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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Editor]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 14.1913

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Nr. 7
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Ebhardt, Bodo: Der Schloßbau, 4, Die große Halle
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https://doi.org/10.11588/diglit.32139#0141
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12S

Cs liegt nun in der Anordnung einer grotzen Halle als Schlotzmittelpunkt, namentlich für unsere
moderne Tätigkeit auf diesem Gebiete und sür Bauten, die nicht einen gar zu grotzen Umfang an-
nehmen, ein sehr fruchtbarer Gedanke, dessen Weiterentwicklmrg unsere Zeit mit vollem Recht über-
nommen hat. Der Architekt eines modernen Schlosses wird an diesem Gedanken niemals vorübergehen,
der sich ebensowohl zu repräsentativen Zwecken als wie zu praktischen Anlagen der verschiedensten
Art und Weise durchbilden lätzt. Die grotze, meist zweistöckige Halle schlietzt autzerdem an alte deutsche
Motive, sowohl des fürstlichen oder ritterlichen Burgbaues, wie des städtischbürgerlichen Bauwesens,
und an die grotze Tenne des sreieil friesischen oder niedersächsischen Grotzbauern ail. Sehr häufig
wird auch Gelegenheit gegeben sein, den Gedanken, eiile grotze Halle zum Zentralpunkt eines ganzen
Schlotzbaues zu machen,
mit dem zweiten Gedanken
der Anlage weiträumiger
und prunkhaster Korridore
vereinigen lassen, dereil
schöne Wirkung man z. B.
beobachten kann bei dem
alten Schlosse Friedenstein
in Gotha, wo die langen
Galerien bei Hofsestlich-
keiten als Speisesäle be-
lmtzt werden können.

Nehmen wir also an,
datz der Bauherr eines
modernen Schlosses be-
stimmt hat, eine Halle zum
Mittelpunkt der gesamten
Näume zu machen, so ist
der Neichtum anVorbildern
ein unerschöpslicher.

Die Frage des An-
schlusses an die Treppen,
die Verbindung mit der
ersten Vorhalle, weiter mit
den in jedem Schlotzbau
notwendigen intimeren
Empfangsräumen wird die
Lösung beeinflussen. Abb. 9b, Grundritz von einem Schlosse in Tzschocha, zeigt, wie dort vom Ver-
sasser versucht ist, diese Frage zu lösen.

Die Vorhalle ist hier aus einem alten weiten Korridor entstanden und erstreckt sich bis zu der grotzen
Zentralhalle in einer Länge von 2b Metern vom Haupteingange des Schlotzbaues geradeaus nach Norden.
Vorn rechts und links sind Garderoben und vorn rechts am Eingang mit besonderem Zugang noch ein
Geschäftszimmer des Schlotzherrn angeordnet. Autzerdem ist von der Vorhalle, die durch einen grotzen
Windfang im Winter vor Kälte geschüht ist, ein Frühstückszimmer, ein Speisezimmer und ein Treppen-
haus zugänglich. Nordwärts schlietzt sich an: die grotze Zentralhalle, die durch zwei Stockwerke geht und
die Seele des ganzen Schloßbaues bildet. An ihrer einen Ecke liegt eine abgeschlossene Treppe, die
durch die verschiedenen Stockwerke führt, während an zwei Seiten der Halle an ihrer kurzen Südwand und
gegenüber den Fenstern an der westlichen Längswand aus halber Höhe eine Galerie sich entlang zieht.
Eine mächtige Holzkasettendecke überspannt den Raum, getragen von einem alten Niesenbalken von
16 Meter Länge, der im Bau vorgefunden wurde. Zwei mächtige hohe Fenster durchbrechen die östliche
 
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