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An der Nordseite der Kapelle befindet sich der Brunnen derselbe wurde im Aahre 1608
unter Aufsicht des Hofrat Bernstein zu graben begonnen, wobei der Basaltfelsen „nur durch Feuer hat
können bezwungen werden"; erst im Aahre 1630 erreichte man Wasser. Nach den in Charpentiers
mineralischer Geographie enthaltenen Angaben ist der Brunnen von Freiberger Bergleuten 287 Fuß
(rund 82 m) tief in das Annere abgeteuft und sind die guerliegenden Basaltsäulen ohne Unterbrechung
zu verfolgen. Der kunstvolle, wohl einzig in seiner Art geschaffene Brunnen wurde zu Anfang des sieben-
jährigen Krieges, vom 16. bis 18. September 1756, durch Husaren vom preutzischen Korps des Herzogs
von Bevern zum Teil verschüttet, und noch im Anfange des 19. Aahrhunderts wurde bei der Zerstörung
der Kapelle Steinwerk derselben in den Brunnen geworfen, so datz jetzt die Höhe des Brunnenschachtes
nur noch 30,5 m beträgt. Gutem Vernehmen nach beabsichtigt die matzgebende Behörde die Reinigung
des Brunnenes, welche schon im Aahre 1792 beschlossen war, wie v. Zehmen in seinem öfter schon ange-
führten Manuskript berich-
tet. Dieser Bericht bestä-
tigt zugleich die Tradition,
datz im Aahre 1756 auch
Kanonenrohre in den
Brunnen geworfen worden
sind, indem er sagt: „Es
wird dieses bey der jeht
vorgenommenen(aber nicht
ausgeführten) Reinigung
viel Ilnfug machen, vorzüg-
lich werden die Kanonen,
wovon die eine sich guer-
über in das Gestein ge-
stemmt hat, schwer heraus-
zubringen sepn."
Von den im Süden
und Westen der Veste um-
ziehenden Befestigungen,
der „Zwinger" genannt
sind nur geringe Reste vor-
handen; an denselben schlotz
sich früher unmittelbar der von Kursürst August angelegte Tiergarten an.
Die Schicksale Stolpens sind aus den ältesten Zeiten nur wenig bekannt. Nur das wissen wir zuver-
lässig, datz die Hussiten im Iahre 1429 in dortiger Gegend arge Verheerungen anrichteten, das Städtchen
Iochrym niederbrannten, an die Veste Stolpen selbst aber sich nicht wagten.
Nach dem Tode des Bischofs Nikolaus II. (eines von Carlowitz) von Meißen war Fohann IX. (ein
Edler von Haugkwitz) Bischof geworden. Er geriet mit einem Neffen seines Vorgängers, Hans von Larlo-
witz, wegen Testamentsstreitigkeiten in Fehde (15. September 1558), in welcher letztgenannter mit seinen
Reisigen vor Stolpen erschien. Da Aohann nach Prag entflohen war, so verwüstete er aus Nache die bischöf-
lichen Besitzungen. Bischof Aohann versprach zwar von Prag aus den bedrängten Stolpenern Hilfe, doch
blieb sie aus, und so sahen sich die Einwohner Stolpens genötigt, ihren obersten Schutzherrn, den Kurfürsten,
um Rettung und Beistand anzuflehen. Erst nach 3 vollen Wochen schickte der Kurfürst einen Ausschuß
von bewaffneten Alt-Dresdner und Nadeberger Bürgern unter Anführung des Bruders des Befehders
nach Stolpen. Ohne Widerrede wurde dieser in die Burg eingelassen und nahm von ihr im Namen des
Kurfürsten Besitz. Die Streitigkeiten wurden bald ausgeglichen. Bischof Aohann mußte an Carlowitz
4000 Gulden zahlen und alle, welche während der Fehde Verluste erlitten hatten, entschädigen. Carlowitz
aber mußte allen Ansprüchen auf das Testament seines Onkels entsagen und alle schon in Besitz genommenen
Samlg. B. E.
Abb. 89. Die Ruine der Veste Stoipen.
Nach einer Litkograpbie aus der Mitte des 19. Aabrbunderts.
An der Nordseite der Kapelle befindet sich der Brunnen derselbe wurde im Aahre 1608
unter Aufsicht des Hofrat Bernstein zu graben begonnen, wobei der Basaltfelsen „nur durch Feuer hat
können bezwungen werden"; erst im Aahre 1630 erreichte man Wasser. Nach den in Charpentiers
mineralischer Geographie enthaltenen Angaben ist der Brunnen von Freiberger Bergleuten 287 Fuß
(rund 82 m) tief in das Annere abgeteuft und sind die guerliegenden Basaltsäulen ohne Unterbrechung
zu verfolgen. Der kunstvolle, wohl einzig in seiner Art geschaffene Brunnen wurde zu Anfang des sieben-
jährigen Krieges, vom 16. bis 18. September 1756, durch Husaren vom preutzischen Korps des Herzogs
von Bevern zum Teil verschüttet, und noch im Anfange des 19. Aahrhunderts wurde bei der Zerstörung
der Kapelle Steinwerk derselben in den Brunnen geworfen, so datz jetzt die Höhe des Brunnenschachtes
nur noch 30,5 m beträgt. Gutem Vernehmen nach beabsichtigt die matzgebende Behörde die Reinigung
des Brunnenes, welche schon im Aahre 1792 beschlossen war, wie v. Zehmen in seinem öfter schon ange-
führten Manuskript berich-
tet. Dieser Bericht bestä-
tigt zugleich die Tradition,
datz im Aahre 1756 auch
Kanonenrohre in den
Brunnen geworfen worden
sind, indem er sagt: „Es
wird dieses bey der jeht
vorgenommenen(aber nicht
ausgeführten) Reinigung
viel Ilnfug machen, vorzüg-
lich werden die Kanonen,
wovon die eine sich guer-
über in das Gestein ge-
stemmt hat, schwer heraus-
zubringen sepn."
Von den im Süden
und Westen der Veste um-
ziehenden Befestigungen,
der „Zwinger" genannt
sind nur geringe Reste vor-
handen; an denselben schlotz
sich früher unmittelbar der von Kursürst August angelegte Tiergarten an.
Die Schicksale Stolpens sind aus den ältesten Zeiten nur wenig bekannt. Nur das wissen wir zuver-
lässig, datz die Hussiten im Iahre 1429 in dortiger Gegend arge Verheerungen anrichteten, das Städtchen
Iochrym niederbrannten, an die Veste Stolpen selbst aber sich nicht wagten.
Nach dem Tode des Bischofs Nikolaus II. (eines von Carlowitz) von Meißen war Fohann IX. (ein
Edler von Haugkwitz) Bischof geworden. Er geriet mit einem Neffen seines Vorgängers, Hans von Larlo-
witz, wegen Testamentsstreitigkeiten in Fehde (15. September 1558), in welcher letztgenannter mit seinen
Reisigen vor Stolpen erschien. Da Aohann nach Prag entflohen war, so verwüstete er aus Nache die bischöf-
lichen Besitzungen. Bischof Aohann versprach zwar von Prag aus den bedrängten Stolpenern Hilfe, doch
blieb sie aus, und so sahen sich die Einwohner Stolpens genötigt, ihren obersten Schutzherrn, den Kurfürsten,
um Rettung und Beistand anzuflehen. Erst nach 3 vollen Wochen schickte der Kurfürst einen Ausschuß
von bewaffneten Alt-Dresdner und Nadeberger Bürgern unter Anführung des Bruders des Befehders
nach Stolpen. Ohne Widerrede wurde dieser in die Burg eingelassen und nahm von ihr im Namen des
Kurfürsten Besitz. Die Streitigkeiten wurden bald ausgeglichen. Bischof Aohann mußte an Carlowitz
4000 Gulden zahlen und alle, welche während der Fehde Verluste erlitten hatten, entschädigen. Carlowitz
aber mußte allen Ansprüchen auf das Testament seines Onkels entsagen und alle schon in Besitz genommenen
Samlg. B. E.
Abb. 89. Die Ruine der Veste Stoipen.
Nach einer Litkograpbie aus der Mitte des 19. Aabrbunderts.