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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 14.1913

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Nr. 6
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Müller, Hans: Kloster Veßra
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https://doi.org/10.11588/diglit.32139#0121
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der Aahrhunderte Stein um Stein abgetragen hat. An Veßra kann man dagegen von einer leidlichen
Erhaltung der Kirche reden. Sie stellt sich im Grundriß als kreuzsörmige Pfeilerbasilika mit doppel-
türmiger Westsront und zwei an die Kreuzenden angelegten Kapellen dar und erscheinh äußerlich
betrachteh vollständig bis aus die abgebrochenen drei Apsiden, deren Bogen jetzt zugeseht sind. Lang-
und Querhaus^ unter Beobachtung des strengsten Quadratismus angelegh sind die ältesten erhaltenen
Teile und demgemäß am einfachsten im Ausbau. Als Material hat Sandstein gedient, für die Pfeiler^
Arkaden und Gewände der Bogen sind große Quadern verwendet. Außer den attischen Basen und
Kapitälen der sechzehn Pseiler weist das Hauptgebäude aus der ersten Bauperiode keine Kunstformen aus.
Auch die Aenster des Obergadens mrd des südlichen Seitenschiffes, jetzt meist zugesehh sind ohne alle Ver-
zierung, einfach rundbogig. Hiervon macht die Fensterreihe im nördlichen Seitenschiff eine Ausnahme,
doch sind hier die Lichtöffnungen erst nachträglich, etwa Mitte des 15. Aahrhunderts, vergrößert, erweitert

H. Classens, Themar i. Thür. phot.

Abb. 84. Kloster Vetzra von Süden.

und mit schönemMaßwerk geziert worden. Von den später angelegten beidenKapellen diente die nördliche
ehedem den Grafen von Henneberg als Begräbniskapelle; sie ist auch beim Eingehen des Klosters nicht
profaniert worden und wird noch heute alsKirche für die kleineGemeindeVeßra benuht. In der kleineren
südlichen Kapelle vermutet man eine für den hüuslichen Dienst des Konvents oder sür den Abt bestimmt
gewesene Andachtsstelle — jeht ist sie mit Erde umbaut und dient als Kartoffelkeller! — Das lehte und
beste Bauglied des Ganzen ist die zweitürmige Westfront, welche bereits mit den Formen der reiferen
Gotik arbeitet. Die Türme selbst sind sünfgeschossig, die einzelnen Geschosse durch gekehlte Simse gegen-
einander abgesetzt und, hauptsächlich in den drei älteren unteren^ durch mannigfache Zierformen, Figuren-
friese und gotische Blendnischen belebt. An Lichtösfnungen finden sich nur in den obersten Geschossen
große gothische, mit leider sehr defektem Maßwerk gefüllte, auch z. T. vermauerte Fenster, unten sind nur
schmale Schlihe ausgespart.

An dem die Türen verbindenden Zwischenhaus fällt schon von weitem das als zierliche Rundbogen-
arkade gestaltete obere Halbgeschoß auf. Anten ist das Gebäude ganz vom Tor und einer Vorhalle aus-
gefüllt^ und durch diese gelangt man vor das innere Portah das dekorative Prachtstück der ganzen Kirche.
Es ist von einem vierfach abgetreppten Gewände eingefaßh in dessen Ecken feingegliederte Säulen mit
sehr charakteristisch behandelten Kapitälen Plah gefunden haben. Den oberen Abschluß bildet eine viersache
Bogenumrahmung, der Eindruck der Llnlage hat sehr viel Ähnlichkeit mit dem allgemein bekannten Portal
 
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