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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Editor]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 14.1913

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Nr. 5
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Feit, Paul: Die Bolkoburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.32139#0111
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99

Durch die Aushebung der Klöster und Stiste ging 1810 das Stift Grüssau und mit ihm die Bolkoburg
samt den dazu gehörigen Gütern in das Eigentum des Staates über. Die Güter wurden grötztenteils ver-
kauft, die Burg blieb Staatsbesih und wurde, seit jener Zeit nicht mehr bewohnt, allmählich zur Ruine.
1813 schlugen die Russen nach Schähen suchend große Löcher in das Mauerwerk des Turms, im Iahr darauf
stürzte bei einem Sturm ein grotzer Teil des Burggebüudes ein. Seit 185O hat man dem Verfall Einhalt
getan, und in den lehten Aahren sind umsassendere Ausbesserungen vorgenommen worden; die jedoch dem
ruinenhaften Zustande der Burg nicht abgeholsen haben: ihre Dächer sind zersallen und der Wind streicht
durch die Hallen, Wolken ziehen drüber hin.

Wie die Gebäude in der ültesten Zeit beschaffen und eingerichtet waren, ist gänzlich unbekannt. Aus
dem 16. Aahrhundert sind zwar viele Ilrbarien da, die das vierstöckige Schlotz, den 12 Schillinge Ellen im
Geviert, d. h. unge-
fährt 52 a, umfassen-
den Weingarten und
die Wirtschaftsbauten
aufführen. Vorwerk,

Malzhaus und Brau-
haus, eine Beschrei-
bung des Schlvtz-
innern ist aber nur
aus dem Aahre 1574
erhalten; eine „Be-
sichtigung", welche die
Ausmessungen an-
gibt, zugleich aber den
ungemein baufälligen
Zustand seststellt, ist
von 1576.

Die Mauerstärke
betrug unten beinahe

2.5 m, im obersten
Geschotz noch 0,75 m.

Die ganze Höhe vom
Fundament an betrug

18.5 m. Die Keller waren 3,75 m hoch, drei Geschosse je 3 m, das oberste 5 m. Alle diese Maße
gebe ich rund an.

Die Einrichtung wird wohl geeignet sein Burgenfreunde zu interessieren. Im Erdgeschoß lagen die
Torstube, Küche, Backhaus, Brotkammer, zwei Pferdeställe mit Futterkammer und fünf zum Teil dunkle
Wirtschastsräume. Das erste Stockwerk enthielt einen Saal, die Hosstube, drei Stüblein und zwei Kammern,
das zweite den grotzen Saal, in dem sich Waffen vorfanden, wahrscheinlich daneben noch eine Küche zum
Anrichten. Darüber lagen im nächsten Stock ein Stüblein, die Hopfenkammer, dann drei Gewölbe über-
einander, die wohl bis in den Boden hinaus gereicht haben müssen, „über der Küche ein Stüblein und
aber darüber eine Kammer". Die Niedrigkeit dieser Räume kann man leicht ermessen. Unter dem Dach
endlich war ein gespundeter Söller, also ein Boden mit Verschlügen*).

Lutsch gibt im Bilderwerk schlesischer Kunstdenkmäler (S. 119—122 und III., S. 351) eine Beschreibung
des jetzigen Zustandes.

Die Torhalle mit steiler Durchfahrt liegt auf der Westseite. Beim Wächterhaus bemerkt man
eine Wandverzierung, die flottgezeichnete Figur eines Landsknechts. Der Gast gelangt nun auf den Vor -

*) In den Angaben bei H. Schubert, Geschichte der Bolkoburg, Schweidnitz (1SS5) ist ein Irrtum unterlaufen, ver-
anlaßt durch die schlechte Schrift der Verhandlung über die „Besichtung".

Abb. 81. Die Bolkoburg.
 
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