiten
am Kastell dauernd eine Kolonne von zehn geschickten
Militärarbeitern zur Verfügung gestellt. Wenn man den
Arbeitstag mit 3 Lire berechnet, ergibt das bei 300 Ar-
beitstagen im Zahre durch 11 Iahre hindurch eine
Summe von ungefähr 99 000 Lire. Das Ministerium
des öffentlichen Unterrichts hat verschiedentlich Zahlungen
angewiesen, die sich bis heute im ganzen auf 154 OOO
Lire angeben lassen.

Zm Iahre 1909 wurden im Hinblick auf die für
1911 geplante Ausstellung alle Gebäude zwischen dem
alten Kastell und der fünfseitigen Umwallung von den Truppen und Magazinen geräumt, und alle
Schuppen, mit denen das alte Kastell überbaut war, wurden abgebrochen. Wiederhergestellt wurden
die Gebäude, die geschichtlichen Lharakter hatten. So hat sich im Kastell und auf dem grotzen
Platz eine geschichtliche Kunstausstellung und eine geschichtliche Ausstellung der italienischen Kleinkunst
im Mittelalter und in der Renaissance unterbringen lassen. Ein grotzer Teil der Summen, die dem

500

Abb, 21 Engelsburg. Grundriß in Höhe des ersten
Stockwerks der päpstlichen Wohnung.
 
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