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Schon am Begrühungsabend in Kulmbach, dem traulichen, fränkischen Städtchen, hatte sich eine
stattliche Anzahl der Teilnehmer zusammengesunden, die in den solgenden Tagen bis aus 15O anschwoll.
Die Stadt war zu Ehren der Besucher reich beslaggt und geschmückt, am Bahnhos war eine Ehrenpsorte
in Gestalt eines mittelalterlichen Tores errichtet. Die Bürgerschaft wetteiserte darin, den Gästen den
Aufenthalt so genutzreich wie möglich zu gestalten, was besonders diejenigen Teilnehmer dankbar emp-
sunden haben werden, denen Prwatquartiere dargeboten wurden, da die Gasthäuser der Stadt die Be-
sucherscharen nicht zu fassen vermochten.
Am Saalbau Wittelsbach versammelte man sich am Vorabend und hier begrützte namens der Stadt
Herr rechtskundiger Bürgermeister Hosrat Flessa die Erschienenen, worauf Exzellenz von Barde-
leben den Dank der Ver-
einigung sür den so glänzenden
Empfang aussprach. Herr Pro-
sessor Dr. Limmer bereitete
sodann die Teilnehmer durch
eine grotze Neihe der vorzüg-
lichsten Lichtbilder von Kulm-
bach und der Plassenburg auf
die Besichtigung des nächsten
Tages vor, wosür ihm reicher
Beisall zuteil wurde. Lange
satz man dann noch angeregt
beisammen und manch Wieder-
sehen wurde unter den alten
Burgensahrern fröhlich gefeiert.
Der nächste Morgen brachte
die Besichtigung von Stadt und
Burg; am Rathaus war der
Sammelpunkt und von hier
aus stieg man zur Plassenburg
empor. Kulmbach war lange
Zahre die Hauptstadt des Für-
stentums Bayreuth, das mit Ansbach einen so glänzenden Besih der brandenburg-preutzischen
Hohenzollern bildete. Noch heute begegnen uns in den Stratzen aus Schritt und Tritt zahlreiche Erin-
nerungen an unser Herrscherhaus, die Hohenzollern. Von den älteren Gebäuden der Stadt, die 1553
im albertinischen Kriegesast vollständig zerstört wurde, sind zu nennen die gotische St. Petrikirche, begonnen
1439, in den Kriegen des 1ö. Iahrhunderts stark beschädigt und 1877—1879 wiederhergestellt; das ehe-
malige markgräfliche Kanzleigebäude, 1563 vollendet und später teilweise umgebaut; der auf einem Vor-
sprunge des Schlotzberges durch seine prächtige Lage sesselnde Mönchshof, der 1691—1695 erbaut wurde
und einsi Besih des Klosters Langheim war. Auch das reizende Rathaus, im Rokokostil 1752 erbaut, ver-
dient Beachtung.
Wenige Tage vorher war in der Nähe von Kulmbach ein Silberschah ausgegraben worden,
der durch ge'chicktes Eingreisen des Bürgermeisters sür die Stadt erworben werden konnte. Die Burgen-
fahrer hatten Gelegenheit den Fund zu besichtigen; es handelt sich um eine Anzahl aus Silber getriebener
Geräte, Pokale, Becher usw., anscheinend der Taselschmuck einer vornehmen ritterlichen Familie. Der
köstliche Schah gehört der deutschen Frührenaissance an.
Dann ging es hinaus zur Plassenburg, die auf beherrschender Höhe über der Stadt gelegen ist. Die
Burg ist eine der alten Stammburgen der Hohenzollern und war lange Zeit Residenz dieser Fürsten.
Hier tras Friedrich I. 1413von Kadolzburg ein um mit grotzem Trotz seinen Zug in die Mark anzutreten.
Eine Perle der deutschenNenaissance kann das Schlotz mit Recht genannt werden und die Pracht seinesHofes,
Hofphotogr. E. Steiger, Lleve
Abb. 107. Straße in Nulmbach.
Schon am Begrühungsabend in Kulmbach, dem traulichen, fränkischen Städtchen, hatte sich eine
stattliche Anzahl der Teilnehmer zusammengesunden, die in den solgenden Tagen bis aus 15O anschwoll.
Die Stadt war zu Ehren der Besucher reich beslaggt und geschmückt, am Bahnhos war eine Ehrenpsorte
in Gestalt eines mittelalterlichen Tores errichtet. Die Bürgerschaft wetteiserte darin, den Gästen den
Aufenthalt so genutzreich wie möglich zu gestalten, was besonders diejenigen Teilnehmer dankbar emp-
sunden haben werden, denen Prwatquartiere dargeboten wurden, da die Gasthäuser der Stadt die Be-
sucherscharen nicht zu fassen vermochten.
Am Saalbau Wittelsbach versammelte man sich am Vorabend und hier begrützte namens der Stadt
Herr rechtskundiger Bürgermeister Hosrat Flessa die Erschienenen, worauf Exzellenz von Barde-
leben den Dank der Ver-
einigung sür den so glänzenden
Empfang aussprach. Herr Pro-
sessor Dr. Limmer bereitete
sodann die Teilnehmer durch
eine grotze Neihe der vorzüg-
lichsten Lichtbilder von Kulm-
bach und der Plassenburg auf
die Besichtigung des nächsten
Tages vor, wosür ihm reicher
Beisall zuteil wurde. Lange
satz man dann noch angeregt
beisammen und manch Wieder-
sehen wurde unter den alten
Burgensahrern fröhlich gefeiert.
Der nächste Morgen brachte
die Besichtigung von Stadt und
Burg; am Rathaus war der
Sammelpunkt und von hier
aus stieg man zur Plassenburg
empor. Kulmbach war lange
Zahre die Hauptstadt des Für-
stentums Bayreuth, das mit Ansbach einen so glänzenden Besih der brandenburg-preutzischen
Hohenzollern bildete. Noch heute begegnen uns in den Stratzen aus Schritt und Tritt zahlreiche Erin-
nerungen an unser Herrscherhaus, die Hohenzollern. Von den älteren Gebäuden der Stadt, die 1553
im albertinischen Kriegesast vollständig zerstört wurde, sind zu nennen die gotische St. Petrikirche, begonnen
1439, in den Kriegen des 1ö. Iahrhunderts stark beschädigt und 1877—1879 wiederhergestellt; das ehe-
malige markgräfliche Kanzleigebäude, 1563 vollendet und später teilweise umgebaut; der auf einem Vor-
sprunge des Schlotzberges durch seine prächtige Lage sesselnde Mönchshof, der 1691—1695 erbaut wurde
und einsi Besih des Klosters Langheim war. Auch das reizende Rathaus, im Rokokostil 1752 erbaut, ver-
dient Beachtung.
Wenige Tage vorher war in der Nähe von Kulmbach ein Silberschah ausgegraben worden,
der durch ge'chicktes Eingreisen des Bürgermeisters sür die Stadt erworben werden konnte. Die Burgen-
fahrer hatten Gelegenheit den Fund zu besichtigen; es handelt sich um eine Anzahl aus Silber getriebener
Geräte, Pokale, Becher usw., anscheinend der Taselschmuck einer vornehmen ritterlichen Familie. Der
köstliche Schah gehört der deutschen Frührenaissance an.
Dann ging es hinaus zur Plassenburg, die auf beherrschender Höhe über der Stadt gelegen ist. Die
Burg ist eine der alten Stammburgen der Hohenzollern und war lange Zeit Residenz dieser Fürsten.
Hier tras Friedrich I. 1413von Kadolzburg ein um mit grotzem Trotz seinen Zug in die Mark anzutreten.
Eine Perle der deutschenNenaissance kann das Schlotz mit Recht genannt werden und die Pracht seinesHofes,
Hofphotogr. E. Steiger, Lleve
Abb. 107. Straße in Nulmbach.