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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 14.1913

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Nr. 3
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Stechele, Karl: Burghausen: ein Gang durch Stadt und Burg
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https://doi.org/10.11588/diglit.32139#0062
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des hölzernen Wehrschildes sichtbar sind. An diesem Torbau wohnte einst der Zeugwärtl. An der West-
mauer des dritten Hofes erhebt sich das dreigeschossige Zeughaus aus Nagelfluhquader (Z5), dessen oberstes
Stockwerk als Kornspeicher diente. Der nördlichste von den sieben gemauerten Pfeilern trägt die Um-
schrift „vierzeihenhundert zwainczig Sibm ; Am Diennen diess Getraidts geschribm, ; Khein Haut noch
Harr an Aenen mehr; Die diess Getraidt gedient hieher ; Sellig ist der Ackhersman, ; Vill sselliger ders
behalten khan." ; Renov. 1692;1885.

Dem Zeughaus gegenüber drei runde Wächtertürmchen (52, ZZ, 34). Auf hoher Pfeilerbrücke gelangt
man über einen tiefen ausgemauerten Graben (36) in den zweiten Hof. Den Eingang schützt das zwei-
türmige Georgstor (37), dessen Nordseite das bayerische und polnische Wappen in gotischer Stein-
umrahmung ziert. BeimGeorgstor beginnen dieZwingermauern (38,43,47,48,49,50), die von hier aus
auch den ersten Trakt umziehen. Dem östlichen Zwinger ist ein zweiter vorgelagert, in den der Aufgang
von der Stadt einmündet, der seinerseits wieder durch Gitter, Torbau, Torturm (39), zwei Treppentore

und Wehrgang (41) gesichert war.
Der Torturm konnte von einer
außenliegenden, abgetreppten
Schietzscharte bestrichen werden,
für welche am dazwischenliegenden
Zwingerturm eine Auskehlung an-
gebracht ist. Dieser Zwingerturm
ist noch von einem viereckigen
Zinnenturm überhöht. Die Stal-
lungen an der Westfront, ein Teil
davon jetzt Magazin (42), auch der
Zwinger (43) an dieser Seite und
der an die Stallungen angebaute
Turm (44), der den Eingang zum
Zwinger am Haupttrakt beherrsch-
te, sind abgebrochen. Den Über-
gang zum Torbau des ersten Hofes
vermittelt, wie vor dem Georgstor
eine Pfeilerbrücke, deren letzter
Aochbelag aufgezogen werden
konnte. Der im tiefen ausgemau-
erten Halsgraben (45) besindliche
Ziehbrunnen (46) war durch eine Wendeltreppe von der Angriffsseite her und durch den Keller
unterm Torzwinger erreichbar. Über den Torzwinger grützt der siebengeschossige finstere Bergfried mit
seinem Zeltdach; an ihn schlietzt nach Westen die 3 m starke Wehrmauer mit Schild und Turm. Das „Gärtl
auf der Alton" auf erhöhtem Wall vor der Wehrmauer trug ebenfalls den Wehrschild und war von der
Kemenate aus durch einen fünfseitigen Treppenturm zugänglich. Den innern Burghof (51) sperrte ein
Fallgitter gegen den Torzwinger ab. Die Ostseite des Burghofes nimmt Dürnitzstock, Schatzkammer
und innere Burgkapelle, die Westseite die Kemenate und die Südseite der Fürstenbau ein. Dürnitz und
Kemenate sind durch einen hohen Bogengang verbunden. An der Dürnitz, einem zweischiffigen Gewölbebau
mit fünf Aochen standen 38 Tische. Eine Hofordnung von 1509 besagt unter anderm: Morgenmal: ... cl)
Der drit und vierdtTisch; daran sollen sitzen die 14 Stulknappen, da gibt man ir jedem einen TheilPiers
und 2 Prot . . . ünter der Dürnitz liegt der Zehrgaden, dessen fünf Aoche nicht wie oben durch Säulen,
sondern durch achtseitige Pfeiler gestützt sind; über der Dürnitz ein Tanz- oder Festsaal. Am Schatzgewölbe
hatte Heinrich der Reiche (tz 1450) 500 OOO Dukaten in gemünztem Golde liegen. Die innere Burgkapelle
zu „Sand Elzbethen und den aindlefttausend Maid", mit dem Chorbau in den Zwinger vorspringend,
trägt den Stil des 13. Aahrhunderts. Am Aufgang zur Empore interessante Denkschrift des Nitters Hans
 
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