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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Editor]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 14.1913

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Nr. 6
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Metzsch-Reichenbach, Carl von: Burg Stolpen
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https://doi.org/10.11588/diglit.32139#0129
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Der Fürstenbau stand mit der Kapelle durch eine Wendeltreppe in Verbindung, deren Neste
1881 sreigelegt worden sind.

DerFürstenbau wurde wahrscheinlich unter BischofAohannesV. (reg.1476—87) als bischöslicher Palast
errichtet; auf diese Entstehungszeit weist die architektonische Behandlung des einzig erhaltenen Teiles des
» . . , Baues hin, des kühn aus gotischen Kappenbogen errichteten Unterbaues eines Crkers, welcher
>1 /V nebenstehende Steinmehzeichen trägt. Von der ehemaligen reichen Ausstattung des Fürsten-
/ l iLl baues besitzt das Museum des Kgl. Sächs. Altertumvereins eine Reihe von Gemälden, unter
welchen das von Schieweling 166b gemalte Bildnis des Kurfürsten Aohann Georg I. mit seinem Lieblings-
hunde Dunkan bemerkenswert ist, sowie das reich mit auf- und eingelegtem Holzwerk gezierte Himmel-
bett der Kursürstin Anna. An dem genannten Museum befindet sich ferner unter Nr. 1693 ein dem
Iv.Aahrhundert angehörender, mit dem Symbol des Evangelisten Lukas geschmückter Gewölbeschlutzstein,
welcher gleichfalls von der
Veste Stolpen stammt.

Tresslich erhalten sind die
unter dem im Aahre 1773
abgetragenen Fürstenbau
angelegten, teilweise ver-
schüttetenundvermauerten,
mächtigen, in Basalt aus
geführten,gewölbtenKeller.

Die Westseite der Veste
schlietzen nördlich der sie -
benspitzige und süd-
lich der K a p i t e l t u r m
ab.

Der siebenspitzi -
ge Turm, dessen srühere
Gestalt aus der Dilichschen
Federzeichnung zu ersehen
istz erhielt seinen Namen
von den sieben spitzen
Hauben, welche ihn be-
krönten. Der kühne an die Form der unter ihm mächtig zutage tretenden Basaltsäulen erinnernde
sechsseitige Turm wurde durch den Bischof Dietrich lV. (von Schönberg, reg. 1463—76) errichtet, dessen
Wappenzeichen, ein springender Löwe, an der Nordseite des Turms, als Nelief in Sandstein gehauen,
eingemauert ist. Der Turm, welcher in unmittelbarer Verbindung mit dem Fürstenbau stand, enthält im
Erdgeschotz einen fünfseitigen Raum, welcher mit einem gut erhaltenen, kunstvollen, keilförmigen Stein-
gewölbe, ähnlich dem im Aohannesturm befindlichen, überspannt ist. Am Turme befinden sich neben-
stehende Steinmetzzeichen, von welchen a und b auch am Aohannesturm befindlich sind; , ^
sie berechtigen zu der Annahme, datz Bischof Aohannes VI. Änderungen am Turme vor- ,

l- I» /

Samlg. B. E.

2lbb. 88. Die Nuine der Veste Stolpen.

Nach einem Stahlstich aus der ZNitte des 19. Zahrhunderts.

7^

nehmen lietz. Nach den Bränden in den Aahren 1632 und 1743 wurde der Turm restau-
riert und im Aahre 1813 von den Franzosen dessen oberer Teil abgesprengt. -v.

Der dem siebenspitzigen Turme gegenüberliegende Kapitelturm, von welchem nur der
unterste Teil erhalten geblieben ist, wurde vom Bischof Caspar (von Schönberg, reg. 1461—63) be-
gonnen und von dessen Bruder, Dietrich IV., vollendet. Nach dem Brande vom Aahre 1698 restauriert,
wurde er im Aahre 1813 gleichfalls von den Franzosen zerstört; seine Näume standen mit der Kapelle in
enger Verbindung; in ihnen pflegten sich die Kanoniker zu versammeln, deren Kollegium (Kapitel) der
Bischof Thimo unter Konfirmation des Papstes Alexander V. im Aahre 1409 gestiftet hatte, wovon auch
der Turm seinen Namen hatte.
 
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