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Machtspruch Napoleons das angrenzende preutz. Fürstentum Bapreuth an Bayern kam, wurden ja
auch die anderen noch selbständigen Gebiete, soweit sie inmitten des neuen bayerischen Gebietes lagen,
ihrer Selbstherrlichkeit entkleidet. Die Grafschaft Thurnau teilte dies Los eben nur etwas früher. Damit
aber^ datz das Bistum Bamberg 180Z säkularisiert und zu Bayern geschlagen wurde, hörte auch das
Abhängigkeitsverhältnis der Thurnauer Grafen gegenüber dem genannten Bistum endgültig auf. Seit
der bayerischen Zugehörigkeit sind die jeweiligen Grafen Giech als Besitzer von Thurnau erbliche Reichs-
räte von Bayern.
Der jetzige Graf Lhristian Carl Gottfried Hermann Heinrich, Standesherr und erblicher Reich-
rat, k. b. Oberst des 6. Chevauleger-Regiments ä 1a suits (geb. 16. September 1847) ist seit 6. Februar 1878
mit Gräfin Marie Amalie zu Hegnenberg-Dux (geb. 14. März 1863) vermählt. Der Ehe entsprangen
drei Kinder: ein Erb-
graf und zwei Töchter.
Soviel über die
Geschichte des Hauses
Giech. Gehen wir nun
zur Beschreibung
des altehrwür-
digen Schlosses
selbst über, das heut
noch die Hauptzierde
desOrtesist. Esbildet
ein unregelmäßig mit
acht Türmen geziertes
und aus drei Höfen be-
stehendes Viereck, eine
Art Konglomerat ver-
schiedener Bauten, das
vor allem dadurch
entstanden ist, daß
fast zwei Aahrhunderte
lang zwei Familien
darin ihren Wohnsitz
hatten.
Abb. Zd. Thurnau. Grundriß dcs Schlosses.
Auf der Nordseite
gegen denunternMarkt
zu steht die Zwing-
mauer, die aus dem 16.
Aahrhundert stammt.
Durch einen gewölbten
Wehrgang mit quadra-
tischen Schießscharten
war sie zu ernster Ver-
teidigung eingerichtet.
Die zwei vorspringen-
den, ebenfalls mit
Schießscharten versehe-
nen Rundtürme ge-
statteten das Bestrei-
chen der Mauer mit
Geschossen, wenn der
Feind über den Schloß-
graben bis an diese
selbst vorgedrungen
war. Der hinter der
Zwingmauer stehende
Schloßflügel bildet den
ältesten Teil des Schlosses, der wahrscheinlich im grauen Mittelalter entstanden sein mag.
Der n o r d w e st l i ch e Schloßteil wurde 1676 von der Künsbergschen Familie errichtet und bis
zu ihrem letzten Aufenthalt (1731) bewohnt. Er heißt heute noch der Künsbergsche Bau und birgt das
gräflich Giechsche Archiv.
Am oberen vorspringenden Rundturm der Zwingmauer auf der n o r d ö st l i ch e n Seite schließt
sich die Kemnate an, ein wuchtiger und hoher Trutzbau. An ihr ist die sehenswerte Waffensammlung,
die sich von vielen derartigen Sammlungen dadurch unterscheidet, daß sie Erbgüter der Familie enthält,
nicht gekaufte Ware. Man sieht Schilde und Tartschen, Lanzen, Panzerhemden, Hellebarden, auch einige
türkische Wafsen. Das Hauptstück aber ist ein ziselierter mit Goldarabesken eingelegter Stahlharnisch,
ein Geschenk des Kaisers Mathias an den Grafen Khevenhüller, dessen Tochter mit einem Herrn v. Giech
vermählt war. An der Kenmate ist auch der originelle Gebetserker, dessen blaue Decke das Himmelsgewölbe
mit Mond und Sternen in naiver Weise darstellt.
Am Vorzimmer der Kemnate sind über 3OO Geweihe von Hirschen und Rehen an den Wänden befestigt
und im darauffolgenden Gemache gegen 260 Aagdgewehre aufgehängt.
An einem weiteren Gemach des Kemnatenbaues sind auch vier wertvolle Gobelins aufbewahrt,
die aus Brabanter Fabriken stammen. Der Aelsen, auf dem die Kemnate ruht, ragt mit seiner Spitze
Machtspruch Napoleons das angrenzende preutz. Fürstentum Bapreuth an Bayern kam, wurden ja
auch die anderen noch selbständigen Gebiete, soweit sie inmitten des neuen bayerischen Gebietes lagen,
ihrer Selbstherrlichkeit entkleidet. Die Grafschaft Thurnau teilte dies Los eben nur etwas früher. Damit
aber^ datz das Bistum Bamberg 180Z säkularisiert und zu Bayern geschlagen wurde, hörte auch das
Abhängigkeitsverhältnis der Thurnauer Grafen gegenüber dem genannten Bistum endgültig auf. Seit
der bayerischen Zugehörigkeit sind die jeweiligen Grafen Giech als Besitzer von Thurnau erbliche Reichs-
räte von Bayern.
Der jetzige Graf Lhristian Carl Gottfried Hermann Heinrich, Standesherr und erblicher Reich-
rat, k. b. Oberst des 6. Chevauleger-Regiments ä 1a suits (geb. 16. September 1847) ist seit 6. Februar 1878
mit Gräfin Marie Amalie zu Hegnenberg-Dux (geb. 14. März 1863) vermählt. Der Ehe entsprangen
drei Kinder: ein Erb-
graf und zwei Töchter.
Soviel über die
Geschichte des Hauses
Giech. Gehen wir nun
zur Beschreibung
des altehrwür-
digen Schlosses
selbst über, das heut
noch die Hauptzierde
desOrtesist. Esbildet
ein unregelmäßig mit
acht Türmen geziertes
und aus drei Höfen be-
stehendes Viereck, eine
Art Konglomerat ver-
schiedener Bauten, das
vor allem dadurch
entstanden ist, daß
fast zwei Aahrhunderte
lang zwei Familien
darin ihren Wohnsitz
hatten.
Abb. Zd. Thurnau. Grundriß dcs Schlosses.
Auf der Nordseite
gegen denunternMarkt
zu steht die Zwing-
mauer, die aus dem 16.
Aahrhundert stammt.
Durch einen gewölbten
Wehrgang mit quadra-
tischen Schießscharten
war sie zu ernster Ver-
teidigung eingerichtet.
Die zwei vorspringen-
den, ebenfalls mit
Schießscharten versehe-
nen Rundtürme ge-
statteten das Bestrei-
chen der Mauer mit
Geschossen, wenn der
Feind über den Schloß-
graben bis an diese
selbst vorgedrungen
war. Der hinter der
Zwingmauer stehende
Schloßflügel bildet den
ältesten Teil des Schlosses, der wahrscheinlich im grauen Mittelalter entstanden sein mag.
Der n o r d w e st l i ch e Schloßteil wurde 1676 von der Künsbergschen Familie errichtet und bis
zu ihrem letzten Aufenthalt (1731) bewohnt. Er heißt heute noch der Künsbergsche Bau und birgt das
gräflich Giechsche Archiv.
Am oberen vorspringenden Rundturm der Zwingmauer auf der n o r d ö st l i ch e n Seite schließt
sich die Kemnate an, ein wuchtiger und hoher Trutzbau. An ihr ist die sehenswerte Waffensammlung,
die sich von vielen derartigen Sammlungen dadurch unterscheidet, daß sie Erbgüter der Familie enthält,
nicht gekaufte Ware. Man sieht Schilde und Tartschen, Lanzen, Panzerhemden, Hellebarden, auch einige
türkische Wafsen. Das Hauptstück aber ist ein ziselierter mit Goldarabesken eingelegter Stahlharnisch,
ein Geschenk des Kaisers Mathias an den Grafen Khevenhüller, dessen Tochter mit einem Herrn v. Giech
vermählt war. An der Kenmate ist auch der originelle Gebetserker, dessen blaue Decke das Himmelsgewölbe
mit Mond und Sternen in naiver Weise darstellt.
Am Vorzimmer der Kemnate sind über 3OO Geweihe von Hirschen und Rehen an den Wänden befestigt
und im darauffolgenden Gemache gegen 260 Aagdgewehre aufgehängt.
An einem weiteren Gemach des Kemnatenbaues sind auch vier wertvolle Gobelins aufbewahrt,
die aus Brabanter Fabriken stammen. Der Aelsen, auf dem die Kemnate ruht, ragt mit seiner Spitze