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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Editor]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 14.1913

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Nr. 2
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Kühns, Kurt: Die Quitzowschlösser
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https://doi.org/10.11588/diglit.32139#0043
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31

Das zweite Schloß, auf das die Quitzows ihre Hausmacht gründeten und mit dessen weit reichenden
Ländereien sie das ganze Westhavelland umklammerten, war Friesa ck. Dietrich von Quihow, der ältere
Bruder, kaufte das Schlotz i. A. 1408 für 2000 Schock böhmische Groschen vom Landesherrn Aobst von
Mähren. Auch ihm war die Stammburg längst zu eng und klein geworden; jahrelang schon hatte er gegen
die Mark die heftigsten Fehden geführt und weit vorgeschobene Punkte besetzt: Strausberg, Bötzow — das
heutige Oranienburg —, endlich Köpenick bei Berlin, wohin er i. A. 1407, nicht zur Freude der Berliner,
übergesiedelt war.

Nachdem er Friesack erstanden, wurde dies seine Hauptburg. Friesack, im Ländchen Friesack, liegt am
Futze einer gegen das havelländische Luch vorspringenden und in dasselbe einschneidenden Hochebene; vor
dieser breitet sich das von Rhin, Friesacker Rhin und Temnitz durchströmte Havellündische Luch aus. Auch
heute noch, obwohl seit Friedrich Wilhelm I. Zeiten
ein wohl entwässertes Wiesenland, ist es in der
nassen Aahreszeit häufig so überschwemmt, datz nur
die struppigen Weiden auf den Dämmen aus einer un-
ermetzlichen Wasserfläche ragen; damals war^s ein
ganz unzugängliches Bruchland. Die von Berlin
über Spandau heranführende Landstraße nach Ham-
burg kreuzte hier das Luch.

Die Ländereien der Burg umfaßten das ganze
Ländchen Friesack und erstreckten sich bis vor die
Tore Rathenows. Da die Quitzows auch die Stadt
Rathenow bald in ihre Abhängigkeit brachten, ver-
fügten sie über die wichtigsten Havelübergänge von
Quitzhövel bis Plaue; Friesack sicherte das Hinter-
land, und weitvorgeschobene Punkte: Bötzow,

Strausberg, auf dem Teltow Saarmund und
Beuthen, das Iohann erwarb, endlich Köpenick
gaben ihnen auch anderwärts feste Stützpunkte fllr Z0, Si- Burgs.-tl- °on B-Uth-N,

ihre Unternehmungen.

So standen sie dem ersten Hohenzollern, als dieser 1412, fremd und ohne sonderlichen Anhang im Lande
zu finden, seinen Cinzug in Brandenburg hielt, in siegesbewußter Haltung gegenüber, und dies Selbst-
bewußtsein erhöhte sich, als sie mit Hilfe der wilden Pommernherzöge, ihrer alten Freunde und Lehens-
herren, der Edeln Gänse von Putlitz und der großen Zahl ihrer Vasallen, der Rochows, Holtzendorffs usw.
den Burggrafen mit seinem kleinen Heer am 24. Oktober 1412 am Cremmer Damm empfindlich ge-
schlagen.

Auch Schloh Friesack, das eine sehr stattliche Burg mit ragenden Türmen und Zinnen gewesen sein
soll, ist vollständig vom Erdboden verschwunden. Cs lag auf der Nordseite der Stadt am Cnde der spitz-
winkligen Landzunge, die die Höhe in das Bruch vorschiebt, unmittelbar an der Brücke, auf der die Land-
straße den unter den Mauern der Burg hinströmenden Friesacker Rhin kreuzte. Das Flietz und das völlig
unzugängliche Luch bildeten auf drei Seiten die Deckung, an die vierte Front lehnte sich das Städtchen,
dessen Kirche in unmittelbarer Nähe des Burggrabens sich erhob. Heut bezeichnet ein hoher Baumwall
auf jener nur wenig gegen das Luch sich erhebenden Plattform — ein großes Fachwerkgebäude aus dem
Ende des 18. oder Anfang des 19. Aahrhunderts steht jetzt auf derselben — die mutmaßliche Burgstelle.
Der Flecken Friesack war ungeschützt) vor der Stadt, an der Straße, lag das Hospital der hl. Gertrud mit
kleiner Kapelle.

Den Rand der Höhen bildet der Windmühlenberg mit weitem Blick über die roten Dächer des Städt-
chens in die gleichförmige Landschaft des Luches. Dies war bei der Belagerung der Standpunkt des
Hauptquartiers, hier war auch die „grotze Büchse" in Stellung gebracht, die die Feste so schnell zu Falle
brachte,- die Belagerung dauerte nur v. b. bis 11. Februar 1414. Das Denkmal Friedrich I. von Hohen-
 
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