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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 14.1913

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Nr. 2
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Kühns, Kurt: Die Quitzowschlösser
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https://doi.org/10.11588/diglit.32139#0042
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standen den Schloßgesessenen rechtmäßig zu, und es waren meist mit den in Betracht kommenden Städten
seste Sätze vereinbart. Nur zu Fehdezeiten, die in jenen Zeitläusen allerdings an der Tagesordnung
waren, ging Gewalt vor Recht.

Da Havel und Elbe schon damals stark befahrene Schiffahrtsstratzen waren, mögen die Kassen wohl-
gesüllte gewesen sein, als Cuno von Quitzow i. A. 1396 die Augen schlotz und Dietrich ihm als Herr auf
Quitzhövel folgte. Aber die Lage am schiffbaren Strom, die Berührung mit Handel und Wandel hatte
für die beiden jungen Nitter noch eine tiefere Bedeutung: sie hatte ihnen den Blick für die Wichtigkeit der
Flußübergänge und Brücken geschärft, und diese Kenntnis verwerteten sie jetzt, als sie mit einer geradezu
erstaunlichen Schnelligkeit sich zu fürstlichem Ansehen und beinah schrankenloser Macht in dem sast herren-
los zu nennenden Lande ausschwangen. Sie wählten nicht Grotzgrundbesitz, abgelegene Ländereien, als

sie tatenlustig aus ihrer Väter Burg zogen, sondern
ausschließlich Fluh- und Straßenpässe, Knotenpunkte
sür den Verkehr.

Der erste Schritt zur Vergrößerung ihrer Macht
war i. A. 1400 die Heirat Fohanns v. Quitzow mit
Agnes v. Bredow, Tochter des Landeshauptmanns
Lippold v. Bredow, durch die Aohann in den Besitz
des festen Schlosses Plaue an der Havel kam.

Plaue beherrschte nicht nur den Fluß an einer
seiner engsten, am leichtesten zu bewachenden Stelle,
an der es keinAusweichen und Entrinnen gab, sondern
auch die sehr besahrene Landstraße nach Magdeburg,
die hier, voraussichtlich aus einer Fähre, den Strom
übersetzte. Zugleich war das Schloß sür die Kriegs-
mittel jener Zeit geradezu uneinnehmbar. Die Havel
entwindet sich hier dem meilengroßen Plauer See, sich
nordwärts auf Rathenow wendend. Auf einer Land-
spitze, vor sich den 2—300 m breiten Strom, seitlich
und halb im Rück'en den weit ins Land greifenden See, erhob sich die Burg auf einer 10—12 m hohen
Böschungsmauer, die eine natürliche Erhebung ausnützte. Nur nach einer Seite ist die Feste vom Land
zugänglich. Hier lehnte sich der kleine Flecken Plaue und der Wirtschaftshof mit Zäunen und Hecken, Mauern
und Gräben an die Burg, ebenfalls einem Angreifer hundert Hindernisse entgegenstellend.

Kber die alte, 1217urkundlich zuerst erwühnte Burg hat sich so gut wie nichts erhalten. Doch die Lage
des heut dort stehenden Schlosses, eines freundlichen Barockbaues mit wappengeschmückter Front, das gegen
die Havel mit steiler Bastionsmauer absetzt, flankiert von den hohen Bäumen des die Landspitze deckenden
Parkes, läßt einen Schluß aus die Anlage der Burg zu.

Wie Cinzelheiten aus der Belagerungsgeschichte ergeben, stieg auch diese unmittelbar aus dem Wasser
auf. Iene erwähnte Böschungsmauer mag noch Gemäuer des alten Quitzowschlosses enthalten. Drei
Türme sicherten die Wasserseite, darunter der ebenfalls mit seiner Grundmauer aus dem Wasser aufsteigende
Fuchsturm. Das Hochschloß ragte auch nach der Landseite steil über der Niederburg auf. Eine hohe, oben
mit einer freundlichen Laubengalerie geschlossene Mauer setzt noch heut das Schloß gegen den nur wenig
über dem Havelspiegel gelegenen Wirtschaftshof des Rittergutes ab. Längs der den Flecken durchziehenden
Landstraße Berlin-Magdeburg, die die Schloßlandzunge in der Geraden abschneidet, zieht sich die Park-
mauer des heutigen Rittergutes. Cs ist anzunehmen, daß auch damals die Burg dort ihre größte Aus-
dehnung hatte. Die höchste Erhebung stellt der Kirchberg von Plaue dar. Mindestens von dort dürften
Mauer und Wall sich wieder zum See zurückgewandt haben. Keine Bergeshöhe kann ein Schloß besser
schützen, als es hier das Wasser tat: im Osten die Havel, im Süden und Südwesten der Plauer und seine
Ausbuchtung der Wendsee,- nur die kurze Nord- und Westfront war dem Angreifer ausgesetzt.

Abb, 29. Schlok Plaue a, d. Havel.
 
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