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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 14.1913

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Nr. 6
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Kühns, Kurt: Die Johanniterschlösser der Neumark
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https://doi.org/10.11588/diglit.32139#0118
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Nitterzeit hat sich außer hier und da einem altersgrauen Kirchlein auf den Dörsern nichts erhalten. Nur
auf dem Komtureihof Liehen steht als einziger Zeuge des kriegerischen Geistes der Aohanniterherren
ein stattlicher Wehrbau mit hochgeschwungenem Giebel und einer Freitreppe, die den Zugang zu der
kleinen Nundbogenpforte bildet. Cs mag ein Haus zur Aufnahme reisiger Knechte in der Vorburg ge-
wesen sein.

Die zweite Komturei des Aohanniterordens im Sternberger Land war Zielenzig, einige 20 Ivw
südöstlich von Sonnenburg.

Auch Zielenzig liegt im Postumetale, in tief eingeschnittener Mulde. Wie von einem Gebirgsrücken
steigt man nieder, und auf hochgeschüttetem Damm überschreitet die Landstraße das unten murmelnde
Fließ. Zielenzig ist heut ein lebendiger Ort; Bierbrauerei, Wollspinnerei, vor allem aber Holzverwertung:

Sägemühlen, Holzbearbei-
tungsanstalten, auch Fa-
brikation von Holzpan-
toffeln sind die Haupt-
zweige der Industrie. Die
Stadt ist hübsch und sreund-
lich, mit sauberen Straßen,
einem geräumigen Markt,
dessen Mitte das festungs-
artig gebaute Nathaus aus
derMitte des vorigenIahr-
hunderts einnimmt, neu
erbautem Kreishaus auf
einer Anhöhe vor der
Stadt und sehr stattlichen
neuen Schulen. Die Kirche,
ein Backsteinbau aus dem
Anfang des 16. Aahrhun-
derts besiht ein doppeltes,
jedoch nur einseitig voll
durchgeführtes Querschiff;
zwei fialenbekrönte Staf-
selgiebel flankieren den un-
gesügenTurm, dessenOber-
bau nach einem Brande
im 18. Iahrhundert auf-
geseht wurde. Von der

Abb. 83. Sonnenburg. Kirche.

alten Stadtmauer ist nur
ein kleines Stückchen er-
halten. Sonst erinnert
nichts mehr an die sehr
alte Geschichte der Stadt.
Zielenzig wird 1241 zum
erstenmal genannt, Bischof
Heinrich I. von Lebus er-
teilte die Crlaubnis, deut-
sche Cinwanderer anzu-
siedeln. 1269 errichtete
Markgraf Otto dort eine
Burg gegen die Polen.
Wann die Stadt an die
Templer gekommen, steht
nicht genau fest, wahr-
scheinlich 1286. Nach deren
Auflösung behielt Mark-
graf Woldemar die Stadt
als Rnterpfand für die von
den Aohannitern ausbe-
dungene Kaussumme. Der
MarkgrafWoldemar scheint
darüber gestorben zu sein,
die Stadt huldigte 1326
dem Markgrafen Ludwig
von Bayern, und dieser

sehte erst 1360 den Orden laut einer von ihm, seinem Bruder Ludwig dem Nömer und dem Herren-
meister Hermann von Werberg unterzeichneten Arkunde in den Besitz der Stadt und der dazu gehörigen
Dörfer. Die Burg war indes während der ganzen Zeit im Besitz des Ordens geblieben.

Etwa zur selben Zeit erwarb der Orden im Aahre 1347 das Schloß Lagow für 400 Mark Silber und
errichtete bald darauf hier eine Komturei. Lagow ist eine der interessantesten Burgen der Mark. Zwischen
dem Lagower und dem Tschetschsee auf ganz schmalem Landstreifen erhebt sich das Schloß, nicht nach
Art märkischer Burgen im Sumpf versteckt, sondern auf frei aufragendem Hügel, dessen Fuß auf der Wasser-
seite dunk'le Tannen rahmen. An die andere Seite lehnt sich das sehr kleine Städtchen. Eine doppelte
Ningmauer umspannt die Stadt und die Burg. Cin kleines, malerisches Tor, das ein Fachwerkgebäude
in seinem oberen Teile trägt, führt in die Hauptstraße, die den Burgberg im Halbkreis umschließt. Steil
steigt dieser auf und aus ihm wächst der Bergfried, ein wuchtiges Gemäuer auf viereckigem Unterbau bis
zur Höhe von 33 m empor. Das Schloß selbst ist ein wenig fesselnder Bau aus dem 16. Aahrhundert. Auf
 
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